Das Wort Lymphe kommt vom lateinischen „lympha“, was so viel bedeutet wie „klares Wasser“. Tatsächlich ist Lymphe eine wässrige, gelblich gefärbte Substanz. Sie durchfließt in meterlangen, feinsten Kanälchen den ganzen Körper.
Lymphe entsteht aus nährstoffreichem Blutplasma. Beim Übergang aus den arteriellen in die venösen Blutgefäße verbleiben etwa 10 Prozent des Blutplasmas in den Zellzwischenräumen. Das sind immerhin etwa zwei Liter pro Tag. Diese Überreste bezeichnet man als Gewebsflüssigkeit.
Ein paralleles Netzwerk: Die Lymphgefäße
Überall in den Zellzwischenräumen des Körpers beginnen hauchdünne Lymphkapillaren. Sie nehmen die dort verbliebene Gewebsflüssigkeit auf und transportieren sie als Lymphe weiter in Richtung Herz. Dort wird sie in der oberen Hohlvene wieder mit dem Blut zusammengeführt.
Die zunächst sehr verästelten Lymphkapillaren vereinigen sich zu größeren Lymphgefäßen. Diese verlaufen meist parallel zu den venösen Blutgefäßen. Teile dieser Gefäße, die sogenannten Lymphherzen, ziehen sich durch Muskelkontraktion etwa zehnmal pro Minute zusammen. So sorgen sie für die nötige Pumpbewegung.
Das Lymphsystem durchzieht den gesamten Körper. Hier ist auch ein Lymphknoten dargestellt © lom123 | AdobeStock
Die Lymphknoten
An bestimmten Stellen, zum Beispiel
- unter der Achsel,
- am Hals und
- in der Leiste,
sind den Lymphgefäßen Unterbrechungen in Form von Knoten zwischengeschaltet. Hier wird die Lymphe von
- Krankheitserregern,
- Zelltrümmern und
- Fremdkörpern
gereinigt, um den Organismus vor Schaden zu bewahren.
Die etwa 1-20 mm großen Lymphknoten zählen zu den lymphatischen Organen. Sie enthalten Lymphozyten und Makrophagen. Das sind spezielle, zu den weißen Blutkörperchen zählende Abwehrzellen, die Viren und Bakterien erkennen und angreifen.
Die Lymphknoten am Hals können etwa während einer Virusgrippe tastbar werden. Das liegt daran, dass sie aufgrund der Infektion ihre Leistung steigern und entsprechend anschwellen.
Einbettung von Lymphkapillaren (grün) zwischen den Blutgefäßen © ilusmedical | AdobeStock
Neben den Lymphknoten gehören zum System noch weitere lymphatische Organe. In diesen Organen können sich Lymphozyten vermehren oder differenzieren. Sie ergänzen sich gegenseitig in ihren Funktionen:
Das Knochenmark
Hier nimmt alles seinen Anfang. Im Knochenmark findet die sogenannte Lymphopoese statt, bei der aus Lymphozyten-Stammzellen zunächst Lymphoblasten entstehen. Aus diesen wiederum gehen zweierlei Lymphozyten-Vorläufer hervor:
- Pro-T-Lymphozyten und
- Pro-B-Lymphozyten.
Sie durchlaufen das Knochenmark und siedeln sich dann in den diversen anderen lymphatischen Organen an.
Der Thymus
Im Thymus werden die aus dem Knochenmark kommenden Pro-T-Lymphozyten in T-Lymphozyten umgewandelt.
Sie durchlaufen zunächst eine Selektion und dann die Prägung, die sie auf ihre wichtige Aufgabe im Immunsystem vorbereitet.
Die Milz
Die Milz produziert unter anderem die bereits genannten Makrophagen (auch Abwehr- oder Fresszellen genannt). Darüber hinaus speichert sie Lymphozyten und baut überalterte Blutzellen ab.
Die Tonsillen oder der lymphatische Ring
Der lymphatische Ring besteht aus Rachen-, Zungen- und Gaumenmandeln. Er zerstört diejenigen Erreger, die sich aus der Atemluft und über die Schleimhäute im Körper ausbreiten wollen.
In den Tonsillen vermehren sich außerdem die B-Lymphozyten.
Lymphatisches Gewebe im Darm (Peyer-Plaques)
Die Peyer-Plaques werden auch Peyer-Platten oder Peyer-Drüsen genannt. Sie finden sich in der Schleimhaut des Dünndarms bis hin zum Wurmfortsatz (Blinddarm).
Sie bestehen aus einer Ansammlung mikroskopisch kleiner Kolonien von B-Lymphozyten, sogenannter Lymphfollikel. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Infektionsabwehr im Darm und leiten immunologische Informationen weiter.
Die Aufgaben des Lymphsystems zusammengefasst
- Es ist wichtiger Teil des Immunsystems.
- Es reguliert das Flüssigkeitsvolumen im Gewebe.
- Es transportiert Nahrungsfette aus dem Bauchraum direkt zu den Zellen.
Lymphödem: Abflussstörung des Lymphsystems
Ist der Lymphfluss gestört oder unterbrochen, kommt es zu vermehrter Flüssigkeitsansammlung im Gewebe. Meist treten solche Lymphödeme an den Extremitäten auf.
Die betroffene Körperregion schwillt an und das Unterhautfettgewebe entwickelt eine teigige Konsistenz. Unbehandelt kann es zu
mit entsprechender Funktionseinschränkung kommen.
Abhilfe verschafft hier nur eine regelmäßig durchgeführte manuelle Lymphdrainage. Dabei regt ein Masseur mit leichten, kreisförmigen Bewegungen das Gefäßsystem an. Dadurch kann die Lymphe besser abfließen.
Lymphangitis: Entzündung eines Lymphgefäßes
Meist tritt die Entzündung von Lymphgefäßen an einer der oberflächlich verlaufenden Lymphbahnen auf. In der betroffenen Region rötet sich die Haut und vom Entzündungsherd breitet sich ein roter Strang in Richtung Körpermitte aus. Die Stelle ist meist schmerzhaft und leicht geschwollen.
Ist die Lymphangitis durch Bakterien verursacht, lässt sie sich gut mit Antibiotika behandeln. Gehen Sie rechtzeitig zum Arzt! Ansonsten kann es zu Komplikationen, schlimmstenfalls sogar zur Blutvergiftung (Sepsis) kommen.
Das Hodgkin-Lymphom und andere Krebserkrankungen
Neben Viren und Bakterien filtern Lymphknoten im Falle einer Krebserkrankung auch Tumorzellen aus. Diese sammeln sich im Knoten an und verbreiten sich dann über das Lymphsystem allmählich im ganzen Körper.
Um das zu verhindern, kann der Arzt einzelne, in der Nähe eines Tumors befindliche Lymphknoten entnehmen.
Andere Krebserkrankungen wie
betreffen ganz direkt das Lymphsystem. Bei malignen (bösartigen) Lymphomen schwellen typischerweise die Lymphknoten an. Sie treten in unterschiedlicher Form auf und sind unterschiedlich gut behandelbar.
Bei Brustkrebs schwellen die Lymphknoten in den Achselhöhlen an (sogenannte Wächterlymphknoten) © Henrie | AdobeStock
Geschwollene Lymphknoten sind ein ernstzunehmendes Krankheitszeichen, aber kein Grund zur Panik. Sie treten oft schon bei gewöhnlichen Erkältungen oder auch beim Pfeifferschen Drüsenfieber auf.
Gehen Sie zum Arzt, wenn
- die Schwellung nach einigen Tagen nicht zurückgeht,
- Sie starke Beschwerden oder
- nach einer Verletzung den Verdacht auf eine Blutvergiftung haben.