Kardioversion | Spezialisten und Informationen

Die Kardioversion (lat.: cardio = Herz, vertere = wenden) bezeichnet ein Verfahren, bei dem der Sinusrhythmus des Herzens wiederhergestellt wird. Es wird eingesetzt bei Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern und soll die Rückkehr zu einem gleichmäßigen Puls ermöglichen.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für die Kardioversion.

Artikelübersicht

Kardioversion - Weitere Informationen

Was bedeutet Kardioversion?

Eine Kardioversion ist die Behandlung von Herzrhythmusstörungen, bei der ein unregelmäßiger Herzschlag wieder in einen regelmäßigen zurückverwandelt wird. „Kardio-“ steht für Herz und „-version“ für zurückführen. Eine Kardioversion kann durch spezielle Medikamente oder Stromanwendung erfolgen. 

Bei der medikamentösen Kardioversion werden sogenannte Antiarrhythmika eingesetzt, hierzu gehören beispielsweise Flecainid, Amiodaron und Propafenon. „Anti“ bedeutet hier gegen und „Arrhythmie“ ist ein unregelmäßiger Herzschlag.

Bei der Stromanwendung spricht man auch von einer elektrischen Kardioversion, die von außen (extern) oder von innen (intern) durch spezielle Schrittmacher durchgeführt werden kann.

Was ist ein normaler und gesunder Herzschlag?

Taktgeber für den gesunden, regelmäßigen Herzschlag ist der sogenannte Sinusknoten, weshalb der normale Herzschlag auch Sinusrhythmus genannt wird. Der Sinusknoten ist eine ca. 3mm breite sowie 10mm lange kommaförmige Struktur und befindet sich im rechten Vorhof des Herzens. Er ist eine Art Taktgeber, von ihm werden elektrische Signale in die vier Herzhöhlen (zwei Vorhöfe und zwei Kammern) geleitet und somit die Herzmuskelkontraktionen gesteuert. Ein Sinusrhythmus entspricht einem gleichmäßigen Puls und somit dem Normalzustand. Je nach körperlicher Aktivität variiert allerdings die Anzahl an Herzschlägen pro Minute zwischen 40 Schlägen (im Tiefschlaf) und über 180 Schlägen bei körperlicher Höchstanstrengung. Auch dies wird durch den Sinusknoten gesteuert.

Wann entsteht ein krankhafter Herzrhythmus?

Wenn der Rhythmus aus dem Takt gerät, entstehen unregelmäßige Herzschläge. Bei diesen Herzrhythmusstörungen besteht der eigentliche Herzschlag zwar weiterhin, jedoch ohne die erforderliche Erregungssteuerung über den Sinusknoten. Dies kann daran liegen, dass andere Herzareale die elektrischen Impulse zur Erregung des Herzens übernehmen und den Sinusknoten sozusagen „übertrumpfen“. Oft liegt es aber auch daran, dass der Sinusknoten krank wird. 

Zu den häufigsten Formen der Herzrhythmusstörung zählt das Vorhofflimmern. Der Impuls für die Herzfrequenz geht dabei von anderen unterschiedlichen Orten in den Herzvorhöfen aus.

Die Gründe für eine Entstehung von Vorhofflimmern sind vielfältig, oft ist es eine Kombination aus

Auch ein Herzinfarkt stellt einen der wichtigsten Risikofaktoren für die Ausbildung von Herzrhythmusstörungen da.

Wann ist eine Kardioversion notwendig?

Eine Kardioversion ist im Notfall notwendig, wenn plötzlich auftretende Herzrhythmusstörungen zu einem Bewusstseinsverlust und Ohnmacht führen. Dies ist beispielsweise beim Kammerflimmern der Fall, welches unter anderem bei einem Herzinfarkt auftreten kann. Funktionell entsteht durch das Kammerflimmern ein Herzstillstand, da das Blut nicht mehr effektiv aus dem Herzen ausgepumpt werden kann. Genau genommen handelt es sich aber nicht um einen Herzstillstand, sondern durch eine ununterbrochen aktive Herzmuskulatur, die eine geregelte Herzaktion unmöglich macht. In diesen Notfallsituationen wird die externe Kardioversion angewendet, wozu ein Defibrillator („Schockgeber“) verwendet wird.

Es gibt auch elektive, also geplante, Indikationen für eine Kardioversion. Häufigste Ursache ist das chronische Vorhofflimmern, welches über einen längeren Zeitraum hinweg besteht. Dies führt zu einer dauerhaft unkoordinierten Tätigkeit des Herzmuskels und die Effektivität, mit der das Blut in die Gefäße gepumpt wird, verringert sich. Viele Betroffene erleben dies als Herzrasen und spüren die Unregelmäßigkeit der Herzschläge auch körperlich. Anzeichen von Schwäche und Schwindel sowie Übelkeit und Unruhe sind ebenfalls möglich. Wenn diese Anzeichen bestehen sollte, insbesondere bei jüngeren und aktiven Patienten, eine Kardioversion diskutiert werden.

Ist chronisches Vorhofflimmern gefährlich?

Gefährlich ist ein reines Vorhofflimmern in der Regel nicht, allerdings gibt es ein deutlich erhöhtes Risiko für die Ausbildung von Gerinnseln (medizinisch Thromben genannt) in den unregelmäßig schlagenden Herzvorhöfen. Vor allem im Bereich von Ausstülpungen der Herzvorhöfe kommt es entsprechend zu einer Bildung von Thromben. 

Ursache dafür ist die verlangsamte Geschwindigkeit, mit der das Blut fließt. Diese Gerinnsel können schließlich mit dem Blutstrom verschleppt und in eine wichtige Körperarterie abgeschwemmt werden. Dies nennt man Embolie. Beispiele hierfür sind ein plötzlicher Gefäßverschluss am Bein, der sich durch ein ausgeprägtes Kältegefühl bemerkbar macht, oder auch ein Schlaganfall, wenn das Gerinnsel nach oben ins Gehirn verschleppt wird.

Um einen akuten Schlaganfall zu verhindern, wird eine Antikoagulation (lat.: coagulare = gerinnen), eine gerinnungshemmende Therapie durchgeführt. Diese Maßnahme erfolgt begleitend für mehrere Wochen, oft auch Jahre, je nach individueller Indikation und persönlichem Risikoprofil des Patienten.

Wer führt eine Kardioversion durch?

Die Diagnose und nicht-chirurgische Behandlung von Erkrankungen des Herzens obliegt Fachärzten für Innere Medizin und Kardiologie. Diese Spezialisten (Kardiologen) führen medikamentöse Therapien und katheterbasierte Behandlungen sicher durch. Die nicht-chirurgische Therapie beinhaltet somit alle invasiven (mit Kathetern) und medikamentösen Maßnahmen bis auf eine Herzoperation, letztere wird durch Herzchirurgen durchgeführt. 

Muss jeder Patient mit Vorhofflimmern eine Kardioversion erhalten?

Nicht jeder Patient, der Vorhofflimmern hat, braucht eine Kardioversion. Viele Patienten haben bereits jahrelang ein Vorhofflimmern, ohne schwerwiegende Probleme zu haben. Da das Vorhofflimmern allerdings mit einem erhöhten Risiko von Schlaganfällen einhergeht, werden die allermeisten Patienten mit einem gerinnungshemmenden Medikament behandelt. Die Indikation zur Kardioversion, also zur Herstellung eines regelmäßigen Sinusrhythmus, ergibt sich bei Patienten mit erst kürzlich aufgetretenem Vorhofflimmern, sehr schnellem Herzschlag (Tachykardie) oder Herzschmerzen (Myokardischämie) durch Durchblutungsstörungen der Herzmuskulatur.

Wenn das Vorhofflimmern nicht innerhalb von 48 Stunden von selbst aufhört, ist die Durchführung einer Kardioversion angeraten. Diese ist sowohl medikamentös, als auch elektrisch möglich.

Was sind die Besonderheiten der medikamentösen versus elektrischen Kardioversion?

Bei der medikamentösen Therapie wird eine Herstellung des Sinusrhythmus durch ein Antiarrhythmikum versucht. Die Medikamentenform hat das Ziel, eine reguläre Herztätigkeit zu erreichen.

Wenn der gewünschte Zustand durch die medikamentöse Kardioversion nicht herstellbar ist, wird eine elektrische Kardioversion durchgeführt. Hierbei wird ein Gleichstromimpuls mit einem Defibrillator auf der Höhe der Brustwand gesetzt.

Die Behandlung ist schmerzfrei, dauert nur wenige Minuten und wird unter einer kurzen Vollnarkose durchgeführt. Während der Elektrokardioversion wird der Patient vom EKG (Elektrokardiogramm zur Aufzeichnung der Herztätigkeit) überwacht. Nach der Behandlung ist ein weiterer Termin erforderlich, um die Erhaltung des Sinusrhythmus zu prüfen.

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By BruceBlaus. When using this image in external sources it can be cited as: Blausen.com staff (2014). "Medical gallery of Blausen Medical 2014". WikiJournal of Medicine 1 (2). DOI:10.15347/wjm/2014.010. ISSN 2002-4436. - Own work, CC BY 3.0, Link

Welche Risiken hat die Kardioversionsbehandlung?

Patienten, die bereits einen Herzschrittmacher haben, werden unter Umständen nicht kardiovertiert. Es besteht jedoch die Option einer speziellen Sondeneinstellung des Schrittmachers, die eine risikoärmere Behandlung möglich macht.

Ein hohes Risiko ist durch Thromben im Vorhof gegeben, die regelmäßig im Rahmen des Vorhofflimmerns entstehen. Es ist möglich, dass sie sich bei einer elektrischen Kardioversion lösen und zu einer Embolie führen. Aus diesem Grund wird meist unmittelbar vor einer Kardioversion eine Transösophageale Echokardiografie (Herz-Ultraschall) durchgeführt. Bei dieser als „Schluckecho“ bekannten Untersuchung wird eine Sonde über die Speiseröhre eingeführt und bis zum Magen vorgeschoben. Die Speiseröhre ist unmittelbar hinter dem Herzen positioniert, daher kann das Schluckecho von hier aus genaue Bilder liefern, die über eventuelle Thromben im Vorhof Auskunft geben. Wenn sich Thromben zeigen, muss die Kardioversion zwingend unter einer speziellen Blutverdünnung erfolgen.

Ein grundsätzliches Risiko liegt im unbeabsichtigten Auslösen zusätzlicher Herzrhythmusstörungen durch die Defibrillation selbst. Dadurch würde der Zustand verschlechtert anstatt verbessert.

Wie sehen die Nachsorge und Nachbehandlung einer Kardioversion aus?

Generell gilt die Kardioversion als hilfreich und erfolgversprechend bei Vorhofflimmern, vor allem wenn es medikamentös nicht regulierbar ist und zu Beschwerden führt.

Der Langzeiterfolg einer Kardioversion lässt sich nur für den Einzelfall beantworten und ist durch die zusätzliche Gabe rhythmuserhaltender Medikamente zumindest wahrscheinlicher.

Dennoch kommt es auch nach einer Kardioversion häufig zu einem erneuten Auftreten des Vorhofflimmerns. Es besteht hier die Möglichkeit einer nochmaligen Durchführung der Behandlung, jedoch liefert auch eine Wiederholung keine Erfolgsgarantie.

Je länger die Rhythmusstörung existiert, umso schwerer ist ein dauerhafter Erhalt des Sinusrhythmus.

Wenn trotz mehrfacher Kardioversionen und einer medikamentösen Behandlung kein dauerhafter Erfolg erzielt wird, ist gegebenenfalls eine Katheterablation durchführbar. Hierbei werden bestimmte Bereiche im Gewebe des Herzmuskels verödet, um weitere Impulsstörungen dauerhaft zu unterbinden. Auch hier sind die Erfolgsaussichten unterschiedlich und individuell zu betrachten.

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