Myelographie (Myelogramm) - Spezialisten und Informationen

13.05.2024
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Die Myelographie ist ein bildgebendes Untersuchungsverfahren, bei dem Ärzte Kontrastmittel in den Wirbelkanal spritzen, um Röntgenaufnahmen zu machen. Die Untersuchung dient der Diagnose von krankhaften Veränderungen im Wirbelkanal und dem darin befindlichen Rückenmark.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen zu diesem Diagnoseverfahren sowie Spezialisten für die Durchführung einer Myelographie.

Artikelübersicht

Definition: Was ist eine Myelographie?

Die Myelographie ist eine Röntgenuntersuchung mit einem Kontrastmittel, die pathologische Veränderungen im Wirbelkanal und dem darin befindlichen Rückenmark feststellt.

Das konventionelle Röntgen ist mit der Myelo-Computertomographie auch in Kombination möglich. Veränderungen der Wirbelsäule und des Rückenmarks diagnostizieren Ärzte derzeit hauptsächlich mittels Magnetresonanztomografie. Sie ist im Gegensatz zur Myelographie ohne Punktion des Spinalkanals möglich. In einigen Bereichen ist jedoch weiterhin eine Myelografie erforderlich.

Die RARE MR-Myelographie (Rapid Acquisition with Enhanced Relaxation Myelography) ist eine MRT-Sequenz, die schnell wasserspezifische Bilder aufnimmt.

Sie kann auch - wie die konventionelle Myelographie - Verengungen des Subarachnoidalraums (z. B. durch Tumoren) ohne Kontrastmittel deutlich darstellen.

Gründe für die Durchführung einer Myelographie

Die Myelographie kommt zum Einsatz, wenn MRT und CT keine Informationen über räumliche und dynamische Verhältnisse der Wirbelsäule liefern.

Um das Zusammenspiel zwischen Knochen der Wirbelsäule, Bandscheiben, Rückenmark und Nerven zu analysieren, betrachten Ärzte die Wirbelsäule dynamisch.

Beim Beugen kann sich die Bandscheibe beispielsweise aus dem Bandscheibenraum in den Wirbelkanal wölben und dort einen Nerv einklemmen. Sie kann sich gleichzeitig in aufrechter Position völlig unbemerkt verhalten.

Außerdem benötigt nicht jeder Bandscheibenvorfall eine Behandlung. Es kommt immer darauf an, wie viel Freiraum zu den angrenzenden Nerven bleibt.

Die miteinander verbundenen Wirbeln bilden im Inneren die knöcherne Membran des Wirbelkanals. Sie enthält einen Duralsack, in dem sich das Rückenmark und die ausgehenden Nervenwurzeln befinden.

Das Rückenmark ist von Liquor umgeben. Ohne Kontrastmittel ist der Inhalt des Spinalkanals auf einem Röntgenbild nicht zu sehen.

Kommt es zu einer Verengung des Rückenmarks, der Nervenwurzeln oder des Wirbelkanals kann das zu Schmerzen und Lähmungen führen. Das genaue Ausmaß der Verengung oder Verschiebung des Rückenmarks lässt sich mittels Myelografie bestimmen.

Mit dem Aufkommen moderner nicht-invasiver transversaler Bildgebungsverfahren wie MRT und CT hat die Bedeutung der Myelographie abgenommen.

Dennoch kommt die Myelographie nach wie vor bei speziellen Problemen in der Neurochirurgie zum Einsatz. Auch dann, wenn CT oder MRT nicht durchführbar sind.

Grundsätzlich kommt die Myelographie hauptsächlich zur Diagnose von Neoplasien im Spinalkanal zum Einsatz. Bei der Beurteilung sollten Ärzte auf Lücken im Kontrastmittel achten.

Bei spinalen Wurzelkompressionssyndromen kann der Vorteil der dynamischen Bildgebung in der Myelographie nützlich sein. Vor allem, um Füllungsdefekte in Wurzeltaschen zu erkennen.

Daher kommt die Myelographie zum Einsatz, um offene Fragen vor einer Operation zu klären. Vor allem dann, wenn MRT oder CT nicht durchführbar sind, wie zum Beispiel bei Skoliose.

Nach Kontrastmittelinjektion und Myelographie ist auch eine Computertomographie möglich, um Bilder zusätzlicher Schichten zu erhalten.

SkolioseSkoliose ist eine dreidimensionale Deformierung der Wirbelsäule, die zu einer mehr oder weniger deutlich sichtbaren Fehlhaltung führt @ filins /AdobeStock

Ablauf einer Myelographie

Die Untersuchung erfolgt im Sitzen oder in der Seitenlage. Nach einer Lokalanästhesie an der Punktionsstelle führt der Arzt eine dünne Hohlnadel in den Spinalkanal zwischen den Lendenwirbeln ein.

In dieser Höhe gibt es kein Rückenmark, sondern nur Nervenwurzeln. Der Arzt entnimmt mit einer Spritze zunächst mehrere Milliliter Liquor cerebrospinalis (CSF), die er im Labor untersuchen lässt.

Dadurch ist die korrekte Position der Nadel sichergestellt. Anschließend injiziert er durch die Hohlnadel ein Kontrastmittel in den Spinalkanal.

Der Patient liegt dann mit dem Kopf nach unten, damit sich das Kontrastmittel auf die Brust- und Halswirbelsäule ausbreitet. Anschließend folgen Röntgen- und Querschnittsbilder.

Nach der Untersuchung muss sich der Patient mehrere Stunden hinlegen und bis zum Ende des Tages im Bett bleiben. Ansonsten führt die Druckänderung im Wirbelkanal zu starken Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Der Körper scheidet das Kontrastmittel innerhalb von wenigen Stunden mit dem Urin aus.

Um räumliche Beziehungen zwischen Nervenwurzeln zu beurteilen, ist die Myelographie in Kombination mit der Postmyelo-CT anderen bildgebenden Verfahren überlegen.

Dank des starken Kontrastes können Ärzte die Nerven millimetergenau von den umgebenden Strukturen unterscheiden.

Punktion SpinalkanalDie Injektion des Kontrastmittels erfolgt in den Wirbelkanal @ Aldona /AdobeStock

Patientenverhalten vor und nach der Myelographie

Die Untersuchung erfolgt in der Regel in einem Krankenhaus. Einen Tag vor der Untersuchung erfolgt das Arztgespräch, in dem der Arzt das Vorgehen und mögliche Risiken mit Ihnen bespricht. Unverträglichkeiten (Allergien) mit Desinfektionsmitteln, jodhaltigen Kontrastmitteln und Pflastern müssen Sie vorab melden.

Für die Untersuchung müssen folgende Blutparameter bekannt sein:

  • Blutgerinnung: Thrombozytenzahl; PTT, INR-Wert
  • Schilddrüse: TSH

Laborwerte sollten nicht älter als vier Wochen alt sein. Sie können sie vorab ambulant ermitteln lassen. Möglicherweise müssen Sie einige Tage zuvor die Einnahme von Antikoagulanzien abbrechen.

Nach der Myelographie sollten Sie für 6 Stunden auf Bettruhe achten und ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen. Eine Schwangerschaft darf nicht bestehen.

Mögliche Komplikationen und Risiken einer Myelographie

Die Myelographie ist ein diagnostisches Verfahren mit geringem Risiko. Trotz Sorgfalt können in einigen Fällen Komplikationen auftreten, die in der Regel leicht zu kontrollieren sind. 

Mögliche Beeinträchtigungen sind:

  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Allergische Reaktionen
  • Infektionen
  • Blutungen
  • Sehr selten auch Rückenmarks- und Hirnhautentzündungen und
  • Noch seltener Nervenschädigungen mit vorübergehendem oder dauerhaftem Funktionsverlust (Sinnesstörungen, Lähmungen)

Die ersten Kontrastmittel, die für die ersten Myelographen um 1922 zur Verfügung standen, waren ölbasiert. Der Körper konnte sie nicht aufnehmen.  Wesentlich belastender als die Injektion des Kontrastmittels selbst war die Entfernung der öligen Flüssigkeit über Punktionskanüle. In vielen Fällen half dies nicht. Einige Tropfen blieben unten im Duralsack und verursachten Narben. Heute kommen resorbierbare Kontrastmittel zum Einsatz, bei denen dieses Problem nicht mehr auftritt.

Jedes Verfahren, das intakte Haut durchdringt, kann zu einer Infektion führen. Die Erreger von Eiter im Spinalkanal sind ein ernstes Problem, denn eine eitrige Meningitis kann tödlich sein. 

Heute ist diese Komplikation jedoch äußerst selten. Nach einer Punktion des Duralsacks kommt es häufig zu einem Verlust von Liquor cerebrospinalis. Die Rückenmarksflüssigkeit fließt ähnlich wie Wasser durch die Öffnung ab und erzeugt einen Unterdruck im Inneren des Schädels. Die Folge sind starke Kopfschmerzen (Postduralpunktionskopfschmerz).

Den Vorteilen dieser Untersuchungsmethode gegenüber der MRT und der Computertomographie stehen auch Nachteile gegenüber. Die Myelographie ist eine Röntgenuntersuchung und ein invasives Untersuchungsverfahren.

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