Somatopsychische Störungen sind Krankheitsverarbeitungsstörungen, die bei folgenden Krankheiten auftreten:
Krebserkrankungen
Transplantationen
Dialyse sowie bei
Chronischen somatischen Erkrankungen
Bei den auslösenden chronischen Krankheiten kann es sich um eine Vielzahl von Erkrankungen handeln wie:
- Vaskuläre Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall)
- Diabetes mellitus
- Chronische Hauterkrankungen oder
- Rheumatische Erkrankungen
Eine somatopsychische Störung erhält in der Regel eine Verschlüsselung nach F-Diagnosen plus einer somatischen Diagnose.
Die F-Diagnosen sind beispielsweise:
Chronische Erkrankungen stellen den Betroffenen vor vielfältige psychische und soziale Herausforderungen:
- Emotionale Bewältigung der inneren und äußeren Bedrohung und die damit in Verbindung stehenden Gefühle
- Verunsicherungen hinsichtlich der sozialen Rolle und Aufgabe (Veränderung der Beziehung zur Familie, Freunden und des Arbeitslebens)
- Medizinische Anpassungsleistung, Beziehung mit dem Medizinpersonal, neue Umgebung bei Hospitalisierung, Auswirkung der Therapie
- Selbstintegrität und Wohlbefinden sollen erarbeitet oder so gut wie möglich erhalten bleiben
- Ein verändertes neues Selbstbild mit ungewisser Zukunft hinsichtlich des Krankheitsverlaufes ist zu erarbeiten
Durch Psychotherapie können Betroffene die Folgen der körperlichen Erkrankung bewältigen und Stresssymptome reduzieren @ Photographee.eu /AdobeStock
Die innerpsychischen Folgen einer chronischen Erkrankung können sein:
- Narzisstische Kränkung (Angst, Scham, Depression): „Ich (mein Körper) bin nichts mehr wert"
- Angst vor Beziehungsverlust (Angst, Depression, Schuldgefühle): „Ich verliere meinen Beruf, meine Freunde, meinen Partner"
- Verleugnung (Schweregrad der Erkrankung): „So schlimm ist es nicht" – Abhängigkeit von Bezugspersonen – „Ich kann alleine – ich brauche andere"
- Verarbeitung von Wut und Enttäuschung: „Warum ich" –„Ich muss mich beherrschen, sonst verprelle ich andere"
Bei einem Teil der Patienten tritt neben den Einschränkungen durch die körperlichen Erkrankungen zudem ein Trauerprozess auf. Bei einem weiteren Teil der Patienten treten auch seelische Störungen auf, insbesondere:
- Depressive Störungen und
- Angststörungen (Anpassungsstörungen, reaktive Depression)
Symptome, die ursächlich auf die körperliche Erkrankung zurückgehen, müssen Ärzte von depressiven Symptomen abgrenzen.
Diese können sein:
- Gewichtsverlust
- Schlaflosigkeit
- Lustlosigkeit und
- Kraftlosigkeit
Wenn depressive Störungen Folge einer organischen Erkrankung/Behandlung sind, stehen folgende Maßnahmen im Vordergrund:
- Ursächliche Behandlung
- Psychopharmakologische Behandlung
- Ärztlich-stützende Gespräche
Ist eine Depression die Reaktion auf die Erkrankung (Anpassungsstörung), stehen eine ärztliche Psychotherapie bis zur Fachpsychotherapie im Vordergrund.
Depressive Störungen, die bereits vor der Erkrankung vorhanden waren benötigen je nach Schwere:
- Ärztliche Psychotherapie
- Fachpsychotherapie
- Psychopharmakologische Behandlung
Liegt eine multikausale Störung vor, z.B. wenn ein HIV-Patient einen zentralnervösen Befall bekommt, kann eine Medikation ihn unterstützen.
Patienten missbrauchen häufig Suchtstoffe und Medikamente, um den körperlichen und seelischen Auswirkungen der Erkrankung zu entfliehen (z.B. Benzodiazepine).
In diesen Fällen sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:
- Entzug- und Entwöhnungstherapie
- Fachpsychotherapie
Als Therapie kommt eine Unterstützung der Krankheitsverarbeitung in Frage, z.B. durch:
- Information und ärztliches Gespräch
- Selbsthilfegruppen
- soziale Betreuung
- Gruppentherapie mit Bewältigungstraining
- Stützende Psychotherapien
Selbsthilfegruppen bieten wichtige Untersützung bei somatopsychischen Störungen @ Framestock /AdobeStock
Als Beispiel für eine somatopsychische Störung sei die Verarbeitung bei Krebserkrankungen aufgeführt. An Krebs zu erkranken bedeutet für die Betroffenen und Angehörigen zumeist eine existenzielle Lebenskrise.
Das subjektive Krankheitserleben ist dabei geprägt von:
- Todesdrohung
- Ungewissheit des Verlaufes
- Verlust von Organen, Körperteilen und Funktionen
Eingreifenden Behandlungsmaßnahmen, die einerseits helfen und heilen, andererseits verstümmeln, vergiften, verstrahlen oder verbrennen
Durch die erzielten Behandlungserfolge bei Krebs sind folgende Ziele vorherrschend:
- Krankheitsbewältigung der Betroffenen und ihrer Angehörigen
- Subjektive Realitätsanpassung und die
- Aktive Auseinandersetzung damit
- Kooperation mit professionellen Helfern
Bei malignen Krebserkrankungen finden sich in fast 50 Prozent der Fälle zusätzlich psychosomatische Erkrankungen, die sich folgendermaßen äußern:
Eine „Krebspersönlichkeit" konnten Experten bisher nicht nachweisen. Die vorgenannten Persönlichkeitsfaktoren sind für die Krankheitsbewältigung, die Bereitschaft zur Mitarbeit sowie die Sekundärprävention relevant.
Für die psychotherapeutische Behandlung gelten dieselben Leitlinien wie für chronische Erkrankungen.