Unter Brustkrebs, auch Mammakarzinom genannt, versteht man einen bösartigen Tumor der Brust.
Brustkrebs ist mit Abstand die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. In Deutschland erkrankt etwa jede neunte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Jährlich wird in Deutschland über 70.000 mal eine neue Brustkrebserkrankung diagnostiziert.
Die weibliche Brustdrüse (Mamma) besteht aus
- Drüsengewebe,
- Fett und
- Bindegewebe.
Das Drüsengewebe ist aus Drüsenläppchen (Lobuli) aufgebaut. Sie produzieren die Muttermilch und münden in die Milchgänge (Ductus).

Der Aufbau der weiblichen Brust © bilderzwerg | AdobeStock
Je nach Entstehungsort unterteilt man Brustkrebs in Formen,
- die von den Milchgängen (invasiv-duktal) oder
- von den Drüsenläppchen (invasiv-lobulär)
ausgehen. Daneben gibt es noch einige seltene Sonderformen. Außerdem unterscheidet man Brusttumoren nach
- dem Grad der Bösartigkeit,
- der Hormonempfindlichkeit und
- der Empfindlichkeit für bestimmte Antikörper.
Die genaue Ursache für Brustkrebs ist leider immer noch unbekannt. Es sind aber eine Reihe von Riskofaktoren bekannt. Ein höheres Brustkrebsrisiko haben Frauen
- in höherem Alter.
- wenn in der Familie eine Mutation der Brustkrebsgene BRCA1 oder BRCA2 vorliegt.
- wenn bereits eine Brust von Krebs betroffen war. Auch die andere hat dann ein erhöhtes Risiko.
- die früh ihre erste Menstruation bekamen.
- bei denen die Wechseljahre erst spät beginnen.
- ohne Kinder.
- die bei der Geburt ihres ersten Kindes älter als 30 Jahre alt waren.
- die viel rauchen und übermäßig viel Alkohol konsumieren.
Frauen, die stillen, haben dagegen ein geringeres Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.
Früher nahm man an, dass auch bestimmte Hormonersatztherapien das Risiko für Brustkrebs erhöhen. Eine veraltete amerikanische Studie kam zu diesem Ergebnis. Allerdings basierte die Studie auf zu hoch dosierten und minderwertigen Hormonpräparaten. Diese Studie konnte mittlerweile widerlegt werden.
Korrekt durchgeführte Hormonersatztherapien erhöhen nicht das Brustkrebsrisiko.
Jede Frau sollte regelmäßig selbst ihre Brust auf Veränderungen untersuchen. Fallen Ihnen etwa
- Knoten,
- Einziehungen,
- Schmerzen,
- Hautveränderungen oder
- ein Ausfluss aus der Brustwarze
auf, sollten Sie umgehend Ihren Gynäkologen aufsuchen.
Leider verursacht Brustkrebs nicht immer Symptome. Manche Mammakarzinome lassen sich daher nur mittels
diagnostizieren.
Brustkrebs lässt sich gut behandeln, wenn der Tumor frühzeitig erkannt wird. Die Heilungschancen verringern sich bei größeren Tumoren oder bei Befall der Lymphknoten deutlich.
Deswegen kommt der Krebsvorsorge eine hohe Bedeutung zu. Nehmen Sie unbedingt alle Vorsorgeuntersuchungen wahr, die Ihre Krankenkasse Ihnen anbietet. Zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr sieht die Krebsvorsorge auch Mammographie-Screenings vor.

Durchführung einer Mammographie © RFBSIP | AdobeStock
In den meisten Frauenkliniken bzw. deren interdisziplinären Brustzentren finden Brustsprechstunden statt. Hier können sich Patientinnen von Spezialisten untersuchen und beraten lassen. Meistens überweisen niedergelassene Frauenärzte oder Radiologen ihre Brustkrebs-Patientinnen in eine solche Sprechstunde.
Neben einer ausführlichen Besprechung der persönlichen Vorgeschichte (Anamnese) findet eine erweiterte Brustkrebsdiagnostik statt. Dazu gehören
- eine Tastuntersuchung und
- eine Ultraschalluntersuchung der Brust mit einem hochauflösenden Ultraschallgerät.
Die Spezialisten beurteilen die mitgebrachten Mammographieaufnahmen oder veranlassen weitere spezielle bildgebende Untersuchungen.
Häufig wird im Rahmen der Ultraschalluntersuchung eine Gewebeprobe entnommen (Brust-Biopsie). Die Entnahme von sogenannten Gewebezylindern findet mittels Hochgeschwindigkeitsstanzbiopsie unter örtlicher Betäubung statt.
Bestätigt sich die Diagnose Brustkrebs, wird im persönlichen Gespräch das weitere Vorgehen besprochen.
Dazu gehört auch eine Reihe von Untersuchungen, mit denen überprüft wird,
- wie weit fortgeschritten der Brustkrebs ist und
- ob er bereits andere Organe befallen hat.
Das Prinzip der operativen Therapie ist die vollständige Entfernung des Tumors aus der Brust. Meistens kann der Krebs brusterhaltend operiert werden. Dabei wird der Tumor mit einem Sicherheitssaum aus gesundem Gewebe entfernt.
In seltenen Fällen ist jedoch noch immer die Abnahme der gesamten Brust (Mastektomie) erforderlich, etwa bei
- Hautbefall oder
- entzündlicher Komponente.
Bei der Brustkrebsoperation wird auch der Sentinel-Lymphknoten in der Achselhöhle der betroffenen Seite entfernt. Dazu spritzt man Farbstoff oder radioaktive Substanzen in die Umgebung des Knotens oder in den Bereich der Brustwarze. Dadurch lässt sich dieser Lymphknoten markieren und einfacher entfernen.
Im Labor wird der Lymphknoten auf vorhandene Krebszellen untersucht. Dieses Vorgehen bezeichnet man als Kontrolle der Wächter-Lymphknoten (auch Sentinel-Lymphknoten).
Der erste Lymphknoten im Abflußgebiet eines Tumors wird Sentinel-Lymphknoten genannt (Sentinel = Wächter). Er „bewacht“ die anderen Lymphknoten der Achselhöhle.
Die Mediziner können damit Rückschlüsse auf die Ausbreitung der Krebserkrankung treffen. Ist der Wächter-Lymphknoten frei von Krebszellen, sind auch die weiteren Achsel-Lymphknoten nicht befallen. Weist der Sentinel-Lymphknoten jedoch ebenfalls Krebszellen auf, müssen weitere Lymphknoten in der Achsel entfernt werden.
Bei allen Operationsverfahren werden heute sogenannte onkoplastische Techniken angewendet. Diese Techniken kombinieren die Krebsoperation mit Prinzipien der plastischen Chirurgie.
Dadurch können auch nach ausgedehnten Eingriffen an der Brust oft schöne kosmetische Ergebnisse erreicht werden. Zum Einsatz kommen dabei auch Techniken, bei denen die Gegenseite angeglichen wird, zum Beispiel bei der tumorangepassten Reduktionsplastik.
Auch die Entfernung einer Brust ist kein Schicksal, mit dem man sich abfinden muss. Ein Wiederaufbau kann sowohl mit Eigengewebe als auch mit einer Prothese erfolgen. Auch die Brustwarze kann wieder aufgebaut werden.
Die Form der Brustrekonstruktion hängt neben den körperlichen Voraussetzungen und der geplanten Behandlung vor allem vom Wunsch der Patientin ab. Der Arzt bespricht diese Frage individuell mit jeder Patientin und erarbeitet mit ihr ein maßgeschneidertes Konzept.
Chemotherapie
Brustkrebs ist eine heilbare Erkrankung, solange er keine anderen Organe befallen hat. Um diese Heilung zu erreichen, ist allerdings oft eine Chemotherapie nötig. Dabei werden Medikamente intravenös verabreicht, die Tumorzellen daran hindern, sich zu teilen und zu wachsen.
Diese Medikamente wirken auch auf den restlichen Körper, weshalb die Therapie auch Nebenwirkungen hat, z.B.
- Haarausfall,
- Übelkeit,
- Abfall der weißen Blutkörperchen.
Viele Nebenwirkungen können heute aber so gut verhindert werden, dass sie eigentlich kaum noch auftreten. Die Therapie wird in der Regel ambulant
- in Brustzentren,
- bei Onkologen oder
- in spezialisierten Frauenärzten
durchgeführt.
Vorher legen die Ärzte meistens ein kleines Ventil ein, einen sogenannten Port. Über diesen Port kann das Medikament einfach und schonend zugeführt werden.
Oft lässt sich bereits nach der Stanzbiopsie oder der Ausbreitung des Tumors erkennen, dass eine Chemotherapie notwendig ist. Dann wird die Chemotherapie in der Regel noch vor der Brustkrebs-OP durchgeführt. Man spricht hier von einer neoadjuvanten Chemotherapie.
Dadurch verkleinert sich der Tumor und der Brustkrebs lässt sich besser operieren.
Die Wirksamkeit der Chemotherapie wird durch regelmäßige Kontrollen überprüft. Die Therapie ist erfolgreich, wenn der Tumor tatsächlich schrumpft.
Antihormontherapie
Viele Tumoren sind empfindlich für Hormone. Sie besitzen sogenannte Hormonrezeptoren. Pathologen stellen während der feingeweblichen Untersuchung des Krebsgewebes fest, ob der Tumor auf Hormone anschlägt.
Hormonempfindliche Mammakarzinome kann man zusätzlich mit Antihormonen behandeln. Bei Frauen vor den Wechseljahren kommt dazu vor allem Tamoxifen zur Anwendung. Manchmal setzen Onkologen zusätzlich Medikamente ein, die künstliche Wechseljahre verursachen.
Auch Frauen nach den Wechseljahren werden oft mit Tamoxifen behandelt. Sie sollten aber in einem festen Wechsel auch einen Aromatasehemmer erhalten. Viele Patientinnen werden auch nur mit Aromatasehemmern behandelt.
Antihormontherapien haben auch Nebenwirkungen, die man im Einzelnen je nach Kombination und Substanz besprechen muss. Diese Nebenwirkungen sind aber nicht mit denen einer Chemotherapie vergleichbar.
Die Antihormontherapie dauert in der Regel fünf Jahre und beginnt nach der Chemotherapie. Sie wird von den niedergelassenen Frauenärzten verordnet, die auch die Nachsorge durchführen.
Antikörpertherapie
Die Pathologen untersuchen den Tumor auch auf bestimmte Angriffsstellen für einen Antikörper, den HER2-neu-Rezeptor. Bei entsprechender Empfindlichkeit des Tumors ist begleitend zur Chemotherapie auch eine Therapie mit Antikörpern sinnvoll.
Es handelt sich dabei ebenfalls um ambulante Infusionen.
Häufig empfehlen die Onkologen nach der Brustkrebs-OP auch eine Bestrahlung des Operationsgebietes. Die hochdosierten Strahlen entfernen übriggebliebende Tumorzellen. Bestimmte Orte des Lymphabflusses müssen bestrahlt werden, wenn viele Lymphknoten befallen sind.
Die Bestrahlung wird ambulant an jedem Werktag durchgeführt. In der Regel dauert sie bis zu sechs Wochen.
Nebenwirkungen sind vor allem lokale Haut- und Gewebereaktionen. Manche Patientinnen fühlen sich auch in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt.
Die Nachsorge wird von den niedergelassenen Frauenärzten durchgeführt. Sie halten sich dabei an feste Schemata. Die Nachsorge besteht aus
- der Tastuntersuchung der Brüste,
- Ultraschall der Brust,
- Mammographie,
- einer körperlichen Untersuchung und
- Fragen nach Beschwerden.
Weitergehende Apparateuntersuchungen und Tumormarkerbestimmungen sind auch ggf. Bestandteil der Nachsorge.
Eine Krebsdiagnose ist ein einschneidendes Erlebnis und sorgt bei vielen Betroffenen für Ängste und Sorgen. Daher gehört auch eine Betreuung durch besonders geschulte Psychologen, sogenannte Psychoonkologen, zur Krebsbehandlung.
Diese Betreuung hilft häufig, in dieser schwierigen Situation den positiven Blick in die Zukunft zurückzugewinnen.
Es gibt auch Kliniken mit speziell für die Betreuung von Brustkrebspatientinnen ausgebildetem Pflegepersonal (breast nurses).
Ein Brustzentrum ist ein Klinikbereich aus kooperierenden interdisziplinären Kliniken sowie ggf. niedergelassenen Ärzten, das auf die
- Diagnostik,
- Behandlung,
- Prävention und
- Erforschung
aller Erkrankungen der weiblichen – und in selteneren Fällen auch männlichen – Brust spezialisiert ist.
In einem Brustzentrum arbeiten unterschiedliche medizinische Fachgebiete interdisziplinär zusammen, darunter die
Durch diese enge Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche können die Patientinnen optimal betreut werden. Alle Therapieentscheidungen werden gemeinsam in den regelmäßig stattfindenden Tumorkonferenzen getroffen.
Die Deutschen Krebsgesellschaften und die Deutsche Gesellschaft für Senologie zertifizieren qualitätsgesicherte Brustzentren. Dabei betrachten sie verschiedene Kriterien, etwa die behandelten Fälle und die Erfahrung der Mediziner. Diese „Brustzentren“ müssen sich einer Zertifizierung Zertifizierung durch Fachgremien unterziehen.
Die Behandlung in einem zertifizierten Brustzentrum ist dadurch vergleichbar und auf einem hohen Niveau.