Die Urämie bezeichnet die Vergiftung des Blutes mit harnpflichtigen Substanzen, wie Harnstoff, Kreatinin und Harnsäure.
Eine Harnvergiftung tritt vor allem auf bei:
Bei der Urämie kommt es zur zunehmenden Vergiftung des Blutes mit harnpflichtigen Stoffen @ Pepermpron /AdobeStock
Die Urämie kann chronisch oder akut sein.
Bei der akuten Urämie kommt es zu einer ausgedehnten Ödembildung, da die funktionsuntüchtigen Nieren keine Flüssigkeit mehr ausscheiden. Dadurch steigt der Druck in den Blutgefäßen. Daher leiden Patienten mit akuter Urämie häufig unter einem Bluthochdruck.
Bei der chronischen Urämie liegt eine chronische Nierenschädigung vor. Die Nierenfunktion nimmt immer weiter ab, wodurch sich harnpflichtige Substanzen mehr und mehr im Blut anreichern.
Eine Urämie äußert sich durch vielseitige Symptome und betrifft praktisch den gesamten Organismus. Da die Urämie meist das Resultat einer Niereninsuffizienz ist, überlappen sich viele Symptome mit einer Nierenschädigung.
Im Nervensystem kommt es infolge der Harnvergiftung zu:
- einer ausgeprägten Benommenheit (Somnolenz)
- Orientierungsstörungen
- Amnesie
- Hirnödemen oder
- Empfindungsstörungen aufgrund einer Polyneuropathie
Im Verdauungssystem treten Symptome auf wie:
Unter Aszites versteht man eine krankhafte Ansammlung von Flüssigkeit im Bauchraum @ donikz /AdobeStock
Im Blut führen die Giftstoffe zu:
- Fehlfunktionen der Thrombozyten und der Blutgerinnung
- Störung der Immunabwehr, indem die weißen Blutkörperchen geschädigt sind.
Im Herz-Kreislauf-System fallen bei Urämie folgendes auf:
Im engen Zusammenhang mit dem Herz-Kreislauf-System ist meist auch das Atmungssystem geschädigt.
So kommt es in den Lungen zu:
- Ödembildung (Flüssigkeitsansammlung)
- Entzündungsreaktionen und
- Kussmaul-Atmung: Meist infolge einer Übersäuerung des Blutes (Azidose)
Doch dies sind alles Symptome, die meistens unsichtbar im Inneren des Körpers entstehen.
Neben der Kussmaul-Atmung infolge der Azidose führt die Urämie ebenso zu charakteristischen Hauterscheinungen, die auf eine Harnvergiftung hindeuten.
Dazu gehören:
- Ausgeprägter Juckreiz (Pruritus)
- Grau-gelbes Hautkolorit („Café-au-lait-Flecken“) sowie
- Allgemeine Pigmentierungsstörungen
Die Urämie lässt sich im Zusammenhang mit einer Niereninsuffizienz anhand der Blutwerte bestimmen. Dazu nimmt der Arzt - wie beim Blutbild - ein Röhrchen Blut ab, das ein Labor anschließend analysiert.
Von besonderem Interesse sind bei der Urämie die Retentionswerte für:
- Harnstoff
- Kreatinin und
- Harnsäure
Sind die Werte im Blut erhöht, sprechen Mediziner von einer Urämie – von einer Anreicherung harnpflichtiger Substanzen im Blut.
Die Urämie selbst ist nicht direkt behandelbar, da sie die Folge einer Nierenerkrankung ist. Aus diesem Grund muss primär die Niereninsuffizienz behandelt werden, um dadurch auch die Harnvergiftung zu verbessern.
Mittel der Wahl ist hier zumeist die sofortige Dialyse (Blutwäsche), um die hohe Konzentration an harnpflichtigen Substanzen aus dem Blut herauszufiltern – eine Arbeit, die beim gesunden Menschen die Nieren übernehmen.
Je nachdem wie alt der Patient ist und welche Vorerkrankungen bestehen, kann versucht werden, die Nierenfunktion therapeutisch wieder zu verbessern.
Als langfristige Lösung ist jedoch möglicherweise auch an eine Nierentransplantation zu denken.
Die Therapie bei Urämie besteht in einer sofortigen Dialyse, um das Blut von den schädigenden Substanzen zu reinigen @ Tyler Olson /AdobeStock
Als ergänzende Therapie, insbesondere um die Nierenfunktion zu verbessern oder zu erhalten, bieten sich folgende Maßnahmen an:
- eine eiweißarme, aber kalorienreiche Ernährung, da durch eine geringere Proteinzufuhr auch weniger Harnstoff entsteht
- eine bilanzierte Flüssigkeitsaufnahme, um die Nieren zu entlasten
- die Einnahme von Diuretika, um die Elektrolyt- und Wasserausscheidung zu unterstützen
Die Harnvergiftung, oder Urämie, ist unbehandelt ein lebensbedrohlicher Zustand. Eine unverzügliche ärztliche Behandlung kann das Leben des betroffenen Patienten jedoch retten. Eine Dialyse ist hier dennoch langfristig notwendig, in vielen Fällen auch eine Nierentransplantation.
Aufgrund der Dialysepflicht bei Niereninsuffizienz sind Alltag und Lebensqualität der Patienten stark eingeschränkt. Erst eine erfolgreiche Nierentransplantation verbessert die Lebenssituation und die allgemeine Gesundheit der Betroffenen.
Die Niere ist das am häufigsten transplantierte Organ @ Iryna /AdobeStock
Der beste Schutz vor einem Nierenversagen mit Urämie ist, eine Nierenschädigung fachärztlich abklären zu lassen.
Darüber hinaus sollten Sie als Patient darauf achten, dass:
- Sie bei bestehender Nierenschwäche regelmäßige Untersuchungen wahrnehmen
- Sie Ihre Trinkmenge und Urinausscheidung im Blick behalten sowie
- Nierenschädigende Medikamente und Stoffe vermeiden
So lässt sich eine weitere Nierenschädigung meist verlangsamen oder sogar ganz aufhalten.
Da die Urämie aufgrund einer Nierenerkrankung entsteht, fällt sie in den Zuständigkeitsbereich der Nephrologie. Spezialisierte Nierenzentren oder Nierenärzte stellen die Diagnose und planen weitere Behandlungsschritte mit Ihnen.
Auch die Urologie führt Nierentransplantationen als chirurgische Therapie durch. In besonders modern ausgestatteten Zentren in Deutschland ist diese Operation heute mit der Unterstützung von Robotern möglich.