Chronische Rhinosinusitis: Minimalinvasive Eingriffe und Biologika im Vordergrund - Experteninterview mit Prof. Caversaccio

26.07.2024

Prof. Dr. Marco Caversaccio ist ein herausragender Experte auf dem Gebiet der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, insbesondere in der Behandlung von Tumoren im Kopf- und Halsbereich. Seine Spezialisierung erstreckt sich auf die Erhaltung der Stimme bei Kehlkopfoperationen und andere komplexe Eingriffe. Internationale Anerkennung erlangte Prof. Dr. Caversaccio durch seine wegweisenden Erkenntnisse auf dem Gebiet der computerassistierten Operationen.

Als Klinikdirektor und Chefarzt der Universitätsklinik für HNO, Kopf- und Halschirurgie am Inselspital in Bern leitet er ein hochqualifiziertes Team aus Ärzten, Pflegekräften, medizinisch-technischem Personal sowie Logopäden und Psychologen. Die Klinik bietet eine umfassende Versorgung im Bereich der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde nach neuesten wissenschaftlichen Standards. Besonders hervorzuheben sind die endoskopische Chirurgie der Nase und der Nasennebenhöhlen sowie die minimal-invasiven Techniken, die Hautschnitte im Gesichtsbereich vermeiden.

Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen wie Schädel-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Neurochirurgie und Augenheilkunde werden komplexe Fälle ganzheitlich behandelt. Prof. Dr. Caversaccio und sein Team sind auch führend in der modernen otologischen Mikrochirurgie, die eine Hörverbesserung durch den Verschluss von Trommelfelldefekten und die Wiederherstellung der Gehörknöchelchenkette ermöglicht.

Bei der Behandlung bösartiger Tumore im Kopf- und Halsbereich werden neben herkömmlichen Operationsmethoden auch innovative Techniken wie die Laserchirurgie und mikrovaskuläre Lappenplastiken eingesetzt. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Tumorboard gewährleistet eine individuelle und optimale Therapieplanung für jeden Patienten, wobei stets darauf geachtet wird, minimal-invasiv und organerhaltend zu operieren. In der Klinik von Prof. Dr. Caversaccio steht das Wohl und die bestmögliche Behandlung der Patienten im Mittelpunkt, um den Patienten in der Zeit ihrer Krankheit eine unterstützende und professionelle Betreuung zu bieten.

Die Redaktion des Leading Medicine Guide fokussierte zusammen mit Prof. Dr. Caversaccio auf die Nase und erörterte in einem Gespräch die Behandlungsoptionen bei Chronischer Rhinosinutis, eine chronische Entzündung in den Nasennebenhöhlen und der Nasenschleimhaut, von der in Deutschland ca. 5-10% der Menschen betroffen sind.

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Chronische Rhinosinusitis (CRS) ist eine komplexe Erkrankung, die Millionen von Menschen weltweit betrifft und sich auf ihre Lebensqualität auswirkt. Diese chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen und der Nasenschleimhaut kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter anhaltende Nasenverstopfung, Nasenausfluss, Gesichtsschmerzen und reduziertes Geruchsempfinden. CRS kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter Infektionen, Allergien, anatomische Abnormalitäten und Umweltfaktoren. Die Diagnose und Behandlung von CRS erfordern oft eine multidisziplinäre Herangehensweise, die von einem Team aus Hals-Nasen-Ohren-Ärzten, Allergologen und Radiologen unterstützt wird. Diese Erkrankung kann einen erheblichen Einfluss auf das tägliche Leben der Betroffenen haben und erfordert daher eine umfassende Betrachtung und Behandlung, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Man muss zunächst einmal realisieren, dass täglich ca. 10.000 Liter Luft durch die Nase ein- und ausgeatmet werden. Hierbei werden auch miteingeatmete toxische Stoffe oder auch Rußpartikel am Naseneingang abgefangen. Auch die Rachenmandeln reagieren auf bestimmte Stoffe, und der Körper muss sich damit auseinandersetzen und baut mit `Memory Cells´ sein immunologisches Gedächtnis aus. Wird der Mensch älter, wird er auch angreifbarer. Ein Schnupfen ist an sich nicht schlimm, der geht nach 10-13 Tagen weg – aber man muss ihn auch auskurieren, sonst können Bakterien in das Nasennebenhöhlensystem gelangen, und es kann sich eine chronische Entzündung bilden, die dann die Nasenschleimhaut bedeckt. In Folge machen die Nebenhöhlen zu, und man hat, bildlich gesprochen, in diesen statt eines Flusses einen abfließenden See mit einem Sumpf. Auch eine genetische Disposition kann ursächlich für eine CRS sein. So kann sich zum Beispiel die zystische Fibrose (Mukoviszidose) auf die Nasennebenhöhlen auswirken und zu Rhinosinusitis führen. Aufgrund des zähen, klebrigen Schleims, der typischerweise bei Menschen mit zystischer Fibrose produziert wird, können die Nasennebenhöhlen blockiert werden. Dies kann zu einer Ansammlung von Schleim in den Nasennebenhöhlen führen, was wiederum eine Entzündung und Infektion verursachen kann. Menschen mit Allergien oder mit Immunschwächen haben in der Regel häufiger Probleme mit der Nase, so zum Beispiel Menschen mit CVID (Common Variable Immune Deficiency; dt. Gemeinsame Variable Immundefizienz)“, erklärt Prof. Dr. Caversaccio am Anfang unseres Gesprächs. Rauchen, häufige Atemwegsinfektionen, Asthma und eine familiäre Vorgeschichte von CRS erhöhen das Risiko eine CRS zu entwickeln.


Bei CVID ist das Immunsystem nicht in der Lage, ausreichend Antikörper zu produzieren, um den Körper vor Infektionen zu schützen. Die genaue Ursache von CVID ist nicht vollständig verstanden, obwohl genetische und Umweltfaktoren eine Rolle spielen können. Menschen mit CVID haben niedrige Spiegel an Immunglobulin G (IgG), Immunglobulin A (IgA) und/oder Immunglobulin M (IgM), was zu einem erhöhten Risiko für wiederkehrende Infektionen führt, insbesondere der Atemwege, des Verdauungstrakts und der Haut.


Es ist einfach so, dass die Nase der Filter ist. Da gehen so viele Stoffe durch, auch Nanopartikel, die dann ins Gehirn gelangen und auch Demenz auslösen können. Unklar ist noch, ob Luftverschmutzung konkret ein Problem ist oder eingeatmete Schwefeldioxide, wovon beispielweise diejenigen Menschen betroffen sind, die in der Nähe von Braunkohlegebieten oder Atomkraftwerken leben oder in diesen arbeiten. Auch das Klima, hier im speziellen die Luftfeuchtigkeit, spielt eine große Rolle bei Nasenproblemen, die bei höherer Luftfeuchtigkeit häufiger vorkommen, da sich Bakterien und Viren in feuchter Umgebung wohler fühlen“, beschreibt Prof. Dr. Caversaccio.

Die Symptome von CRS können variieren.

Zu den häufigsten Symptomen gehören anhaltende Nasenverstopfung, Nasenausfluss, Gesichtsschmerzen, reduziertes Geruchsempfinden und Husten. Diese Symptome können im Laufe der Zeit variieren und in einigen Fällen auch schlimmer werden, insbesondere wenn die Erkrankung nicht angemessen behandelt wird. „Man kann sagen, dass ein Patient eine CRS entwickeln kann, wenn ein Schnupfen länger als zwölf Wochen anhält. Die Nase ist zu, sie kann auch fließen, es baut sich Druck in den Nasennebenhöhlen auf, und es kann zu einer Geruchssinnverminderung kommen. Bei älteren Betroffenen spricht man auch von einem `Postnasal Drip´, wobei überschüssiger Schleim aus den Nasennebenhöhlen in den Rachenraum abfließt. Normalerweise produziert die Nasenschleimhaut ausreichend Schleim, um die Nase feucht zu halten und Fremdkörper sowie Krankheitserreger zu entfernen. Bei CRS ist diese Produktion oft erhöht, und der Schleim kann sich in den Nasennebenhöhlen ansammeln“, so Prof. Dr. Caversaccio und ergänzt:

Dann gibt es bei einer CRS diejenige mit und diejenige ohne Nasenpolypen. Normalerweise schlagen die Nasenflimmerhärchen nach hinten. Und wenn es hier Entzündungen gibt, dann können diese noch weiter nach unten getragen werden, auch in die Lunge. Bei Menschen, die Nasenpolypen entwickelt haben, leiden zu 50% dann auch an Asthma. Einige Patienten entwickeln auch eine Überempfindlichkeit gegenüber Acetylsalicylsäure (z. B. in Aspirin enthalten) oder auch gegenüber Weißwein, bei denen die Betroffenen auf den Sulfatgehalt im Wein reagieren, was ein Anschwellen der Nase bewirkt“.

Die Diagnose einer Rhinosinusitis erfolgt in der Regel durch eine gründliche Anamnese, körperliche Untersuchung und gegebenenfalls durch zusätzliche diagnostische Tests. 

Zunächst wird die Krankengeschichte des Patienten aufgenommen bei der auch nach Symptomen wie anhaltender Nasenverstopfung, Nasenausfluss, Gesichtsschmerzen, reduziertem Geruchsempfinden und Husten gefragt wird. „Eine gute Anamnese ist ganz wichtig. Ich erkundige mich dabei auch nach den Bedingungen am Arbeitsplatz, erfrage, ob der Patient raucht oder Kokain nimmt (Letzteres zerstört sukzessive den Nasenknorpel), ob Allergien bekannt sind. Eine körperliche Untersuchung kann Hinweise auf eine Entzündung der Nasennebenhöhlen liefern, bei der nach Schwellungen, Rötungen oder Druckschmerzen im Gesichtsbereich geschaut wird. Um die Diagnose zu bestätigen und die Schwere der Erkrankung zu beurteilen, können zusätzliche Tests erforderlich sein. Dazu gehören bildgebende Verfahren wie CT-Scans oder MRTs der Nasennebenhöhlen, die helfen können, strukturelle Anomalien oder Anzeichen von Entzündungen zu identifizieren. In einigen Fällen kann dennoch auch eine endoskopische Untersuchung der Nasenhöhle durchgeführt werden, um direkt in die Nasennebenhöhlen zu schauen, wobei man hier im Gegensatz zu den bildgebenden Verfahren nur einen Bruchteil erkennt. Wenn eine Infektion vermutet wird, kann auch eine Kultur oder ein Abstrich aus den Nasennebenhöhlen entnommen werden, um den Erreger zu identifizieren und die geeignete Behandlung zu bestimmen. Darüber hinaus kann man auch einen Allergietest machen und eine Desensibilisierung durchführen, und auch ein Lungenfunktionstest gehört manchmal zur Diagnostik. Oftmals kommt auch der sogenannte `SNOT-22 Fragebogen´ zum Einsatz, ein Selbsttest für Patienten, der von Ärzten entwickelt wurde, um den Schweregrad der jeweiligen Beschwerden zu beurteilen und um festzustellen, inwieweit die Lebensqualität davon beeinträchtigt ist“, erläutert Prof. Dr. Caversaccio zu der Diagnostik.


Eine unbehandelte Rhinosinusitis kann zu Komplikationen führen.

Sinusinfektionen: Die blockierten Nasennebenhöhlen können eine ideale Umgebung für das Wachstum von Bakterien bieten, was zu wiederholten Sinusinfektionen führen kann.

Nasenpolypen: Chronische Entzündungen können zur Bildung von Polypen in den Nasennebenhöhlen führen, die die Atmung behindern und zu weiteren Symptomen wie Gesichtsschmerzen und Kopfschmerzen führen können.

Intrakranielle Komplikationen: In seltenen Fällen kann eine unbehandelte Sinusitis zu ernsthaften Komplikationen wie Meningitis, Abszessen im Gehirn oder anderen lebensbedrohlichen Zuständen führen.


Es gibt verschiedene konservative Therapieoptionen für die Behandlung von Rhinosinusitis.

Nasenspülungen oder Nasenduschen werden regelmäßig angewendet, um die Nasenhöhle mit einer isotonischen oder hypertonen Salzlösung zu reinigen. Dadurch können Schleim und allergische Reizstoffe entfernt und die Nasenschleimhaut beruhigt werden. Auch Dampfbäder helfen und eine ausreichende Menge an Flüssigkeitszufuhr. Bei einer allergisch bedingten CRS helfen Antiallergika. Nasensprays können kurzfristig zur Linderung von Nasenverstopfung und Entzündung eingesetzt werden. Dazu gehören abschwellende Kortison Nasensprays für den kurzfristigen Gebrauch oder Steroidnasensprays wie Fluticason für eine langfristige Behandlung von Entzündungen. Bei Nasensprays ist es immer wichtig, diese gekreuzt anzuwenden. Das heißt mit der linken Hand ins rechte Nasenloch und mit der rechten ins linke Nasenloch sprühen. Das ist wichtig, weil nur so der Sprühstoß auch da landet, wo er hinsoll und nicht an der Nasenscheidewand, da diese dann schnell austrocknet oder es langfristig sogar zu Perforationen kommen kann. Bei bakteriellen Infektionen können für 2-3 Monate Antibiotika verschrieben werden, um die Infektion zu bekämpfen und die Entzündung zu reduzieren, vor allem dann, wenn der Patient keine Nasenpolypen hat“, verdeutlicht Prof. Dr. Caversaccio die möglichen konservativen Maßnahmen. Lebensstiländerungen wie Raucherentwöhnung, Vermeidung von Allergenen und Reizstoffen sowie regelmäßige körperliche Aktivität können ebenfalls dazu beitragen, Symptome zu reduzieren und das Wohlbefinden zu verbessern.

Neue Hoffnung für Menschen mit chronischer Rhinosinusitis und Polypen: Biologika

Die Einführung von Biologika hat die Behandlung der chronischen Rhinosinusitis (CRS) revolutioniert und bietet vielen schwer betroffenen Personen einen Lichtblick. „Biologika sind molekulare Antikörper, die zur Immunmodulation eingesetzt werden. Sie sind in den letzten Jahren auch intensiv in der Rheumatologie eingesetzt worden und können gezielt die Ursachen von Krankheiten abfangen und wirken entzündungshemmend. Der Patient erhält die Biologika durch subkutane Spritzen, die alle 2-3 Wochen gegeben werden, wobei der Patient sich die Spritze auch Zuhause geben kann. Weil die Therapie im Moment noch sehr teuer ist, wird sie als `Ad-on-Therapie´ angewendet, das heißt dann, wenn alle anderen konservativen Therapien nicht gefruchtet haben, oder auch, wenn ein chirurgischer Eingriff nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat (der chirurgische Eingriff ist günstiger als die Therapie mit Biologika). Den therapeutischen Effekt von Biologika kann man nach ca. 7-8 Monaten erkennen. Nebenwirkungen gibt es wenige. Es kann im Zweifelsfall zu Rötungen an der Injektionsstelle geben, gelegentlich kommt es zu Kopfschmerzen oder Juckreiz am Auge“, schildert Prof. Dr. Caversaccio.


Biologika sind Medikamente, die biotechnologisch hergestellt werden und in der Lage sind, spezifische Zytokine oder Entzündungsmediatoren zu blockieren, die an der Pathogenese von CRS beteiligt sind. Einige der häufig verwendeten Biologika bei CRS sind Anti-Interleukin-5-Antikörper wie Mepolizumab und Reslizumab sowie Anti-Interleukin-4/-13-Antikörper wie Dupilumab. Diese Medikamente wirken, indem sie die Aktivität von Entzündungsmediatoren hemmen, die eine wichtige Rolle bei der Rekrutierung und Aktivierung eosinophiler Zellen spielen, sowie die Schleimproduktion und die Bildung von Nasenpolypen reduzieren.


Im Vergleich zu herkömmlichen Therapien wie Steroidnasensprays oder systemischen Steroiden bieten Biologika mehrere Vorteile. Erstens sind sie spezifischer und zielen direkt auf die zugrunde liegenden Entzündungsmechanismen ab, was zu einer effektiveren Kontrolle der Symptome führen kann. Zweitens können sie Patienten helfen, bei denen herkömmliche Therapien nicht ausreichend wirksam waren oder die unerwünschte Nebenwirkungen hatten, insbesondere bei langfristiger Anwendung von Steroiden. Drittens können Biologika eine langfristige Remission der Symptome ermöglichen, wodurch die Notwendigkeit häufiger wiederholter Behandlungen verringert wird.

Minimalinvasive Operationen wie die endoskopische Nasennebenhöhlenchirurgie (FESS) werden bei Patienten mit chronischer Rhinosinusitis (CRS) in Betracht gezogen, wenn konservative Therapien nicht ausreichen, um ihre Symptome zu lindern. 

Zunächst muss der Patient erfolglos verschiedene konservative Behandlungsoptionen wie Nasenspülungen, Nasensprays und Antibiotika ausprobiert haben. „Wichtig ist es auch, die Immunglobulin Lage des Patienten zu bestimmen, um auszuschließen, dass der Patient eine CVID (Common Variable Immune Deficiency; dt. Gemeinsame Variable Immundefizienz) hat, denn damit hätte ein minimal invasiver chirurgischer Eingriff langfristig keinen Erfolg. Auch eine Geruchssinnbestimmung ist vor einem möglichen chirurgischen Eingriff nötig. Bei eingeschränktem Geruchssinn kann man zehn Tage lang Kortison Tabletten (plus Magenschutz) verschreiben, um den Geruchssinn zu fördern“, führt Prof. Dr. Caversaccio an. Es ist wichtig sicherzustellen, dass der Patient keine Kontraindikationen für die Operation hat und in einem guten Gesundheitszustand ist. 

In einer endoskopischen Operation, also mit Schlüsselloch Technik, können vorhandene Polypen entfernt werden. Auch die Eingänge zu den Kieferhöhlen können erweitert werden, um die Kiefer- und die Stirnhöhle frei zu bekommen. Das ist das, was man erreichen will. Die Nasenscheidewand ist dabei die anatomische Problematik, die man auch oft noch operieren muss. Wenn es nötig ist, kann man auch die Nasenmuscheln etwas verkleinern. Dann dauert die Operation 1-2 Stunden, je nachdem, was man alles macht. Und da man sich bei der Operation in der Nähe der Augen und auch des Gehirns bewegt, mit der Hauptschlagader rechts und links und der Hypophyse oben, operieren wir hier viel mithilfe von Navigationssystemen, um die Risiken noch weiter zu minimieren. Früher hat man Nasentamponaden eingelegt, was heute so nicht mehr gemacht wird. Durch die Techniken, die man heute hat, kann man nach dem Eingriff hämostatischen Schaum in die Nase geben, der gerinnungsfördernde oder blutstillende Mittel enthält. Oder man verwendet auflösbare Tamponaden. So stellen wir die Lebensqualität des Patienten sicher, der sofort wieder gut atmen kann. In der Regel verlässt der Patient nach einer Nacht das Krankenhaus“, so Prof. Dr. Caversaccio. Manchmal muss eine solche Operation wiederholt werden. „Dies ist wie in einem Garten – man mäht, und das Gras wächst wieder. So kann das auch bei Polypen sein. Ziel ist immer, dass der Patient wieder besser atmen kann“, fügt Prof. Dr. Caversaccio hinzu.

Nach einer minimalinvasiven Operation wie der endoskopischen Nasennebenhöhlenchirurgie (FESS) können einige Patienten bereits innerhalb weniger Wochen eine Verbesserung ihrer Symptome bemerken, insbesondere hinsichtlich der Nasenatmung und Nasenverstopfung. Die vollständige Heilung und optimale Wirkung der Operation lässt sich erst nach einigen Monaten feststellen, da die Nasenschleimhaut Zeit benötigt, um sich zu regenerieren und sich zu stabilisieren. Bei der Verwendung von Biologika zur Behandlung von CRS kann die Zeit bis zur Symptomverbesserung ebenfalls variieren. 

Ausblick

Wer Probleme mit der Nase hat und die Atmung wegen Verstopfung schwerfällt, kann durchaus ein Nasenspray für den Zeitraum von 7-10 Tagen verwenden. Wer dann kontinuierlich weiterhin Nasenspray nutzt, riskiert eine zu trockene Nase, was auch zur Ausbildung einer sogenannten `Stinknase´ führen kann, bei der sich gelblich-grüne Beläge und Borken im Nasenlumen bilden, die einen fauligen süßlichen Geruch aufweisen. Das Schlimme ist, dass der Patient sich an das Nasenspray gewöhnt, weil es schnell lindert, wenn die Nase zu ist. Ich empfehle dann in jedem Fall, einen Arzt aufzusuchen, um medizinisch genau abzuklären, wo die Ursache für das Nasenproblem liegt. Die Technik in der Medizin ist heute so weit fortgeschritten, und mit dem 3D Endoskop sind chirurgische Eingriffe viel besser. Ein echter `Gamechanger´ sind die Biologika – sie sind für viele Patienten wirklich ein Segen, weil sie dadurch ihre Lebensqualität zurückgewinnen und manchmal auch einen verloren gegangenen Geruchssinn. Natürlich muss man hier noch die Langzeitergebnisse abwarten, die in ca. 10-20 Jahren vorliegen werden“, ermutigt Prof. Dr. Caversaccio, und damit schließen wir unser Gespräch.

Vielen Dank, Herr Professor Dr. Caversaccio – das war ein spannender Einblick in die Behandlungsoptionen bei Chronischer Rhinosinutitis!

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