Gynäkologische Krebsleiden: Informationen und Arztsuche

15.09.2024
Dr. rer. nat. Marcus Mau
Autor des Fachartikels

In der Tumorstatistik für Frauen in Deutschland steht der Brustkrebs seit Langem auf Platz 1 der häufigsten Krebsarten. Unter den Top 10 folgen dann weitere gynäkologische Krebsleiden, zum Beispiel der Gebärmutter-, Eierstock- sowie Gebärmutterhalskrebs. Gynäkologische Tumoren stellen somit eine sehr hohe Gesundheitsgefahr im Leben von Frauen dar.

Hier finden Sie einen Überblick über die gynäkologischen Krebserkrankungen sowie Spezialisten für deren Behandlung.

Artikelübersicht

Tumoren können generell beide Geschlechter betreffen. Ihre Häufigkeit nimmt mit steigendem Lebensalter weiter zu. Es gibt aber auch rein männliche oder weibliche Tumorerkrankungen.

Die in unseren Breiten häufigsten gynäkologischen Krebsleiden sind:

Was sind gynäkologische Krebsleiden?

Gynäkologische Krebsleiden sind Tumorerkrankungen, die ausschließlich bei Frauen auftreten können, da nur diese die davon betroffenen Organe aufweisen.

Jedoch gibt es hier eine Einschränkung: Das Mammakarzinom (Brustkrebs) tritt bei Frauen zwar viel häufiger auf, jedoch können auch Männer an Brustkrebs erkranken.

In den vergangenen Jahren ist die medizinische Forschung auf dem Gebiet der Tumorerkrankungen weiter fortgeschritten.

Heute ist bekannt, dass es das Mammakarzinom oder den Gebärmutterhalskrebs als immer gleiche Tumorentität nicht gibt. Vielmehr erkranken unterschiedliche Frauen individuell an ihrem ganz eigenen Tumor. Dies hängt unter anderem mit der Genetik zusammen.

Einige Frauen tragen bestimmte Markergene, die ein gynäkologisches Krebsleiden wahrscheinlicher machen.

Dazu gehören beispielsweise die Gene BRCA-1 und BRCA-2, die familiär ein größeres Krebsrisiko bedeuten. In der Regel erkranken dann betroffene Frauen einer Familie in mehreren Generationen und mitunter auch an multiplen gynäkologischen Krebsleiden.

Welche Organe sind häufig von gynäkologischen Krebsleiden betroffen?

Gynäkologische Tumoren treten bei Frauen vornehmlich in diesen Bereichen auf:

  • Brust (Mamma)
  • Eierstöcke (Ovarien)
  • Gebärmutter (Zervix, Endometrium)
  • Scheide (Vulva)

In vielen Fällen handelt es sich bei den gynäkologischen Krebsleiden um sogenannte Karzinome. Dabei sind im Wesentlichen Zellwucherungen, die ihren Ausgang im Bereich der Haut- und Schleimhautzellen nehmen.

Plattenepithelien und Drüsenepithelzellen sind hier meist der Ursprung der malignen (bösartigen) Veränderungen.

Typisch für Karzinome ist die zumeist lymphogene Streuung. Das heißt, dass gynäkologische Krebsleiden häufig über die Lymphbahnen Tochtergeschwulste (Metastasen) absetzen und sich so im Körper verteilen.

Ursachen und Risikofaktoren für gynäkologische Krebsleiden

Die genauen Ursachen sind für eine Vielzahl von Krebserkrankungen unbekannt. 

Als Risikofaktoren für gynäkologische gelten jedoch:

  • Genetische Prädisposition (Tumorgene wie z.B. BRCA1/2),
  • Hormonelle Veränderungen in der Pubertät, Schwangerschaft, Stillzeit oder mit Einsetzen der Menopause
  • Ungesunder Lebensstil aufgrund falscher Ernährung und Bewegungsmangel
  • Adipositas
  • Umweltgifte sowie
  • Nikotin und Alkohol

Frau mit Alkohol und ZigarettenAlkohol- und Nikotinkonsum steigert das Risiko für gynäkologische Krebsleiden @ doucefleur/AdobeStock

Einen besonders wichtigen Risikofaktor – z. B. für den Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) – stellen zudem Virusinfektionen dar. Hier ist insbesondere eine Ansteckung mit humanen Papillomviren (HPV) vom Typ 16 und 18 zu nennen.

Diese Viren sind unter anderem sexuell übertragbar und infizieren dabei Haut- und Schleimhautzellen. In diesen Zellen können sich die Viren dauerhaft einnisten.

Sie führen mit einem hohen Risiko zu Zellveränderungen und zur Krebsentstehung (Kanzerogenese). Mehr als 90 % der Zervixkarzinome sind für HPV16/18 positiv.

Symptome gynäkologischer Krebsleiden

Die Symptome einer Tumorerkrankung hängen von folgenden Faktoren ab:

  • Art des Tumors
  • betroffenes Organ
  • Krankheitsstadium

Anfangs sind viele der gynäkologischen Krebsleiden vollkommen symptomlos. Das heißt, die Frauen bemerken nichts von ihrer Krankheit.

Im weiteren Verlauf können verschiedene Symptome hinzukommen, die für Tumorerkrankungen im Allgemeinen charakteristisch sind:

  • Schmerzen und Druckgefühl
  • Verhärtungen z.B. in der Brust
  • Funktionseinschränkungen
  • Ulzerationen (Geschwüre)

Ebenso kann ein unerklärlicher, aber deutlich ausgeprägter Gewichtsverlust innerhalb kürzester Zeit auftreten. Dies sollte immer ein Warnsignal sein, um sich einem Arzt vorzustellen.

Früherkennungsuntersuchung und Diagnose

Anders als Männer sind Frauen in der Regel bereits mit dem Einsetzen der Pubertät in fachärztlicher Betreuung beim Gynäkologen. Dort bekommen sie jährliche Früherkennungsuntersuchungen, beispielsweise für das Mammakarzinom (Mammographie) oder das Zervixkarzinom (PAP-Test)

Besonders wichtig ist zudem die regelmäßige Selbstuntersuchung der Brust.

Mögliche Anzeichen für einen Tumor sind:

  • Verhärtungen
  • Brustwarzeneinziehungen oder
  • Nässende Brustwarzen

MammographieDie Mammographie ist die spezielle Röntgenuntersuchung der Brust @ Gorodenkoff /AdobeStock

Sowohl die Selbstuntersuchung als auch die Früherkennungsuntersuchungen sind darüber hinaus wichtig für eine frühzeitige Diagnose gynäkologischer Krebsleiden. 

Je früher Ärzte diese erkennen und behandeln, desto besser ist die Krankheitsprognose. Experten sprechen hierbei auch vom 5-Jahres-Überleben.

Fruchtbarkeitserhalt gleich nach Diagnose ansprechen

Insbesondere für jüngere Frauen mit Kinderwunsch ist es bei einer Krebsdiagnose wichtig, an den Fruchtbarkeitserhalt zu denken. Im ersten Moment scheint es allein ums Überleben zu gehen – Fragen nach einem eigenen Kind stellen sich nicht.

Jedoch schädigen Chemotherapien und Bestrahlung das Erbgut der Zellen. Sie können auch langfristig – je nach bestrahltem Organ – zur Unfruchtbarkeit führen. 

Ein Kinderwunsch ist in der Folge häufig unerfüllbar. In vielen Fällen besteht die Möglichkeit, Eizellen vor dem Therapiebeginn zu gewinnen und einzufrieren. So können sich Frauen im weiteren Lebensverlauf den Kinderwunsch erfüllen.

Studien zeigen, dass sich bis zu 76 % der Betroffenen später im Leben ein Kind wünschen. Dies verdeutlicht sehr anschaulich, welchen Stellenwert der Fruchtbarkeitserhalt für Patienten in der Zeit nach der Heilung hat.

Kann man gynäkologischen Krebsleiden vorbeugen?

Krebsvorsorge gelingt auf verschiedene Weise. Gerade mit Blick auf die gynäkologischen Krebsleiden gibt es wirksame Möglichkeiten, das Krebsrisiko zu senken.

Dazu gehören beispielsweise:

  • Eine ausgewogene gesunde Ernährung
  • Ausreichend Aktivität und Bewegung
  • Normalgewicht zu halten (BMI < 25 kg/m2) und Adipositas zu vermeiden 
  • HPV-Impfung

Gesundes AbnehmenEin Lebensstil mit gesundem Essen und viel Bewegung hilft bei der Prävention @ M.studio /AdobeStock

Die HPV-Impfung schützt in über 90 % der Fälle vor einer Infektion mit HPV 16 und 18.

Darüber hinaus zeigen Studien, dass eine HPV-Impfung bei Mädchen das Risiko für die Krebsvorstufen des Gebärmutterhalskrebses nachweislich verringert. 

Für eine optimale Schutzwirkung sollten Mädchen vor dem ersten Infektionsrisiko geimpft sein. Deshalb empfiehlt die Impfkommission (STIKO) die HPV-Impfung für beide Geschlechter im Alter ab 9 Jahren als Präventionsmaßnahme.

Quellen

Quellen:
  • Hahnen E et al., Personalisierte Medizin in der Gynäko-Onkologie: Fortschritte bedingen neue Herausforderungen. Dtsch Arztebl 2018; 115(7): A291–A295
  • Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Kurzversion 4.2 – Februar 2020. AWMF-Registernummer: 032-045OL (Stand: Februar 2020): https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-045OLk_S3_Mammakarzinom_2020-02.pdf
  • krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/krebshaeufigkeit-die-aktuellen-.html
  • Mau M et al., Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.) HPV-Infektion – Von der Infektion zum Krebs. Fakten zur Krebsprävention, Heidelberg, 2013: https://www.dkfz.de/de/krebspraevention/download/FzK_HPV-Infektion_Von_der_Infektion_zum_Krebs.pdf?m=1421895950&
  • Mau et al., Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.) Impfung gegen HPV-Infektionen. Fakten zur Krebsprävention, Heidelberg: https://www.dkfz.de/de/krebspraevention/download/FzK_Impfung_gegen_HPV-Infektionen.pdf?m=1421894243&
  • Mau et al., Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.) Adipositas und Brustkrebs. Fakten zur Krebsprävention, Heidelberg, 2014: https://www.dkfz.de/de/krebspraevention/download/FzK_Adipositas_und_Brustkrebs.pdf?m=1421893220&
  • Mau et al., Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.) Adipositas und Krebs. Fakten zur Krebsprävention, Heidelberg, 2014: https://www.dkfz.de/de/krebspraevention/download/FzK_Adipositas_und_Krebs.pdf?m=1421890817&
  • S2k-Leitlinie „Fertility preserv ation for patients with malig nant disease”. AWMF Registry No.015/082 (Stand: November 2017): http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-082.html
  • S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom. AWMF-Registernummer: 032/033OL. Kurzversion 2.0 (Stand: März 2021): https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-033OLk_S3_Diagnostik_Therapie_Nachsorge_Zervixkarzinom_2021-03.pdf

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