Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die mit starkem Übergewicht einhergeht. Derzeit sind 18% der Männer und 20% der Frauen in Deutschland adipös. Adipositas ist eine chronische Krankheit, mit der Ausprägung der Fettleibigkeit steigt auch das Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen. Adipositas sollte immer interdisziplinär behandelt werden.
Erfahren Sie im Artikel mehr über Ursachen, Risiken und Folgen von Adipositas.
Kurzübersicht:
Artikelübersicht
- Definition von Übergewicht oder Adipositas,
- Durch welche Ursachen und Risikofaktoren entsteht Adipositas?
- Folgeerkrankungen und Risiken von Adipositas
- Behandlung und Diagnose von Adipositas
- Prävention und Therapie der Adipositas
- Adipositas – Spezialisten und Behandlungseinrichtungen
- FAQ – Häufige Fragen zu Adipositas
Definition von Übergewicht oder Adipositas,
Adipositas (auch Fettleibigkeit) beschreibt eine krankhafte Vermehrung des Körperfetts.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Adipositas mit Hilfe des Body-Mass-Index (BMI), der das Verhältnis von Körpergewicht zur Körpergröße angibt.
BMI = Körpergwicht (kg) / (Körpergröße m)²
Ab einem BMI von 30 spricht die WHO von Adipositas.
BMI-Klassifikation der WHO:
- Normalgewicht: 18,5–24,9 kg/m²
- Übergewicht: 25–29,9 kg/m²
- Adipositas Grad 1: 30–34,9 kg/m²
- Adipositas Grad 2: 35–39,9 kg/m²
- Adipositas Grad 3 (Adipositas permagna): ≥ 40 kg/m²
Neben dem BMI ist auch die Körperzusammensetzung wichtig (Anteil der Muskelmasse oder die Fettverteilung).
Der BMI-Rechner dient als Orientierung, ersetzt aber keine ärztliche Beurteilung. Ein hoher BMI kann bei sportlichen Menschen auch Muskulatur bedingt sein und bedeutet nicht automatisch, dass sie übergewichtig sind.

Unter Adipositas versteht man krankhaftes Übergewicht © New Africa | AdobeStock
Durch welche Ursachen und Risikofaktoren entsteht Adipositas?
Die Entstehung von Adipositas beruht auf einer positiven Energiebilanz. Wird dem Körper mehr Energie (in Form von Kalorien) zugeführt, als er verbraucht, wird die überschüssige Energie in Fettdepots gespeichert.
Lebensstil und Ernährung
Ein zentraler Risikofaktor ist ein ungesunder Lebensstil mit Bewegungsmangel, kalorienreicher Ernährung sowie hoher Zucker- und Fettkonsum. Auch häufiges Snacken, süße Getränke und Fast Food fördern die Entstehung von Adipositas.
Genetische und hormonelle Faktoren
Der Grundumsatz (=Energieverbrauch in Ruhe) ist teilweise genetisch festgelegt. Manche Menschen neigen daher stärker zu einer Gewichtszunahme.
Endokrine Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion oder das Cushing-Syndrom können ebenfalls zur Entstehung von Adipositas beitragen.
Psychische Ursachen für Adipositas und Essstörungen
Emotionale Belastungen wie Stress, Angst oder Depressionen führen oft zu Heißhungerattacken. Essstörungen wie Bulimie, Binge-Eating oder Night-Eating-Disorder treten bei Menschen mit Adipositas häufiger auf.
Medikamente und weitere Auslöser
Bestimmte Medikamente (z.B. Antidepressiva, Neuroleptika oder Glukokortikoide) können das Risiko für Übergewicht oder Adipositas erhöhen.
Auch Immobilität, Schwangerschaft oder Nikotinverzicht können eine Rolle spielen.
Fazit:
Adipositas ist meist multifaktoriell bedingt und das Ergebnis aus genetischen, psychischen, hormonellen und verhaltensbedingten Einflüssen.

Ess-Attacken können Ursache für einen sich entwickelnde Adipositas sein © Prot | AdobeStock
Folgeerkrankungen und Risiken von Adipositas
Menschen mit Adipositas haben ein deutlich höheres Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen:
- Diabetes mellitus Typ 2
- Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Schlaganfall und koronare Herzkrankheit
- Fettstoffwechselstörungen
- Arthrose und Gelenkbeschwerden
- Schlafapnoe
- Depressionen
- Bestimmte Krebsarten
Mit zunehmenden Ausmaß der Adipositas steigt die Wahrscheinlichkeit für Folgeerkrankungen erheblich.
Studien zeigen, dass eine Reduktion des BMI bereits um 5-10% das Risiko für Diabetes Mellitus oder andere Erkrankungen reduzieren.
Adipositas erhöht das Risiko für einen vorzeitigen Tod, v.a. bei unkontrolliertem Verlauf und fehlender Behandlung.
Deshalb gilt: je früher eine Therapie beginnt, desto besser die Prognose.

Eine Ernährungsumstellung und Bewegung helfen dabei, abzunehmen und das Gewicht zu halten © M.studio | AdobeStock
Behandlung und Diagnose von Adipositas
Die Behandlung einer Adipositas erfolgt in mehreren Stufen und sollte immer individuell abgestimmt werden. Ziel ist es, das Körpergewicht langfristig zu reduzieren und Begleiterkrankungen zu verhindern.
Konservative Therapie
Die konservative Behandlung basiert auf drei Säulen: Ernährung, Bewegung und Verhalten.
Ernährungstherapie
Patienten mit Adipositas sollten täglich 500-1000 kcal weniger aufnehmen als bisher. Empfohlen werden ballaststoffreiche, fettarme und zuckerreduzierte Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte.
Langfristig hat sich eine ausgewogene Mischkost nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) bewährt.
Extremdiäten oder Totalkuren sind nicht geeignet. Sie bergen große medizinische Risiken und führen meist zum Jo-Jo-Effekt.
Bewegungstherapie
Regelmäßige körperliche Aktivität steigert den Energieverbrauch, verbessert die Fitness und stabilisiert das Gewicht. Empfohlen werden 30-50 Min. Bewegung an 3-5 Tagen pro Woche (z. B. Spazierengehen, Radfahren, Schwimmen)
Verhaltenstherapie
Ziel ist es, Ess- und Bewegungsgewohnheiten langfristig zu ändern. Hilfreich sind hierbei auch das Führen eines Ernährungstagebuchs, Selbstbeobachtung, Stressbewältigung und Rückfallprävention.
Diese Form der Therapie unterstützt vor allem die Langzeitstabilität nach der Gewichtsreduktion.
Medikamentöse Behandlung
Wenn trotz konsequenter Basistherapie keine ausreichende Gewichtsabnahme gelingt, können verschiedene medikamentöse Behandlungsverfahren angewendet werden. Ihr Arzt wird sie darüber aufklären.
Als Beispiel kann man hier den Wirkstoff Orlistat nennen, er hemmt die Fettverdauung und ab einem BMI >28 verordnet.
Medikamente ersetzten jedoch nicht die Fortführung der konservativen Maßnahmen.
Seit 2023 sind auch sog. "Abnehmspritzen" z.B. Semaglutid zugelassen. Sie können von einem Arzt ab Bmi >30 oder ab BMI>28 mit Folgeerkrankungen verordnet werden.
Chirurgische Behandlung - Adipositaschirurgie
Ab einem BMI von 40 oder ab einem BMI ab 35 mit schweren Begleiterkrankungen (z.B. Diabetes Mellitus Typ 2) kann eine Operation in Betracht gezogen werden.
Operationsmethoden
- Schlauchmagen (Sleeve-Gastrektomie)
- Magenbypass
- Biliopankreatische Diversion (BPD)
Diese Verfahren verkleinern den Magen oder reduzieren die Nährstoffaufnahme. In der Folge kommt es zu einer Gewichtsabnahme. (Restriktion und Malabsorption).
Risiken und Nachsorge
Komplikationen treten eher selten auf. Ca. 1-2% der Fälle erleiden beispielsweise Wundheilungsstörungen oder Thrombose.
Wichtiger Bestandteil der postoperativen Therapie ist eine lebenslange Nachsorge und Kontrolle der Nährstoffversorgung, Gewichtsstabilisierung und Rückfallprophylaxe.
Ziel der operativen Behandlung:
langfristige Gewichtsstabilität, Reduktion von Folgeerkrankungen und Verbesserung von Lebensqualität.
Kontraindikationen für eine Operation als Adipositas-Behandlung sind:
- Abhängigkeit von Drogen und Alkohol
- konsumierende und immundefizitäre Erkrankungen
- Bulimia nervosa
- Psychosen und Persönlichkeitsstörungen

Abnehmen ist ein weiter Weg zu einem gesünderen Leben © yodiyim | AdobeStock
Bei 1-2 % der Adipositas-Patienten kommt es zu Komplikationen nach der Adipositas-OP. Dazu gehören v.a.
Prävention und Therapie der Adipositas
Die Prävention der Adipositas beginnt idealerweise schon im Kindes- und Jugendalter.
Laut der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kinder- und Jugendalter sind Bewegungsförderung, gesunde Ernährung und Aufklärung die wirksamsten Maßnahmen.
Auch im Erwachsenenalter spielt Prävention eine entscheidende Rolle:
Gesunde Lebensweise, regelmäßige Bewegung und Gewichtskontrolle können Adipositas im Erwachsenenalter verhindern.
Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft sowie internationale Organisationen wie die WHO veröffentlichen regelmäßig Leitlinien (z. B. Technical Report Series 894) zur Prävention und Therapie der Adipositas.
Adipositas – Spezialisten und Behandlungseinrichtungen
Patienten mit Adipositas profitieren von einer interdisziplinären Betreuung durch Ärzten, Ernährungsberatern, Bewegungstherapeuten und Psychologen.
Spezialisierte Adipositas-Zentren bieten kombinierte Programme und chirurgische Eingriffe nach Leitlinien der Adipositas-Gesellschaft an.
Wer sich über individuelle Therapieoptionen informieren möchte, kann sich über den BMI-Rechner orientieren und ärztlichen Rat einholen.
Langfristiger Erfolg stellt sich ein, wenn die Behandlung ganzheitlich erfolgt und auf nachhaltige Lebensstiländerung abzielt.
FAQ – Häufige Fragen zu Adipositas
Was ist Adipositas und ab wann spricht man davon?
Von Adipositas spricht man ab einem BMI von 30. Sie ist eine chronische Erkrankung, die durch übermäßige Ansammlung von Körperfett gekennzeichnet ist.
Welche Ursachen führen zu Adipositas?
Hauptursachen sind Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und genetische Faktoren. Auch hormonelle Störungen und psychische Belastungen können Adipositas begünstigen.
Wie kann Adipositas behandelt werden?
Die Behandlung von Adipositas erfolgt zunächst konservativ (Ernährung, Bewegung, Verhalten). Bei starkem Übergewicht können operative Verfahren wie der Schlauchmagen helfen.
Ist Adipositas heilbar?
Da Adipositas eine chronische Erkrankung ist, kann sie meist nicht vollständig geheilt, aber sehr gut kontrolliert werden. Eine dauerhafte Lebensstiländerung ist entscheidend.
Quellen
- WHO. Obesity: preventing and managing the global epidemic. WHO Technical Report Series 894, Genf 2000
- https://www.adipositas-gesellschaft.de/index.php?id=39
- https://www.adipositas-gesellschaft.de/fileadmin/PDF/Leitlinien/S3_Adipositas_Praevention_Therapie_2014.pdf
- https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/088-001m_S3_Chirurgie-Adipositas-metabolische-Erkrankugen_2018-02.pdf
- https://www.ksa.ch/sites/default/files/cms/edm/pocketguide/appendix/15_smob_richtlinien_adipositaschirurgie.pdf
- https://easo.org/wp-content/uploads/2018/12/2015-OMTF-European-Guidelines-for-Obesity-Management.pdf