Rekonstruktive Chirurgie - Facharzt finden

Die plastische Chirurgie nimmt formverändernde oder wiederherstellende Operationen an sichtbaren Geweben, Körperteilen und Organen vor.

Ziel der rekonstruktiven Chirurgie ist die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands aus medizinischen Gründen. Die ästhetische Chirurgie hinegen zielt auf die Verbesserung des Erscheinungsbilds aus nicht medizinischen Gründen ab.

Daher heißt die plastisch-rekonstruktive Chirurgie auch Wiederherstellungschirurgie und die plastisch-ästhetische Chirurgie Schönheitschirurgie. Eine Sonderstellung nehmen die Verbrennungschirurgie und die Handchirurgie ein.

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit operativen Eingriffe zur Wiederherstellung der Funktion und/oder des Erscheinungsbilds nach Verletzungen, Verbrennungen und Tumoroperationen.

Artikelübersicht

Rekonstruktive Chirurgie - Weitere Informationen

Ein kurzer Ausflug in die Geschichte der plastischen Chirurgie

Die plastische Chirurgie ist fast so alt wie die Medizin selbst. So wurden in Indien bereits 1200 v. Chr. wiederherstellende Nasenoperationen durchgeführt. Man entnahm hierfür einen Gewebelappen aus der Stirn und verpflanzte ihn. Auch die alten Ägypter beherrschten bereits solche komplizierten Eingriffe, wie Mumienfunde belegen.

Ende des 16. Jahrhunderts beschrieb ein italienischer Arzt eine Operationstechnik, die die Basis der modernen plastischen Chirurgie beschreibt.

Die beiden Weltkriege mit ihren dramatischen Verletzungen trieben die Fortschritte der rekonstruktiven Chirurgie massiv voran. Ein weiterer Meilenstein der Fachrichtung war die Einführung von Silikonimplantaten 1962.

Welche Aufgaben hat ein plastisch-rekonstruktiv tätiger Chirurg?

Die rekonstruktive Chirurgie befasst sich mit der Wiederherstellung von Gewebe und Organen, die geschädigt oder entstellt sind.

Dies kann folgendermaßen geschehen:

  • Unfälle
  • Entfernung von Tumoren und
  • Verletzungen

Durch Unfall- und Operationsfolgen funktionieren Körperfunktionen nicht mehr problemlos oder überhaupt nicht mehr. Auch ist meist das Erscheinungsbild des Betroffenen entstellt. Dies stellt eine große psychische Belastung dar und führt oft zu sozialem Rückzug.

Daher ist es das Ziel von erfahrenen Chirurgen, die Körperfunktionen und das Erscheinungsbild möglichst wiederherzustellen. Für Betroffene erhöht sich dadurch die Lebensqualität.

Bei der Handchirurgie geht es im Speziellen um die Wiederherstellung wichtiger Funktionen der oberen Extremität. Ärzte rekonstruieren Bänder, Muskeln, Sehnen, Knochen und Weichteile, damit der Patient den Arm und die Hand wieder benutzen kann.

Rekonstruktive Chirurgie: HandchirurgieRekonstruktive Chirurgie: Handchirurgie @ Chinnapong /AdobeStock

Bei der Verbrennungschirurgie mildern Ärzte die Folgen von schweren Verbrennungen, auch von chemischen Verletzungen, durch Hauttransplantationen.

Rekonstruktive Chirurgie: HandchirurgieRekonstruktive Chirurgie: Verbrennungschirurgie @ kajasja /AdobeStock

Eine häufige Therapie ist die Rekonstruktion der Brust beispielsweise nach einer Brustkrebsoperation. Aber auch die Gynäkomastie (Brustvergrößerung beim Mann) im Erwachsenenalter ist eine Erkrankung, die Experten der rekonstruktiven Chirurgie durchführen.

Weitere Einsatzgebiete sind:

  • Geweberekonstruktion nach Tumorentfernung
  • Korrektur von Narben
  • Behandlung von Lipödemen (Fettverteilungsstörung) und Lymphödemen (Abflussstörung der Gewebeflüssigkeit)
  • Behandlung von Unfallfolgen
  • Behandlung von Wundheilungsstörungen, zum Beispiel beim diabetischen Fuß
  • Ästhetische und funktionelle Rekonstruktionen im Gesicht nach Operationen und Unfällen
  • Reimplantat von abgetrennten Gliedmaßen

Eine häufige Methode in der rekonstruktiven Chirurgie ist die autologe Fetttransplantation. Dabei entnehmen Ärzte Fettgewebe von einer Stelle des Körpers und transplantieren es an einer anderen (geschädigten oder entstellten) Stelle.

Dieses Verfahren findet zum Beispiel Anwendung bei:

  • Mastektomie (Brustentfernung)
  • Brusterhaltender Therapie
  • Angeborenen oder erworbenen Brustfehlbildungen
  • Chronische Wunden
  • Genitalchirurgie/Transsexualität
  • Lokal umschriebener (begrenzter) Sklerodermie (Vermehrung von Bindegewebe)
  • Weichteildefizite und
  • Ästhetische Eingriffe, wie Handverjüngung, Brustkorrekturen, Formveränderungen der Nase und Konturunregelmäßigkeiten nach Fettabsaugung
Rekonstruktive Chirurgie: BrustvergrößerungDie rekonstruktive Chirurgie befasst sich auch mit der Verbesserung von Form und Funktion der Brust @ nenetus /AdobeStock

Häufig handelt es sich bei rekonstruktiven Operationen um mikrochirurgische Eingriffe, bei denen Ärzte auch Blutgefäße miteinander verbinden.

Plastisch-rekonstruktive Chirurgen arbeiten eng mit Experten aus anderen Gebiete zusammen, wie:

Brustrekonstruktion mit Eigengewebe oder Implantation

Ein Großteil aller Brustrekonstruktionen erfolgt mit künstlichen Materialien, wie Implantaten, Expandern oder Netzen.

Zusätzlich können Ärzte das Eigengewebe in Form eines Hautlappens aus dem Unterbauch, dem Gesäß oder dem Rücken entnehmen. Dieses transplantieren sie anschließend als neue Brust.

Grundsätzlich gibt es bei dieser Eigengewebe-Transplantation zwei Möglichkeiten:

  1. Der Hautlappen enthält noch das versorgende Blutgefäß (sogenannter gestielter Lappen) oder
  2. Das Gefäß benötigt eine mikrochirurgische Verbindung mit einem neuen Gefäß  (sogenannter freier Lappen)

Ausbildung zum plastischen Chirurgen

Experten für rekonstruktive Chirurgie sind Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie (Plastischer und Ästhetischer Chirurg).

Die Facharztausbildung startet nach dem abgeschlossenen Medizinstudium. Dafür ist eine sechsjährige Tätigkeit notwendig. Zwei Jahre Basisweiterbildung im Bereich der Chirurgie und vier Jahre zum Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie. Während dieser Zeit muss der Arzt eine festgelegte Anzahl an diagnostischen Verfahren und Therapien durchführen.

Dadurch erlangt der angehende Spezialist für plastische Chirurgie Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten für sichtbar gestörte Körperfunktionen und Körperformen.

Die ästhetisch-plastische Chirurgie befindet sich permanent in der Entwicklung. Daher müssen sich Ärzte auch nach Ausbildung und jahrelanger Praxis regelmäßig fortbilden und sich mit anderen Spezialisten austauschen.

Quellen

  • Bundesärztekammer (2013) (Muster-)Weiterbildungsordnung 2003 in der Fassung vom 28.06.2013. https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/20130628-MWBO_V6.pdf
  • Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) et al. (2015) Autologe Fetttransplantation. S2k-Leitlinie. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 009/017. https://www.dgpraec.de/wp-content/uploads/2018/03/S2k_Leitlinie_Fetttransplantation.pdf
  • Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) et al. Leitlinien. https://www.dgpraec.de/aerzte/leitlinien/
  • Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) et al. (2015) Brustrekonstruktion mit Eigengewebe. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 015/075. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-075l_S3_Brustrekonstruktion_Eigengewebe_2015-04.pdf
  • Deutsche Krebsgesellschaft e.V. (DKG) Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) (2012) Plastisch rekonstruktive Eingriffe; Brustrekonstruktion: Möglichkeiten, Indikationen. In: Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Leitlinienprogramm Onkologie. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 032/045OL. https://www.dgpraec.de/wp-content/uploads/2018/03/S3_Leitlinie_Brustkrebs_Diagnostik.pdf
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