Wirbelsäulenchirurgie im Fokus - Experteninterview mit Dr. Hedayat

13.08.2024

Dr. med. Farman Hedayat, Facharzt für Neurochirurgie, ist seit Januar 2021 in der Neurochirurgischen Praxis im Rückenzentrum Grafenberg tätig und bietet dort sein umfangreiches Leistungsspektrum für privat und gesetzlich versicherte Patienten an. Seine langjährige Erfahrung und hohe Expertise machen ihn zu einem führenden Spezialisten auf den Gebieten der Wirbelsäulenchirurgie, der Schmerztherapie und der minimal invasiven Operationstechniken in der Region. Mit seinem Engagement für das Wohl seiner Patienten und seiner exzellenten medizinischen Versorgung hat sich Dr. med. Hedayat einen Namen gemacht.

Sein Leistungsspektrum umfasst konservative Schmerztherapie, Mikrotherapie und das gesamte operative Spektrum der Wirbelsäulenchirurgie. Dabei setzt er modernste endoskopische und minimal invasive Techniken ein, um seinen Patienten die bestmögliche Behandlung zu bieten. Dr. med. Hedayat ist bekannt für seine ganzheitliche Herangehensweise, die konservative Schmerztherapie, Mikrotherapie und das gesamte operative Spektrum der Wirbelsäulenchirurgie umfasst. Seine Behandlungsschwerpunkte liegen unter anderem bei zervikalen und lumbalen Bandscheibenvorfällen, lumbalen Spinalkanalstenosen, Wirbelgleiten, endoskopischen Bandscheibenoperationen sowie robotergestützten OP-Systemen der Wirbelsäule.

Als Facharzt für Neurochirurgie strebt Dr. med. Hedayat danach, durch eine effektive konservative Therapie Operationen zu verhindern. Sollte dennoch ein operativer Eingriff erforderlich sein, verfügt er über umfangreiche Erfahrungen im gesamten Fachbereich der Neurochirurgie und bei Eingriffen an der gesamten Wirbelsäule nach neuesten Kenntnissen und Standards. Die Master-Zertifizierung der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft und der Eurospine-Society belegen seine umfangreiche Ausbildung und Expertise auf dem Gebiet der Wirbelsäulenchirurgie und konservativen Therapie. Die Wirbelsäule ist ein zentrales Element des menschlichen Körpers, das nicht nur Stabilität bietet, sondern auch Beweglichkeit ermöglicht. Bei Erkrankungen oder Verletzungen der Wirbelsäule kann dies zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität führen.

Die Redaktion des Leading Medicine Guide sprach mit Dr. med. Hedayat im Rahmen eines Interviews, um mit ihm über die Besonderheiten rund um die Wirbelsäulenchirurgie zu sprechen.

Hedayat

Die Wirbelsäulenchirurgie umfasst eine Vielzahl von Eingriffen, die darauf abzielen, Schmerzen zu lindern, Funktionsstörungen zu verbessern und die Mobilität des Patienten wiederherzustellen. Von minimal-invasiven Techniken bis hin zu komplexen operativen Verfahren bietet die Wirbelsäulenchirurgie innovative Lösungen für eine Vielzahl von Wirbelsäulenerkrankungen.

Zu den häufigsten Wirbelsäulenerkrankungen zählen in erster Linie die Verschleißerkrankungen, also die degenerativen Erkrankungen, gefolgt vom Tumor und von Infektionskrankheiten. Dann gibt es noch die Deformitäten, die sogenannten Skoliosen, wobei diese auch als Folge von Verschleiß auftreten können. Ich stelle allerdings auch fest, dass Patienten in meine neue Praxis, auch „nur“ mit Rückenschmerzen kommen. Und hier ist es ganz wichtig, dass man, auch nach den aktuellen Leitlinien, zwischen dem spezifischen und dem unspezifischen Kreuzschmerz unterscheidet. Denn ca. 90% der Patienten, die wegen Kreuzschmerzen einen Arzt aufsuchen, haben keine spezifische Ursache. Ca. 10 % der Patienten haben eine Ursache für ihre Rückenschmerzen, und hier ist dann die gesamte Behandlung eine andere als bei unspezifischen Rückenschmerzen“, macht Dr. Hedayat zu Beginn unseres Gesprächs deutlich. 

Eine häufige Wirbelsäulenerkrankung ist auch der Bandscheibenvorfall, bei dem der Faserring der Bandscheibe reißt wodurch der Gallertkern austritt und auf benachbarte Nervenwurzeln drückt. Dies kann zu Schmerzen, Taubheitsgefühl und Muskelschwäche führen. „Bei dem klassisch auswärtig diagnostizierten Bandscheibenvorfall handelt es sich häufig um eine Degeneration bzw. um eine degenerative Veränderung an der Wirbelsäule. Hier muss man aber ein wenig aufpassen. Denn manchmal kommt der Patient mit dem Hinweis, „er habe einen vierfachen Bandscheibenvorfall“, was sich aber dann im klassischen Sinn nicht als Bandscheibenvorfall definieren lässt, sondern eher als Verschleiß. Und klinisch weist der Patient auch keinerlei klassische Symptome eines Bandscheibenvorfalls auf. Auch wenn jemand eine kontinuierliche Fehlhaltung oder arbeitsbedingte Zwangshaltungen hat, führt dies letztlich zu Rückenschmerzen. Die bildgebende Diagnostik ist zwingend und sehr hilfreich, aber sie allein stellt keine Diagnose. Dies bedeutet, dass wir keine Bilder behandeln, sondern Menschen. Die Bildgebung dient dazu zu klären, ob es eine Ursache für die vom Patienten beklagten Beschwerden gibt. 

Ein klassischer Bandscheibenvorfall mit dem Austritt vom Gallertkern und der entsprechenden Kompression eines Nervs betrifft ganz unterschiedliche Patientengruppen. Der jüngste Patient, den ich mit einem Bandscheibenvorfall hatte, war 16 Jahre alt, der allerdings mit 160 Kilo stark übergewichtig war. Er hatte zwar immens abgenommen, hatte aber aufgrund seines Bandscheibenvorfalls eine Fußheberparese (Lähmung), sodass man ihn schnell operieren musste. Der älteste Patient, den ich mit einem symptomatischen Bandscheibenvorfall operiert habe, war 90 Jahre alt. Insofern ist die Variationsbreite groß. Man muss da grundsätzlich aufpassen. Nicht jeder per Bildgebung diagnostizierte Bandscheibenvorfall ist tatsächlich für die Beschwerden des Patienten ursächlich verantwortlich, und nicht jeder symptomatische Bandscheibenvorfall ist operationsbedürftig“.


Eine weitere häufige Erkrankung ist die Spinalkanalstenose, bei der es zu einer Verengung des Wirbelkanals kommt, was zu Druck auf das Rückenmark und die Nervenwurzeln führt. Dies kann zu Schmerzen, Taubheitsgefühl, Lähmungen und Gangstörungen führen. Auch die Spondylarthrose, eine degenerative Erkrankung der Facettengelenke, sowie Skoliose, Osteoporose und Wirbelgleiten gehören zu den gängigen Wirbelsäulenerkrankungen.


Für Patienten mit degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen stehen zahlreiche nicht-chirurgische Behandlungsoptionen zur Verfügung, die vor einer Operation in Betracht gezogen werden können. Diese Behandlungen zielen darauf ab, die Symptome zu lindern, die Funktion der Wirbelsäule zu verbessern und die Lebensqualität des Patienten zu erhalten oder zu steigern.

Dazu äußert Dr. Hedayat: „Ich will nicht die sogenannte Bandscheiben Operation oder überhaupt eine Operation an der Wirbelsäule verteufeln, sie hat eine massive Berechtigung, aber es gibt natürlich konservative Behandlungsmethoden. Etwa über eine kurzfristige Medikamenteneinnahme von Nichtsteroidalen Antirheumatika (wie Ibuprofen oder Diclofenac) oder von Opiaten, um den Initialschmerz zu bekämpfen und um zu sehen, wie der Schmerz sich entwickelt. Je nachdem folgt dann eine gezielte Injektionstherapie mit Kortison und Lokalanästhetikum. Oft beruhigt sich die Symptomatik. Denn wenn der Nerv nach wiederholten Injektionen abschwillt, bessern sich auch die Schmerzen. Weiterhin gibt es die sogenannte Traktionstherapie, die auf einer Streckbank erfolgt. Diese ist zum Beispiel sinnvoll, wenn eine Verengung der Nervenaustrittstelle vorliegt. In diesem Fall kann der Nerv durch das leichte Auseinanderziehen entlastet werden. Grundsätzlich ist das konservative Vorgehen individuell. Der eine Patient fühlt sich mit Bewegung besser, der andere, wenn er ruhig liegt. Zudem gibt noch weitere klassische Therapien wie Physiotherapie, Rehabilitation und Sport. Und hier ist es wichtig zwischen spezifischem und unspezifischem Kreuzschmerz zu unterscheiden. Denn bei der unspezifischen Symptomatik, wenn also keine klare Ursache vorliegt, helfen Maßnahmen wie Gewichtsreduktion bei Übergewicht sowie Bewegung und Sport, Akupunktur, chiropraktische Anpassungen und osteopathische Manipulationen. Diese sind Beispiele für Therapien, die darauf abzielen, die Durchblutung zu verbessern, Verspannungen zu lösen und die natürliche Ausrichtung der Wirbelsäule zu fördern. Ergänzende Maßnahmen wie Wärme- oder Kältetherapie können ebenfalls zur Schmerzlinderung beitragen, indem sie die Muskeln entspannen und die Durchblutung fördern. Darüber hinaus können bestimmte Hilfsmittel wie orthopädische Stützen oder spezielle Matratzen und Kissen verwendet werden, um die Wirbelsäule zu entlasten und die richtige Positionierung während des Schlafs zu fördern. Während bei dem spezifischen Kreuzschmerz eine gezielte Ursachentherapie erfolgen sollte. Nach ca. sechs Wochen einer konservativen Behandlung muss bei einem spezifischen Kreuzschmerz alles überdacht werden, ob die gewählte Therapie Erfolg hat oder nicht und inwieweit man die Therapiestrategie ändern muss oder ob man doch über eine operative Therapie nachdenken sollte“. 

Spondylolyse und Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) können eng miteinander verbunden sein, sind aber dennoch zwei unterschiedliche Erkrankungen der Wirbelsäule.

Die Spondylolyse bezeichnet den Defekt oder eine pathologische knöcherne Unterbrechung im Wirbelbogen, die entweder angeboren oder erworben sein kann. Dieser Defekt kann zu Instabilität im betroffenen Bereich der Wirbelsäule führen, ist aber nicht zwangsläufig mit einem Wirbelgleiten verbunden. Wirbelgleiten tritt auf, wenn ein Wirbel gegenüber dem darunterliegenden Wirbel nach vorne gleitet. Dies geschieht häufig in Verbindung mit einer Spondylolyse, wenn der Defekt im Wirbelbogen zu einer Instabilität führt und den Wirbel nach vorne rutschen lässt. Ein Wirbelgleiten kann aber auch durch eine Degeneration bedingt sein. Wirbelgleiten kann verschiedene Grade der Verschiebung aufweisen, von geringfügig bis stark, und wird entsprechend klassifiziert. Während also Spondylolyse den Defekt oder die knöcherne Unterbrechung im Wirbelbogen beschreibt, bezeichnet Wirbelgleiten die tatsächliche Verschiebung eines Wirbels gegenüber eines anderen. Spondylolyse kann eine Ursache für Wirbelgleiten sein, aber nicht alle Menschen mit Spondylolyse entwickeln zwangsläufig auch ein Wirbelgleiten.

In der jüngsten Vergangenheit wurden immer mehr Fälle von vor allem jüngeren Patienten mit Wirbelgleiten beobachtet. Bei diesen wurde oft eine Spondylolyse festgestellt, die dann möglicherweise ein Wirbelgleiten verursacht hat. Stark vermuten kann man den Grund in der heute höheren Intensität von Sport, bei der durch eine Bagatellverletzung ein Haarriss in einem Wirbelbogen entstanden ist. Einen Haarriss kann man initial nicht diagnostizieren – man kann ihn schlicht und ergreifend nicht sehen bzw. weil häufig nach einem Bagatelltrauma im Sport keine weitere Diagnostik notwendig ist. Bei einigen heilt dieser Haarriss aber nicht ab, wodurch eine Spondylolyse entstehen kann, die ihrerseits zu einem Wirbelgleiten führen kann. Durch diese Verschiebung der beiden Wirbel kommt es zu einer Einengung von Nervenaustrittsstellen oder einer Spinalkanalstenose, was wiederum zu Beinschmerzen führen kann. Hier kann bzw. soll man zunächst konservative Therapien anwenden, aber bei Therapieresistenten Beschwerden oder neurologischen Ausfällen eine Stabilisierungs- oder Fusionsoperation in Erwägung ziehen“, führt Dr. Hedayat aus.


Allgemeine Diagnostik

Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen (im Stehen, damit die Hüftköpfe sichtbar sind), Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) sind häufig verwendete bildgebende Verfahren.

Kernspintomographie (MRT): MRT ist besonders nützlich, um Weichteilstrukturen wie Bänder, Nerven und Bandscheiben zu visualisieren.

Szintigraphie: Die Szintigraphie kann verwendet werden, um entzündliche oder degenerative Prozesse in der Wirbelsäule zu identifizieren. Sie kann auch helfen, Bereiche mit erhöhtem Knochenstoffwechsel zu erkennen, die auf eine Fraktur oder einen Haarriss hinweisen können.


Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen und neurologische Komplikationen vorhanden sind, kann eine operative Behandlung erforderlich sein. 

Die Operation kann verschiedene Formen annehmen, abhängig von der Lokalisation und dem Schweregrad der Spondylolyse. Dazu gehören Verfahren wie Wirbelkörperverstärkung mit Zement (Kyphoplastie oder Vertebroplastie) bei Wirbelkörperbrüchen, Wirbelkörperfusion durch minimalinvasive Wirbelsäulenoperationen. Natürlich kann die Vorstellung eines Eingriffs an der Wirbelsäule den Patienten nervös machen. Aber Dr. Hedayat beruhigt: 

Ich empfehle Patienten, sich auch eine Zweitmeinung einzuholen, bevor ein chirurgischer Eingriff an der Wirbelsäule erfolgt. Die Patienten sind aber für den Fall der Notwendigkeit einer Operation grundsätzlich gut vorbereitet und aufgeklärt und haben keine großen Ängste. Denn es ist meistens so, dass man die Patienten schon etwas länger kennt. Eine gewisse Sorge der Patienten ist natürlich vorhanden, und das ist auch verständlich“.

Nach einer Wirbelsäulenoperation können verschiedene Komplikationen auftreten, die von milden bis hin zu schwerwiegenden Problemen reichen können. 

Jeder operative Eingriff birgt eventuelle Komplikationen. Aber gerade in der Wirbelsäulenchirurgie kursieren regelrechte Horrorgeschichten. Der Klassiker ist die Furcht vor einer Lähmung bzw. einer Querschnittslähmung verbunden mit der Notwendigkeit eines Rollstuhls. Diese Furcht ist verständlich – schließlich operieren wir in einer sehr sensiblen Region. Die häufigsten Komplikationen, die auftreten können, sind eine Nachblutung oder eine Infektion. Im Falle der sehr seltenen postoperativen Nachblutung kann es zu Lähmungen und Schmerzen kommen. Eine Nachblutung hat nichts mit der Erfahrung eines Operateurs zu tun – man kann das Risiko etwas minimieren, aber letztlich hat man keinen Einfluss darauf. Ich persönlich setze immer eine Drainage, damit Wundflüssigkeit in der 1. postoperativen Phase abfließen kann. Eine Nachblutung ist eine der dramatischsten Komplikationen bei einer derartigen Operation. Deshalb benötigen die Patienten postoperativ auch eine Überwachung. Darüber hinaus gibt es noch weitere Komplikationen wie eine mögliche Wundheilungsstörung oder eine Nervenhautverletzung, die zu einem Liquorverlust-Syndrom bzw. einer Liquor-Fistelbildung führen kann. In diesem Fall muss eine lumbale Drainage gelegt werden, damit das Nervenwasser abfließen und verletzte Nervenhaut abheilen kann“, erläutert Dr. Hedayat und betont: „Eine bewusste Nervenverletzung habe ich persönlich noch nie erlebt, auch bei anderen Kollegen nicht“. 

In einigen Fällen kann eine weitere Operation erforderlich sein, um das Problem des Liquoraustritts zu korrigieren. Eine sorgfältige Überwachung und Nachsorge durch das medizinische Team sind daher entscheidend, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen und angemessen zu behandeln.

Wirbelsäulenerkrankungen, insbesondere solche im zervikalen Bereich (Halswirbelsäule), können häufig mit „Schwindel“ assoziiert sein und das Gleichgewichtssystem beeinflussen. 

Eine dieser Erkrankungen ist die zervikale Spondylarthrose oder zervikale Osteoarthritis, die durch den Verschleiß der Bandscheiben und Gelenke im Nackenbereich gekennzeichnet ist. Eine Nervenreizung bzw. muskuläre Probleme im Nackenbereich können Gleichgewichtsstörungen sowie auch Schwindel verursachen. Bandscheibenvorfälle in der Halswirbelsäule können ebenfalls u. a. Schwindel verursachen. Die Auswirkungen dieser Erkrankungen auf das Gleichgewichtssystem können vielfältig sein. Durch die Kompression neuraler Strukturen wie z.B. das Rückenmark kann die Signalübertragung zum Gehirn gestört werden, was häufig zu einer Gangstörung und Schwindel führen kann. Darüber hinaus kann sie Muskeln und Bänder im Nackenbereich beeinträchtigen, was ebenfalls das Gleichgewicht beeinflussen kann.

Man fragt sich, wie der Patient mit Schwindel auf die Idee kommt, zu einem Wirbelsäulenchirurgen zu gehen. Dr. Hedayat erklärt hierzu: „Es gibt viele verschiedene Formen von Schwindel. Da gibt es den kardial ursächlichen Schwindel, neurologisch ursächlichen oder auch Hals-Nasen-Ohren (HNO) ursächlichen Schwindel. Bei Halswirbelsäulen Erkrankungen ist Schwindel oft auch ein Symptom, zum Beispiel durch Wirbelkanalverengungen und die dadurch verursachte Myelopathie. Dies zeigt sich auch in Form von Gangstörungen (im Sinne einer spinalen Erkrankung, weil die Signalweiterleitung an das Kleinhirn sowie das Großhirn gestört ist und umgekehrt), häufigen Stürzen oder feinmotorischen Störungen. Zunächst muss zur Abklärung ein MRT vom Schädel gemacht werden, um auszuschließen, dass eine zerebrale Ursache vorliegt, auch ein MRT der Halswirbelsäule ist dringend notwendig. Es folgen dann Röntgen-, manchmal auch CT-Aufnahmen. Notwendig ist auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit HNO- und kardiologischen Kollegen. Die klassischen Erkrankungen für Schwindel sind sehr breit“.

Die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen, die u. a. mit Schwindel einhergehen, richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Konservative Maßnahmen wie Physiotherapie, Medikamente zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung sowie gezielte Übungen zur Stärkung der Nackenmuskulatur können helfen. In einigen Fällen wie z. B. bei einer Myelopathie kann jedoch eine Operation erforderlich sein, um die Ursache zu beheben. 

Seit Januar 2021 ist Dr. med. Farman Hedayat in der Neurochirurgischen Praxis im Rückenzentrum Grafenberg tätig und bietet ein breites Spektrum an Leistungen sowohl für privat als auch gesetzlich versicherte Patienten an.

Ich biete die klassische Therapie von Wirbelsäulenerkrankungen an, ob konservativ oder operativ. So versuche ich mit meinem Team, mit den uns zur Verfügung gestellten Maßnahmen Beschwerden zu lindern. Dies beginnt bei der Verschreibung von Medikamenten und der Verordnung von Rehabilitationsmaßnahmen. Wir machen bildwandlergestützte Infiltrationen an der gesamten Wirbelsäule sowie an den peripheren Nerven zur Schmerzbekämpfung. Darüber hinaus bieten wir die Kältetherapie an, die vor allem bei chronischem Schmerz etwa durch Arthrose oder der rheumatischen Erkrankung wie bei Morbus Bechterew sehr effektiv ist. Gleichzeitig werden durch die Kältetherapie das Immunsystem und der Stoffwechsel gestärkt, und sie ist gleichzeitig gut bei häufigem Kopfschmerz, Depressionen oder Schlafstörungen. Des Weiteren bieten wir noch die Strecktherapie an. Nach sechs Wochen konservativer Therapie sollte man überprüfen, wie weit man dem Patienten helfen konnte. Das ist auch volkswirtschaftlich sehr wichtig, damit es nicht zu unnötigen Arbeitsausfällen beim Patienten kommt. Man muss sich fragen, ob man die Therapiestrategie ändern muss oder nicht. Und da kommt man manchmal an den Punkt, auch über eine operative Therapie nachdenken zu müssen“, schildert Dr. Hedayat.


Bei der periradikulären Therapie (PRT) wird eine feine Injektionsnadel bis zur gereizten Nervenwurzel im Bereich der Wirbelsäule vorgeschoben, während bei der Facettengelenksinfiltration (FGI) die Nadel bis zu den gereizten Facettengelenken reicht. Beide Verfahren werden unter Bildwandler-Kontrolle durchgeführt, um eine präzise Platzierung der Nadel zu gewährleisten. Durch diese Nadeln werden hochwirksame Medikamente verabreicht, die lokal betäubend, entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken. Da Entzündungen und Schmerzen oft auf einen kleinen Bereich beschränkt sind, erlaubt die präzise Steuerung und genaue Verabreichung der Medikamente durch die Bildwandler-Kontrolle eine niedrige Dosierung.


Natürlich bin ich auch operativ tätig – ich führe pro Jahr 160-250 Operationen durch und biete das gesamte Spektrum der Wirbelsäulenchirurgie an. Die Operationen finden in zwei Kliniken statt: in dem Evangelischen Klinikum Köln Weyertal und in der Praxisklinik 360° im Südpark, Solingen. Für die Zukunft wünsche ich mir eine gute Ausbildung für die neue Generation. Hier ist gerade in Diskussion, ob es künftig die Facharztbezeichnung für Wirbelsäulenchirurgie geben wird. Natürlich werden sich Medizin und Technik weiterentwickeln. Persönlich favorisiere ich sehr die endoskopische Wirbelsäulenchirurgie und führe sie bei entsprechender Indikation auch durch. Meiner Meinung nach wird sie sich auch weiter durchsetzen, so wie auch die Robotik und der Einsatz von KI (Künstliche Intelligenz) voranschreiten werden“, so Dr. Hedayat und schließt mit diesen Gedanken das Gespräch.

Herzlichen Dank, sehr geehrter Herr Dr. Hedayat, für dieses aufschlussreiche Gespräch!

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