Schulterpathologien: Optimale minimalinvasive Behandlungsstrategien für Sehnenrisse, Arthrose, Instabilität und Brüche - Experteninterview mit Prof. Kaisidis

23.08.2024

Die Klinik für Schulterchirurgie unter der Leitung von Prof. Dr. Aristotelis Kaisidis, Chefarzt der Frankfurter Rotkreuzkliniken, ist eine Vorreiterin auf dem Gebiet der Schulterchirurgie. Mit einer umfassenden Expertise und Spezialisierung in verschiedenen Bereichen der Schulterchirurgie, darunter Schulter-Endoprothetik, Schulter-Arthroskopie, Schulter-Stabilisierungen, Rotatorenmanschettenrupturen, Sportverletzungen, Schultertraumata, Sehnentransfers und konservative Schultertherapie, bietet die Klinik eine breite Palette an Behandlungsmöglichkeiten für Schultererkrankungen und Verletzungen.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Kaisidis zeichnet sich die Klinik durch eine vollständige Klinikstruktur aus, die ein hochspezialisiertes Team von Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und Fachkräften umfasst. Dieses engagierte Team ist auf Schulterbehandlungen spezialisiert und bietet eine patientenorientierte Versorgung von höchster Qualität. Ein herausragendes Merkmal der Klinik ist die Verwendung innovativer Behandlungsansätze, darunter die von Prof. Dr. Kaisidis entwickelte Operationsmethode mit der Kaisidis-Platte. Diese Methode zeichnet sich durch minimale Invasivität und hohe Wirksamkeit aus und wird erfolgreich bei Frakturen eingesetzt. Die Klinik verfügt über modernste chirurgische Geräte und Instrumente, die kontinuierlich erneuert werden, um den neuesten Technologien gerecht zu werden. Neben operativen Verfahren beherrscht das Team auch moderne konservative Therapieansätze und bietet individuell angepasste Therapieprogramme zur Förderung der Flexibilität, Mobilität und Muskelkraft.

Mit einer jährlichen Durchführung von etwa 700 Schulteroperationen unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade und rund 5000 ambulanten Kontakten zu Schulterpatienten pro Jahr setzt die Klinik höchste Maßstäbe für eine optimale Versorgung der Schulter. Diese beeindruckende Fallzahl unterstreicht das Vertrauen, das Patienten in die Expertise der Klinik setzen, sowie die große Nachfrage nach den hochqualifizierten Dienstleistungen von Prof. Dr. Kaisidis und seinem Team. Die umfangreiche Erfahrung und Expertise der Klinik machen ihre Spezialisten zu gefragten Ansprechpartnern für fundierte ärztliche Zweitmeinungen zu Schulterpathologien und den verschiedenen Therapiemöglichkeiten. Patienten können darauf vertrauen, dass ihr Wohlbefinden im Mittelpunkt steht und das engagierte Team der Klinik bestrebt ist, Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität wiederherzustellen.

Die Redaktion des Leading Medicine führte ein Gespräch mit Prof. Dr. Kaisidis und konnte mehr erfahren zu Schulterpathologien und deren erfolgreicher Behandlungen. 

ROTESKREUZ_20212301_KAISIDIS2585.jpg

Schulterpathologien wie Sehnenrisse, Arthrose, Instabilität und Brüche können erhebliche Einschränkungen der Schulterfunktion und starke Schmerzen verursachen. Eine gezielte und frühzeitige Behandlung ist entscheidend, um langfristige Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. In der modernen Medizin stehen eine Vielzahl von minimalinvasiven Therapien und Operationstechniken zur Verfügung, die eine präzise und effektive Behandlung dieser Schultererkrankungen ermöglichen. Die richtige Wahl der geeigneten Therapie oder Operation hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Art und Schwere der Pathologie, das Alter und die Gesundheit des Patienten sowie individuelle Präferenzen und Lebensumstände. Ein ganzheitlicher Ansatz, der die Bedürfnisse des Patienten berücksichtigt und modernste Behandlungsmethoden mit höchster Erfahrung wie in der Frankfurter Rotkreuzklinik, die auf Schulterchirurgie spezialisiert ist, einbezieht, ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung von Schulterpathologien. 

Es gibt eine Vielzahl von minimalinvasiven Behandlungsoptionen für Schulterpathologien wie Sehnenrisse, Arthrose, Instabilität und Brüche, die je nach Art und Schwere der Erkrankung sowie den individuellen Bedürfnissen des Patienten ausgewählt werden können.

Bei Sehnenrissen, Arthrosen, Instabilität und Brüchen gibt es eine Vielzahl an Behandlungsoptionen. So lassen sich Sehnenrisse und Instabilität mit Arthroskopien (Schlüsselloch-Technik) behandeln, während Arthrose und Brüche mit der Schlüsselloch-Technik seltener behandelbar sind. Die Erholungszeit ist bei minimal invasiven Techniken im Vergleich zu den offenen Methoden ca. mindestens 50% geringer. Auch die Effektivität ist höher, weil man bei der Kamera unterstützten minimal invasiven Technik einen größeren Radius im Gelenk einsehen und in Ecken und an Stellen hinkommen kann, was mit offenen Techniken viel schwieriger gelingt. Daher ist die Effektivität um ein Vielfaches erhöht. Bei einer geringfügig ausgeprägten Arthrose gibt es noch die minimal invasive Variante durch das sogenannte Microfracturing, bei der die Arthrose angebohrt wird. Dies stimuliert das Knochenmark, löst Reparaturmechanismen aus, und es bildet sich neues Knorpelgewebe“, schildert Prof. Dr. Kaisidis und erklärt dann noch die Besonderheit zu der von ihm entwickelten Kaisidis-Platte: „Bei Brüchen kann man mit dem Einsatz von Platten arbeiten. Beim Oberarmkopfbruch zum Beispiel kann sich der Einsatz `meiner´ Kaisidis-Platte mit mini-Schnitten (3-4 cm) auszahlen. Andere Platten gibt es natürlich auch, aber hier sind größere Schnitte (15-20 cm) erforderlich, da die Platten deutlich größer sind. Für den Patienten ist das nicht optimal, da sich die Erholungszeit bei größeren Schnitten automatisch verlängert“.


Die Kaisidis-Platte, eine kleine Titanplatte, wurde speziell für bestimmte Brüche des Oberarmkopfes konzipiert und ermöglicht eine minimal-invasive Behandlung. Diese innovative Lösung wurde von Chefarzt Prof. Dr. Kaisidis entwickelt. Die biomechanischen Eigenschaften und das Design der Platte wurden 2018 in „The Open Orthopaedics Journal“ veröffentlicht. Es ist bemerkenswert, dass die Platte bereits zu Lebzeiten ihres Entwicklers nach ihm benannt wurde, was eher unüblich ist. 


Die Entscheidung über die am besten geeignete minimalinvasive Therapie oder Operation für einen Patienten mit einer bestimmten Schulterpathologie erfordert eine sorgfältige Bewertung mehrerer Faktoren.

Zunächst ist es wichtig, die genaue Art der Schultererkrankung und den Schweregrad der Symptome zu bestimmen. „Hier geht es um die Erfahrung des jeweiligen Arztes, die Anzahl der bisherigen Schulter-Operationen, wie viele Operationstechniken man beherrscht und wie gut man die beherrscht, um eine richtig gute Einschätzung abgeben zu können. Hier in der Frankfurter Rotkreuzklinik streben wir für den Patienten immer die minimal invasivste aller Techniken an. Im Operationssaal kann es passieren, dass die Behandlung angepasst wird und wir etwas erweitern müssen. Aber selbst die offenen Operationen sind `mini-offen´. Nur manchmal bei ganz komplizierten Sehnenrissen, die in mehreren Etagen stattfinden, die müssen dann oft kombiniert mini-offen und arthroskopisch behandelt werden. Es hängt von der Komplexität der Pathologie ab, wenn manchmal etwas erweitert werden muss“, so Prof. Dr. Kaisidis. 

Bei schweren Sehnenverletzungen oder irreparablen Sehnenrissen kann ein Sehnentransfer erforderlich sein, um die Funktion des Schultergelenks wiederherzustellen. Dabei wird eine intakte Sehne von einer anderen Stelle im Körper entnommen und an die beschädigte Stelle in der Schulter transferiert. Die Klassifizierung von Sehnen vor einer Operation erfolgt häufig anhand des sogenannten Pate-Systems, das verschiedene Grade der Sehnenverletzung beschreibt. Diese Klassifizierung hilft Ärzten, die richtige Behandlungsstrategie zu wählen, wobei oft Bildgebung wie Ultraschall oder MRT zur genauen Beurteilung der Verletzung eingesetzt wird. 

Bei Sehnenrissen ist es in der Regel so, dass die Sehne von ihrem Ansatzkopf abreißt. Wenn wir diese dann wieder rekonstruieren oder refixieren wollen, nähen wir die Sehne an der ursprünglichen Stelle am Oberarmkopf wieder an – die Sehne wird somit an den Knochen wieder refixiert. Das kann mit einfachen Nähten oder mit feinen Ankerchen stattfinden. Auch medizinisches Plastik oder Titan ist möglich. In jedem Fall wird die Sehne wieder am Knochen fixiert. Nicht jede Sehne ist reparabel. Daher gibt es die Pate-Klassifizierung, die man vor der Operation durch das MRT schon kennt. So wissen wir bei einer Pate-2 Klassifizierung, dass hier eine Fixierung möglich ist, während dies bei Pate-3 nicht möglich ist. Wir erklären unseren Patienten auch immer, dass die Risse der Hauptsehnen an der Schulter nicht unbegrenzt Zeit haben. Da gibt es nur ein bestimmtes Zeitfenster. Wenn dieses Zeitfenster `verpasst´ wird, dann kann man diese Sehne nicht mehr rekonstruieren. Wir sind dann aber nicht der Freund von sogenannten künstlichen Bio-Patches, die andernorts angewendet werden, weil die Ergebnisse sehr dürftig sind und greifen daher bei solch schwerwiegenden Fällen auf Sehnentransfers aus anderen Körperregionen zurück. Das sind dann durchaus `exotische Operationen´, die nicht alle Tage stattfinden, wobei durchaus viele Patienten hierfür zu uns geschickt werden, da wir als Schulterklinik die nötige Kompetenz für einen solchen Eingriff haben.

Die Risiken und potenziellen Komplikationen der verschiedenen minimalinvasiven Behandlungsoptionen für Schulterpathologien können je nach Art des Eingriffs variieren.

Trotz der minimalinvasiven Natur der Verfahren besteht bei allen chirurgischen Eingriffen das Risiko einer postoperativen Infektion. Dies kann zu Schmerzen, Schwellungen und weiteren Komplikationen führen. Während oder nach der Operation kann es zu Blutungen oder der Bildung von Hämatomen kommen, insbesondere in den ersten Tagen nach dem Eingriff. Bei minimalinvasiven Operationen besteht das Risiko, dass umliegendes Gewebe wie Nerven, Blutgefäße oder Muskeln verletzt werden können. Dies kann zu Taubheitsgefühlen, Schwäche oder anderen neurologischen Problemen führen. Bei operativen Verfahren, die die Verwendung von Implantaten wie Anker oder Schrauben erfordern, besteht das Risiko, dass diese sich lockern oder versagen können, was zu erneuten Symptomen und weiteren Eingriffen führen kann. Bei längeren operativen Eingriffen besteht das Risiko von Thrombosen oder Embolien, bei denen sich Blutgerinnsel bilden und in lebenswichtige Organe gelangen können. 

Eine spezielle Herausforderung für uns sind große Sehnenrisse, die rekonstruiert wurden und wieder abgerissen sind und nicht gehalten haben. Diese müssen dann oft mit Sehnentransfers repariert werden oder mit sogenannten Wasserkissen, nämlich dann, wenn der Patient für einen Sehnentransfer vielleicht zu alt ist oder schon zu viele Operationen hatte oder vom biologischen Alter gesehen älter ist als normal. Diese Wasserkissen füllen dann den Raum aus, wo die Sehne ursprünglich war. Auch gelockerte, künstliche Schulterprothesen erfordern eine hohe Expertise. Die aber wohl größte Herausforderung sind infizierte Schulterprothesen. Hier muss man sehr sach- und fachgerecht vorgehen. Denn hier ist in der Regel auch das umliegende Gewebe oder auch der Knochen in Mitleidenschaft gezogen, was den Eingriff durchaus problematisch gestaltet. Hier ist extrem hohe Erfahrung gefragt, um zu beurteilen, was machbar ist und was nicht, auch um den Patienten nicht unnötig viel zuzumuten“, konstatiert Prof. Dr. Kaisidis. 

Die Rehabilitation nach einer minimalinvasiven Schulteroperation ist entscheidend für eine erfolgreiche Genesung und die Wiederherstellung der Schulterfunktion.

Von Anfang an steht die Förderung der Bewegung im Vordergrund, um Schwellungen zu reduzieren und die Durchblutung zu fördern. Dabei beginnt die Rehabilitation oft schon kurz nach der Operation mit sanften Bewegungsübungen. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt auf dem Muskelaufbau und dem Stabilitätstraining, um die umliegende Muskulatur zu kräftigen und die Gelenkstabilität zu verbessern.

Wir haben einen eigenen Sozialdienst, und bei Patienten mit Schulterprothesen schicken wir diese sehr schnell in die Rehabilitation, was in der Regel eine Woche nach der Operation der Fall ist. Um all das kümmert sich unser Sozialdienst, der die entsprechende Erfahrung haben. Bei Patienten mit Sehnenrissen, Instabilitäten und Brüchen beginnt die Reha, ob ambulant oder stationär, in der Regel sechs Wochen nach der Operation. Alle Patienten bekommen von uns auch Nachbehandlungskonzepte für Zuhause, worauf wir sehr viel Wert legen. Man kann sagen, dass der Patient, der eine Schulterprothetik erhalten hat, nach ca. fünf Wochen (Krankenhausaufenthalt und Reha) bereits auf einem sehr hohen Niveau ist. Für eine volle Aktivität, auch beruflich, braucht es dann noch etwas Zeit. Natürlich ist es immer abhängig davon, was für eine Arbeit oder welche Sportart ausgeübt werden will. Wer Bürotätigkeiten nachgehen will, der kann dies vollumfänglich nach 6-7 Wochen tun, während der Handwerker hier 3-3,5 Monate braucht. Bei Instabilitäten und Sehnenrissen muss etwas mehr Zeit eingeplant werden. Wir bieten hier aber eben den Vorteil, dass unsere Patienten schnell in die Reha kommen, während dies bei nicht so spezialisierten Kliniken erst nach sechs Wochen geschieht, sodass hier alles zeitverzögert ist“, erläutert Prof. Dr. Kaisidis. 

Eine erfolgreiche Genesung erfordert Geduld, Ausdauer und die Bereitschaft, sich an die Empfehlungen des Behandlungsteams zu halten. Individuelle Rehabilitationsprogramme werden je nach Art des Eingriffs und den individuellen Bedürfnissen des Patienten entwickelt, um eine optimale Genesung zu gewährleisten. Letztendlich ist die aktive Teilnahme des Patienten an der Rehabilitation entscheidend für den Erfolg des Genesungsprozesses. 

In der minimalinvasiven Schulterchirurgie gibt es kontinuierliche Fortschritte und Entwicklungen, die vielversprechende Möglichkeiten für eine noch bessere Behandlung bieten.

Neue Bildgebungstechnologien wie hochauflösende MRT- und CT-Scans sowie intraoperative Bildgebungstechniken ermöglichen genauere Diagnosen und präzisere Eingriffe. Diese Fortschritte verbessern die Sicherheit und Genauigkeit der Operationen. Ein weiterer vielversprechender Bereich ist die roboterassistierte Chirurgie. Roboterassistenzsysteme werden zunehmend in der Schulterchirurgie eingesetzt, um die Präzision und Reproduzierbarkeit der Eingriffe zu erhöhen. Sie ermöglichen es Chirurgen, komplexe Bewegungen mit größerer Genauigkeit durchzuführen und kleinere Schnitte zu machen, was zu schnelleren Genesungszeiten führen kann. „Inwiefern die ergänzende KI (Künstliche Intelligenz) noch zum Einsatz kommt, wird die kommende Zeit zeigen. Ob die KI die größte Rolle bei Operation oder nur bei der Planung spielen wird, kann man noch nicht genau sagen, wobei ich den Einsatz mehr bei der Planung sehe, auch in der Entwicklung von Geräten und Design. Man muss hier auch immer die Kosten und den Zeitaufwand beachten, was den Mehrwert betrifft. Aber die KI kann in der Zukunft vielleicht noch effektivere Implantate entwickeln, deren Faktoren wir noch gar nicht kennen“, vermutet Prof. Dr. Kaisidis, und damit schließen wir unser Gespräch. 

Vielen Dank, sehr geehrter Herr Professor Dr. Kaisidis, für den spannenden Einblick in die Schulterchirurgie! 

Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print