Innovative Lösungen bei Hüftarthrose: Hüftendoprothetik und gelenkerhaltende Chirurgie im Fokus - Experteninterview mit Professor Günther

08.07.2024
Leading Medicine Guide Redaktion
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Prof. Dr. med. habil. Klaus-Peter Günther ist ein herausragender Orthopäde und Hüftchirurg, der am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden an der Technischen Universität Dresden tätig ist. Mit seiner langjährigen Erfahrung und seinem umfassenden Fachwissen genießt er einen ausgezeichneten Ruf in Sachsen und darüber hinaus.

Prof. Dr. Günther hat sich insbesondere auf die Hüftchirurgie und Hüftendoprothetik spezialisiert. Er ist geschäftsführender Direktor des UniversitätsCentrums für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie in Dresden und leitet ein hochqualifiziertes Team von Fachärzten und orthopädischen Chirurgen. Zu den speziellen Behandlungsschwerpunkten von Prof. Dr. Günther gehören primäre Endoprothetik bei Erkrankungen und Verletzungsfolgen, Revisionsendoprothetik bei Lockerung und Komplikationen, arthroskopische Eingriffe als minimalinvasive Verfahren sowie korrektive Maßnahmen bei Fehlstellungen und Gelenkproblemen.

Seine Abteilung wurde als EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung ausgezeichnet, was höchste Qualität und Behandlungsstandards garantiert. Als Senior-Hauptoperateur führt Prof. Dr. Günther entsprechende endoprothetische Eingriffe persönlich durch und gewährleistet damit eine erstklassige Versorgung für seine Patienten. Seine klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkte umfassen komplexe Hüftendoprothetik, Versorgungsforschung zum Gelenkersatz und gelenkerhaltende Hüftchirurgie. Als Lehrstuhlinhaber für Orthopädie bildet er zukünftige Mediziner aus und engagiert sich aktiv in verschiedenen Fachgesellschaften.

Mit zahlreichen Fachpublikationen und langjähriger Erfahrung trägt Prof. Dr. Günther maßgeblich zur Weiterentwicklung der Orthopädie bei und setzt Standards in der Hüftchirurgie. Sein Engagement und seine Kompetenz haben dazu beigetragen, dass das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden zu den besten Krankenhäusern Deutschlands zählt. Zum Thema Hüftendoprothetik und welche Möglichkeiten der gelenkerhaltenden Operationen es gibt, wollte die Redaktion des Leading Medicine Guide mehr erfahren und sprach mit dem Hüftspezialisten Prof. Dr. Günther.

Die Hüftarthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die oft mit Schmerzen, eingeschränkter Beweglichkeit und verminderter Lebensqualität einhergeht. In fortgeschrittenen Stadien kann eine Hüftendoprothetik erforderlich sein, um die Funktionalität des Gelenks wiederherzustellen. Doch nicht immer ist eine Prothese die einzige Lösung – insbesondere in frühen Stadien kann gelenkerhaltende Hüftchirurgie alternative Behandlungsmöglichkeiten bieten, um den natürlichen Hüftgelenkerhalt zu fördern und die Mobilität zu erhalten. Über den gesamten Erkrankungsverlauf sind konservative (nicht-operative) Therapieverfahren verfügbar.

Für Patienten mit Hüftarthrose gibt es eine Vielzahl nicht-operativer Behandlungsmöglichkeiten, die dazu beitragen können, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. 

Nicht-operative Ansätze zielen darauf ab, Schmerzen zu reduzieren, die Beweglichkeit zu verbessern und den Gelenkverschleiß zu verlangsamen. „Mittlerweile sind die konservativen Behandlungsoptionen auch in den Leitlinien der Fachgesellschaften für den Einsatz künstlicher Hüftgelenke, sogenannte S3-Leitlinien (haben die höchste wissenschaftliche Qualität), enthalten. Bevor also operiert wird, müssen verschiedene konservativen Maßnahmen geprüft und ausgeschöpft sein. Dies sind medikamentöse Therapien in der Kombination von Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Medikamenten wie zum Beispiel Diclofenac, Ibuprofen und sogenannte Cox-2-Hemmer (nichtsteroidale Antiphlogistika). Eine weitere große Säule ist die Physio- und Trainingstherapie, um den Körper zu kräftigen, beweglicher zu machen und die Muskeln zu stärken. Diese beiden zentralen Elemente müssen vor dem Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks dezidiert geprüft worden sein. Ein nächster wichtiger Punkt ist die Information und Beratung des Patienten. Denn je besser der Patient informiert ist, desto erfolgreicher ist die jeweilige Therapie. Daher haben die Gespräche über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten einen sehr hohen Stellenwert. Hierzu gehören auch Gespräche über die Optimierung von Körpergewicht. Denn Patienten mit Übergewicht (ab einem BMI von über 30) sollten dieses reduzieren, was zwar mit schmerzenden Gelenken schwierig ist, aber dank guter konservativer und bei extrem starkem Übergewicht auch erfolgreicher operativer Optionen wie Magenschlauch-Operationen, möglich ist. Durch eine Gewichtsabnahme lässt sich die Komplikationsrate beim Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks reduzieren. Denn je größer der BMI, desto größer ist das Risikoprofil. Nach einer Gewichtsabnahme erfolgt die Aufklärung über berufliche und freizeitliche Aktivitäten. So sollten Bewegungen mit Stoßbelastungen (wie z.B. die meisten Ballsportarten) vermieden werden, während gleitende und stoßfreie Bewegungen (wie z.B. schwimmen oder Rad fahren) besser sind. Auch der Einsatz einer Gehhilfe oder eines Gehstocks wird als Unterstützung mit dem Patienten besprochen, um das betroffene Bein zu entlasten. All diese konservativen Maßnahmen müssen über einen Zeitraum von drei Monaten geprüft und getestet werden, bevor das künstliche Hüftgelenk als Behandlung in Frage kommt“, erläutert Prof. Dr. Günther zu Beginn unseres Gesprächs.

Die Entscheidung zwischen gelenkerhaltenden Maßnahmen und Hüftendoprothetik bei der Behandlung von Hüftarthrose erfordert eine sorgfältige Abwägung der individuellen Umstände jedes Patienten. 

Die gelenkerhaltende Hüftchirurgie zielt darauf ab, die natürliche Gelenkstruktur zu bewahren und die Lebensdauer des eigenen Hüftgelenks zu verlängern, während die Hüftendoprothetik die Implantation einer künstlichen Hüftprothese beinhaltet, um das geschädigte Gelenk zu ersetzen. Für Patienten, die für gelenkerhaltende Maßnahmen in Frage kommen, sind verschiedene Faktoren ausschlaggebend. Hierzu erklärt Prof. Dr. Günther: „Für eine gelenkerhaltende Operation kommen vor allem junge Patienten (in der Regel nicht über 40-50 Jahre) in Frage sowie Patienten, die noch keine signifikante Arthrose haben. Hierfür gibt es eine Einteilung der Arthrose-Stadien am Röntgenbild, und man unterscheidet die Grade 1-4. Nur bei den Graden 1-2 kommt eine gelenkerhaltende Operation in Frage. Als Voraussetzung für eine gelenkerhaltende Operation muss auch ein entsprechender Schaden vorliegen, den man reparieren kann. Dazu gehört beispielsweise eine Hüftdysplasie, bei der man operativ eine Umstellung vornehmen kann, oder ein Hüftimpingement, bei dem man Formstörungen von Kopf und Pfanne entfernen kann. Bei Patienten mit einer ausgeprägten Arthrose Grad 3-4 und bei älteren Patienten mit fortgeschrittener Schädigung kommt eine gelenkerhaltende Operation nicht mehr in Frage“.

Bei fortgeschrittenen Gelenkschäden, insbesondere im mittleren und höheren Alter und ausgeschöpfter konservativer Behandlung, profitieren Patienten sehr oft von der Implantation einer Hüftendoprothese. Bei korrekter Indikationsstellung kann diese Maßnahme Schmerzen lindern, Mobilität verbessern und Lebensqualität erheblich steigern. Sowohl die gelenkerhaltende Hüftchirurgie als auch die Endoprothetik weisen jeweils für das Verfahren spezifische Risiken auf. Neben den bei allen Eingriffen bestehenden allgemeinen operativen Komplikationsmöglichkeiten können zusätzliche verfahrensspezifische Probleme wie fortschreitende Knorpelschädigung bei gelenkerhaltenden Operationen und Implantat-bezogene Komplikationen in der Endoprothetik das Ergebnis einschränken. 

In den letzten Jahrzehnten hat die Hüftendoprothetik eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen, wobei zahlreiche innovative Techniken und Fortschritte eingeführt wurden, um die Lebensdauer von Hüftprothesen zu verlängern und die postoperativen Ergebnisse für Patienten zu verbessern. 

Was den Fortschritt innerhalb der Endoprothetik betrifft, kann man drei große Themen identifizieren. Zum einen haben sich die Implantatmaterialien und -Designs verbessert. Unter anderem betrifft dies eine höhere Abriebfestigkeit von Gleitpartnern. So wird bei Hüftpfannen meist ultrahochvernetzter Kunststoff und bei Hüftköpfen Keramik verwendet, aber auch Keramik-Keramik Gleitpaarungen sind möglich. Auch Knochen sparende Kurzschäfte setzen sich mehr und mehr durch. Der zweite große Punkt ist eine gewebeschonendere Operationstechnik, die sich in den letzten 10-20 Jahren entwickelt hat und von ca. der Hälfte der Operateure in Deutschland beherrscht und angewendet wird. Es müssen dank weniger invasiver Operationsverfahren wenig oder keine Muskeln mehr durchtrennt werden, um eine Endoprothetik einzubauen. Der dritte große Themenblock ist die beschleunigte und optimierte Rekonvaleszenz. Hier werden Konzepte angewandt, die mit englischen Bezeichnungen wie „Fast-Track“ (schnelle Pfade) oder besser „Enhanced Recovery“ (verbesserte Erholung) betitelt werden. Dies beinhaltet unter anderem Informationsprogramme für den Patienten, die vor einem operativen Eingriff vermittelt werden. Hier gibt es zum Beispiel auch einen informativen Film, der zur Aufklärung gezeigt wird, und es gibt präoperative Physiotherapie. Von großer Bedeutung sind eine optimierte Narkoseform und Schmerztherapie an Abstimmung mit der Anästhesie. Darüber hinaus dient der Verzicht auf einen Blasen- oder Wundkatheter nach der Operation einer schnelleren Mobilisierung und damit Genesung. Auch blutsparende Maßnahmen während der Operation und das frühe Aufstehen des Patienten nach der Operation beschleunigt die Rekonvaleszenz. All das trägt zu einer höheren Zufriedenheit der Patienten, geringeren Schmerzen und einer kürzeren Krankenhausaufenthaltsdauer bei, die sukzessive auf 3-4 Tage sinken kann. In einigen Kliniken gibt es analog zum angloamerikanischen bzw. skandinavischen Ausland den beginnenden Trend zur ambulanten Endoprothesenoperation. Diese Entwicklung wird sich auch in Deutschland zunehmend durchsetzen“, verdeutlicht Prof. Dr. Günther und geht noch auf die Haltbarkeit der Implantate ein:

Aufgrund der stark verbesserten Abriebeigenschaften ist die Haltbarkeit der Implantate mittlerweile deutlich höher geworden. Dies lässt sich auch im Rahmen von Laboruntersuchungen und langzeitigen klinischen Untersuchungen nachweisen. Eine Wechseloperation des Implantats kann aber nicht nur aus Materialverschließ resultieren, sondern kann auf drei weitere Faktoren zurückzuführen sein. Erstens ist das die mögliche Vereiterung des Kunstgelenkes, zweitens die mechanische Komplikation (wie Auskugeln) und drittens der Knochenbruch (beispielsweise der Oberschenkelbruch). Diese Faktoren können unmittelbar nach der Einbringung eines Kunstgelenkes, aber auch später im weiteren Verlauf auftreten und können dann eventuell eine Wechseloperation erforderlich machen. Unter Berücksichtigung einer abnehmenden Ausfallrate aufgrund von Abrieb der Gleitpaarung liegt heute die Haltbarkeit von Implantaten nach Ablauf von 10 Jahren bei ca. 95%, nach 20 Jahren noch immer bei 80-90%“.

Die Fortschritte in der bildgebenden Diagnostik, insbesondere durch Techniken wie Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT), haben einen bedeutenden Einfluss auf die Behandlung von Hüftarthrose und die Planung chirurgischer Eingriffe. 

Diese bildgebenden Verfahren ermöglichen eine detaillierte Darstellung der anatomischen Strukturen des Hüftgelenks, einschließlich des Knorpels, der Knochen, der Weichteile und der umgebenden Muskulatur. Dadurch können Orthopäden präzisere Diagnosen stellen und insbesondere komplexe Deformitäten einzuordnen. „Für die alleinige Diagnose einer Hüftgelenkarthrose ist weder eine Kernspintomografie noch ein CT erforderlich (zumal letzteres auch zusätzlich strahlenbelastend ist). Ein Röntgenbild reicht für die Entscheidungsfindung bei der Hüftarthrose und die Indikationsstellung in der Regel vollkommen aus. Bei gelenkerhaltenden Operationen wird vorher ein MRT gemacht, um damit die oft komplexen Deformitäten einzuordnen und eine Operationsplanung zu ermöglichen“, macht Prof. Dr. Günther deutlich.

In Bezug auf die Roboterassistenz bei Hüftoperationen gibt es kontroverse Ansichten. 

In der Tendenz wird die Roboterassistenz überbewertet. Die unter dem Strich möglichen Vorteile bei Hüft- und auch Kniegelenksoperationen, die sich daraus ergeben sollen, sind noch nicht endgültig belegt. In jedem Fall verursacht der Einsatz eines Roboters zusätzliche Kosten, und auch die Operationsdauer ist durch die nötigen Voreinstellungen des Roboters häufig länger. Es kann auch die Strahlenbelastung höher sein, wenn beim Einsatz eines Roboters ein CT erforderlich ist. Unabhängig davon, dass Roboterassistenz von Kliniken auch zur Patientenakquise genutzt wird, halte ich es für sinnvoll, Anwendungsmöglichkeiten und Nutzen von Robotertechnik weiter zu untersuchen. Dies betrifft nicht nur die Prüfung, wie die Platzierungsgenauigkeit von Implantaten erhöht werden kann, sondern vor allem den langfristigen Effekt auf Standzeiten und Zufriedenheit. Daher ist es absolut legitim über Robotertechnik nachzudenken, um die künftigen Voraussetzungen für erfolgreiche Endoprotheseneingriffe weiter zu optimieren. Im Regeleinsatz aber ist die Robotertechnik heute noch nicht erforderlich“, verdeutlicht Prof. Dr. Günther kritisch.

Lifestyle-Faktoren spielen eine wesentliche Rolle bei der Prävention von Hüftarthrose und können einen erheblichen Einfluss darauf haben, ob jemand im Laufe seines Lebens an dieser Erkrankung leidet oder nicht. 

Gewichtsmanagement, körperliche Aktivität und Ernährung sind dabei die Hauptbereiche, auf die sich Patienten konzentrieren können, um das Risiko einer Hüftarthrose zu reduzieren und die Gesundheit ihrer Gelenke zu fördern. „Arthrose ist immer multifaktoriell bedingt. Dazu gehört zum Beispiel die genetische Veranlagung. Hier kann man keine Prävention betreiben. Aber bei anderen Risikofaktoren kann Prophylaxe betrieben werden. Das beginnt damit, dass Eltern nach der Geburt eines Kindes einen Ultraschall von der Hüfte machen lassen sollten, um die Qualität der Gelenke zu überprüfen. Bei Feststellung von sogenannten Hüftreifungsstörungen kann man diese dann entsprechend behandeln. Bei Hüfterkrankungen, die als Risikofaktor für eine spätere Hüftarthrose zu bewerten sind, wie beispielsweise die Hüftdysplasie oder das Hüftimpingement, würde man prüfen, ob eine gelenkerhaltende Operation in Betracht gezogen werden sollte, um den Fortschritt einer Arthrose zu bremsen. Und letztlich entscheiden natürlich auch Faktoren wie Gewicht, Bewegung und Ernährung. Ein gesundes Gewicht zu halten ist entscheidend, da Übergewicht oder Fettleibigkeit das Risiko für Hüftarthrose erhöhen kann. Zusätzliches Körpergewicht belastet die Hüftgelenke und kann zu einem beschleunigten Verschleiß des Knorpels führen. Patienten können ihr Gewicht durch eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität mit für die Hüfte förderlichen gleitenden Bewegung (z.B. Rad fahren, schwimmen) kontrollieren. Eine Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und magerem Protein ist und gleichzeitig den Konsum von zuckerhaltigen Getränken, verarbeiteten Lebensmitteln und gesättigten Fetten begrenzt, kann helfen, ein gesundes Gewicht zu halten oder zu erreichen. Wir wissen, dass eine überwiegend pflanzliche und mediterrane Ernährungsweise für die Gelenke eher förderlich ist als ein hoher Fleischkonsum. Hier gibt es im Rahmen unserer Dresdner Hüftschule viele Informationen rund um das Thema `Lifestyle-Faktoren´, die ich an dieser Stelle empfehlen kann. Dort ist zum Beispiel auch beschrieben, dass der Verzehr bestimmter Fischsorten Arthrose-schützend sein kann. Auch sind hier diverse Artikel zum Thema Hüfte hinterlegt“, empfiehlt Prof. Dr. Günther zu den Möglichkeiten der Prophylaxe. Zusätzlich zu diesen Lifestyle-Faktoren sollten Patienten auch darauf achten, Verletzungen der Hüfte zu vermeiden, indem sie sich beim Sport und bei körperlichen Aktivitäten angemessen aufwärmen und Schutzausrüstung tragen, wenn dies angebracht ist. 

Beste Versorgung in der Universitätsklinik Dresden!

Hier in der Universitätsklinik Dresden führen wir eine sehr hohe Zahl an gelenkerhaltenden Operationen durch und haben auch eine hohe Fallzahl an Kunstgelenkoperationen, ca. 1000 pro Jahr. Hiervon wird bei ca. 400 aufgrund von Abnutzung operiert, bei ca. 200 wegen Schenkelhalsbrüchen und beim Rest wegen erforderlicher Wechseloperationen“, betont Prof. Dr. Günther. Eine Wechseloperation bei Hüfte und Knie ist eine komplexe Prozedur, die besondere chirurgische Fähigkeiten und hohe Expertise erfordert. Sie beinhaltet die schonende Entfernung der alten Prothese möglichst ohne zusätzliche Schädigung des umliegenden Gewebes und die präzise Anpassung einer neuen Prothese. Diese Operationen sind technisch anspruchsvoller und dauern länger als die Erstimplantation, da sie die Behandlung von Infektionen und die Stabilisierung der neuen Prothese umfassen. Chirurgen müssen ein tiefes Verständnis der Gelenkbiomechanik und eine umfangreiche Erfahrung haben, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

Was zukünftige Entwicklungen im Bereich der Hüftendoprothetik betrifft, stellt Prof. Dr. Günther fest: „Wir haben einen hohen Bedarf, die Versorgung von Patienten in Einrichtungen sicherzustellen, die sowohl hinsichtlich ausreichend hoher Fallzahlen als auch weiterer Strukturvoraussetzungen ein möglichst gutes Ergebnis erwarten lassen. Dies ist auch im Rahmen der derzeitigen Krankenhausreform gefordert. Mehrfach durchgeführte Berechnungen zeigen, dass die konsequente Umsetzung von Mindestfallzahlen in der Endoprothetik Todesfälle und Komplikationsraten reduziert werden können. Gleichzeitig sollten entsprechende Kliniken für die Endoprothetik zertifiziert sein, um die Versorgungsqualität möglichst hochzuhalten“. Mit diesem Wunsch und Ausblick schließen wir unser Gespräch.

Vielen Dank, sehr geehrter Herr Professor Dr. Günther für dieses informative Gespräch!

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