Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Innovative Therapien und ganzheitliche Versorgung - Experteninterview mit Prof. Ehehalt

07.08.2024

Prof. Dr. med. Robert Ehehalt ist ein erfahrener Gastroenterologe und der richtige Facharzt, wenn es um Erkrankungen von Magen und Darm geht. In seiner Praxis für Gastroenterologie in Heidelberg bietet er ein umfassendes Spektrum von der Krebsvorsorge bis zur Behandlung selbst der komplexesten Beschwerden. Die Patienten von Prof. Dr. Ehehalt bewerten ihn durchweg mit Bestnoten und schätzen besonders seine umfangreiche Erfahrung.

Als Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, ausgestattet mit der Zusatzbezeichnung Diabetologie, Notfallmedizin und Infektiologie, ist Prof. Dr. Ehehalt ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Magen-Darm-Heilkunde. Diese befasst sich mit allen Erkrankungen der Speiseröhre, des Magens, des Dünn- und Dickdarms sowie der Bauchspeicheldrüse und der Leber. Seine umfangreichen Kenntnisse vermittelt er auch als außerplanmäßiger Professor für Innere Medizin an der Universität Heidelberg, wo er angehende Mediziner mitausbildet.

Die Praxis für Gastroenterologie in Heidelberg ist durch den Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland als Schwerpunktpraxis im Bereich chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED) zertifiziert. Ein unabhängiges Arztvergleichsportal zeichnete Prof. Dr. Ehehalt 2016 im Bereich Gastroenterologie und CED als empfehlenswerten Mediziner aus. Als Leiter des Studienzentrums für chronisch entzündliche Darmerkrankungen hat Prof. Dr. Ehehalt Zugang zu neuartigen Medikamenten, die sich noch in der Entwicklung befinden und vielen Patienten zugutekommen können.

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Praxis ist die Ernährungsmedizin und -beratung, die die ärztliche Behandlung optimal ergänzt und häufig eine zusätzliche Verbesserung der Therapie ermöglicht. Speziell zum Thema „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen“ konnte die Redaktion des Leading Medicine Guide mit Prof. Dr. Ehehalt ein Gespräch führen.

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Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED), zu denen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zählen, sind komplexe und oft lebenslange Gesundheitsprobleme, die Millionen von Menschen weltweit betreffen. Diese Erkrankungen zeichnen sich durch anhaltende Entzündungen im Magen-Darm-Trakt aus, die zu einer Vielzahl von Symptomen wie Bauchschmerzen, Durchfall, Müdigkeit und Gewichtsverlust führen können. Trotz umfangreicher Forschung bleiben die genauen Ursachen von CED weitgehend unbekannt, was die Entwicklung wirksamer Behandlungsstrategien herausfordernd macht. Moderne Ansätze zur Therapie und Betreuung von Patienten mit CED setzen auf eine Kombination aus innovativen medikamentösen Therapien, chirurgischen Eingriffen, Ernährungsberatung und psychosozialer Unterstützung, um die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.

Die Erkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind durch anhaltende Entzündungen des Magen-Darm-Trakts gekennzeichnet, deren Ursachen trotz intensiver Forschung noch nicht vollständig verstanden sind. 

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen sind eine Gruppe von Erkrankungen, die durch anhaltende Entzündungen (mehr als 4-12 Wochen) im Verdauungstrakt gekennzeichnet sind. Man unterscheidet zwei große Gruppen: Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Die Colitis (Colon griech.: Dickdarm; Itis griech. Entzündung) ist vor allem im Dickdarm lokalisiert, sehr oberflächlich und fängt typischerweise am After an und schreitet kontinuierlich nach oben fort. Es kann hierbei ein Teil des Darms betroffen sein, es kann aber auch der gesamte Darm betroffen sein – dann spricht man von einer Pancolitis. Morbus Crohn ist eine Erkrankung, die vor allem im Dickdarm und im Dünndarm sitzt, aber von der Mundhöhle bis zum After den gesamten Darmbetreffen kann. Diese Erkrankung geht typischerweise durch die gesamte Darmwand, wobei die Entzündungen verteilt über den gesamten Magen-Darm-Trakt auftreten können. Dann gibt es noch eine weitere Gruppe: die Colitis inditerminata, welche diejenigen Patienten betrifft, bei denen man nicht weiß, ob sie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa haben, weil die Entzündungen nicht richtig zuordenbar sind. Laut Literatur betrifft dies ca. 10-15% der Patienten. Dies sind die drei typischen Gruppen einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung. Man könnte noch die mikroskopische Colitis nennen, weil auch diese eine entzündliche Darmerkrankung ist, man sie aber nur unter dem Mikroskop erkennt. Sie kann Durchfallbeschwerden machen, verursacht aber keine blutigen Durchfälle. Deswegen wird dies nicht ganz zu der Gruppe der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen dazugerechnet“, erklärt Prof. Dr. Ehehalt und kommentiert noch die Häufigkeit der Darmerkrankungen: „Momentan gehen wir davon aus, dass in Deutschland ca. 600.000 Menschen an einer der beiden Haupttypen erkrankt sind mit stark zunehmender Tendenz. Es gibt Berechnungen nach denen man annehmen kann, dass im Jahr 2030 etwa doppelt so viele Patienten betroffen sein werden – das wäre 1% der Bevölkerung, was eine ganze Menge ist“.

Die Ursachen der CED sind nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass sie aus einer Kombination von genetischen, umweltbedingten und immunologischen Faktoren resultieren. 

Hierzu schildert Prof. Dr. Ehehalt: „Die Ursache für die Erkrankung ist nicht 100%ig geklärt. Die Genetik spielt in jedem Fall eine Rolle. Wir gehen davon aus, dass die Erkrankungen polygenetische Erkrankungen sind, das heißt, ihnen liegen mehrere genetische Faktoren zugrunde, die, wenn sie zusammenkommen, zu einer Empfindlichkeit für eine chronische Darmentzündung führen. Mechanistisch gehen wir von einer Barriere Störung aus, die dann die Entwicklung hin zu Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa begünstigen. Die Erkrankung selbst wird ausgelöst durch Umweltfaktoren, von denen einige in unserer heutigen Gesellschaft eine immer gravierendere Rolle spielen. Hierzu gehören zu viel Stress, zu wenig Schlaf, zu wenig Sonne (Vitamin D Mangel), zu wenig Bewegung, möglicherweise die häufige Einnahme von Medikamenten wie Antibiotika, Infekte und eine Ernährung, die oft durch zu viele Zusatzstoffe wie Weichmacher und Emulgatoren in den Lebensmitteln qualitativ schwierig ist. Diese ganzen Faktoren haben Einfluss auf unser Mikrobiom (die Gesamtheit aller Mikroorganismen, einschließlich Bakterien, Viren, Pilze und andere Mikroben, die den menschlichen Körper besiedeln)“ und beschreibt die Symptome der Erkrankungen:

Die Symptome von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa können ähnlich sein und umfassen chronische Durchfälle, Bauchschmerzen, Blut im Stuhl, Gewichtsverlust, Müdigkeit und Fieber. Bei Morbus Crohn sind die Symptome oft abhängig von der betroffenen Region des Verdauungstrakts und können auch perianale Erkrankungen wie Abszesse und Fisteln umfassen. Sitzt er im Dickdarm, hat der Patient Durchfall und eine Drang-Symptomatik (hat das Gefühl, sofort eine Toilette aufsuchen zu müssen), sitzt er im Dünndarm, verursacht er in erster Linie Schmerzen in Form von Bauchkrämpfen oder auch Blähungen und Übelkeit. Colitis ulcerosa führt häufig zu blutigem Durchfall, da die Entzündung und Ulzerationen typischerweise im Rektum beginnen und sich kontinuierlich aufwärts ausbreiten. Und weil der Darm dann schneller arbeitet, kann er sich verkrampfen. Auch hier kann eine Drang-Symptomatik auftreten. Es sind also keine spezifischen Symptome, die auf eine chronisch entzündliche Darmerkrankung schließen lassen“.

Aktiv und gesund leben!

Jeder Mensch ist angehalten, aktiv etwas für sich zu tun. Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga und eine regelmäßige körperliche Aktivität können helfen, Stress zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Regelmäßige Bewegung ist auch unabhängig von ihrer stressreduzierenden Wirkung vorteilhaft, da sie die Darmmotilität unterstützt und die allgemeine körperliche Gesundheit fördert. Rauchen hat insbesondere bei Morbus Crohn einen negativen Einfluss auf die Krankheitsaktivität und sollte vermieden werden. Eine gute Schlafhygiene ist ein weiterer wichtiger Faktor. Ausreichender und qualitativ hochwertiger Schlaf unterstützt das Immunsystem und kann helfen, Entzündungen zu reduzieren. Patienten sollten versuchen, regelmäßige Schlafgewohnheiten zu etablieren und Schlafstörungen zu minimieren. 

Was die Ernährung betrifft, so gibt es keine spezifische Diät, die man befolgen muss. Aber es gibt bestimmte Grundprinzipien, die man berücksichtigen kann. So sollten vorwiegend unverarbeitete Lebensmittel konsumiert werden (keine Fertigprodukte), und die Ernährung sollte abwechslungsreich sein mit einer gesunden Mischkost. Es gilt, genügend Mikronährstoffe zu sich zu nehmen in Form von Eisen, Vitamin D, Folsäure, Zink, Vitamin B12, die man bei Mangel gegebenenfalls auch substituieren kann. Wenn man akut eine chronisch entzündliche Darmerkrankung hat, dann sollte man eher ballaststoffarm essen, um den Darm durch zusätzliche Stuhlgänge nicht zusätzlich zu belasten. Sonst ist eine ballaststoffreiche Kost zu empfehlen. Dann gibt es noch die entzündungshemmenden Nahrungsmittel, zum Beispiel in Form von Omega 3 fettigen Speisen wie Lachs oder generell Fisch. Auch Heidelbeeren und Kurkuma sollte man in seinen Speiseplan mit einbauen. Jeder Patient mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung sollte eine Ernährungsberatung erhalten, was auch von der Krankenkasse unterstützt wird“, empfiehlt Prof. Dr. Ehehalt mit Nachdruck.


Der Darm ist ein komplexes Biotop, das eine Vielzahl von Mikroorganismen beherbergt, die zusammen als Darmmikrobiota bezeichnet werden. Diese Mikroorganismen, hauptsächlich Bakterien, besiedeln den Darm in großer Zahl und Vielfalt. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Verdauung von Nahrungsmitteln, indem sie unverdauliche Ballaststoffe fermentieren und dabei kurzkettige Fettsäuren und andere nützliche Substanzen produzieren.


Die Diagnostik ist ein Puzzle aus mehreren Komponenten.

Zunächst muss eine ausführliche Anamnese erfolgen. Dann folgt eine körperliche Untersuchung, man hört hierbei zum Beispiel auch den Bauch ab, und fühlt, wie sich der Bauch bewegt. Dann erfolgen Laboruntersuchungen, bei der auch der Stuhl auf Entzündungswerte geprüft wird. Und als Goldstandard erfolgt die Endoskopie, bei der die Schleimhaut angesehen wird und auch Proben aus der Schleimhaut entnommen werden. Die Ergebnisse all dieser Untersuchungen helfen zu verstehen, ob eine chronisch entzündliche Darmerkrankung vorliegt. Eine ganz sichere Diagnose ergibt sich aber oft erst über einen gewissen Zeitraum und über das Ansprechen des Patienten auf die Therapie. Genetische Tests erfolgen nur im wissenschaftlichen Bereich. Denn es handelt sich um eine polygenetische Erkrankung – hier sind mehr als 250 Empfindlichkeitsgene vorhanden, die wir bislang kennen, weswegen es schwer ist, etwas Konkretes zur Genetik zu sagen. Denn man kann, muss aber nicht zwangsläufig eine chronische Darmerkrankung entwickeln, wenn man Gene aus diesem Pool hat. In der Zukunft ist eine Zuordnung vielleicht mittels der KI (Künstliche Intelligenz) besser möglich. Ist definitiv eine chronisch entzündliche Darmerkrankung diagnostiziert, so ist dies eine lebenslange Erkrankung, die aber nicht ein Leben lang aktiv sein muss. Sie kann vorübergehend schlummern, kann aber auch wiederkommen. Einige Patienten erhalten Immunsuppressiva, um die Erkrankung in Schach zu halten, manche brauchen mehr Medikamente, um ein normales Leben führen zu können. Da sind die Krankheitsverläufe ganz unterschiedlich“, führt Prof. Dr. Ehehalt zu der Diagnostik aus. 

Biologika haben sich als sehr effektiv in der Langzeitbehandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) erwiesen. Diese Therapien bieten gegenüber herkömmlichen Medikamenten mehrere Vorteile, sowohl in Bezug auf die Wirksamkeit als auch auf das Sicherheitsprofil, insbesondere bei Patienten, die auf traditionelle Behandlungen nicht ausreichend ansprechen.

Biologika sind Medikamente, die von lebenden Organismen hergestellt werden und spezifische Komponenten des Immunsystems, die bei Entzündungen eine Rolle spielen, gezielt blockieren. Die Wirksamkeit von Biologika in der Langzeitbehandlung von CED ist gut dokumentiert. „Die medikamentöse Therapie der CED beruht auf verschiedenen Säulen. Die erste Säule besteht aus den Salycilaten, antientzündliche Substanzen, die zweite ist die Gruppe der Steroide, die dritte die der Immunsuppressiva und die vierte ist die der Biologika, was Antikörper sind und gezielt in die Entzündungskaskade eingreifen und dadurch den Darm zur Abheilung bringen können. Biologika werden bei mittelschweren und schweren Verläufen eingesetzt“, macht Prof. Dr. Ehehalt deutlich.

Im Vergleich zu herkömmlichen Medikamenten wie Kortikosteroiden und Immunsuppressiva haben Biologika einige bedeutende Vorteile. Kortikosteroide sind oft nur für kurzfristige Anwendungen geeignet, da ihre Langzeitanwendung mit schweren Nebenwirkungen wie Osteoporose, Bluthochdruck und Diabetes verbunden ist. Immunsuppressiva wie Azathioprin und Methotrexat können wirksam sein, erfordern jedoch häufig eine regelmäßige Überwachung aufgrund ihres Potenzials für toxische Wirkungen und Infektionen. Biologika hingegen bieten eine gezieltere Therapie mit einem besseren Nebenwirkungsprofil bei Langzeitanwendung. Sie können das Immunsystem spezifischer modulieren, was zu weniger systemischen Nebenwirkungen führt. 

Biologika sind Eiweißmoleküle, die man nicht in Form von Tabletten schlucken kann. Sie müssen unter die Haut gespritzt oder über die Vene gegeben werden. Dies kann in der Praxis als Infusionstherapie oder auch Zuhause per Selbstinjektion erfolgen, ähnlich wie bei Diabetikern, die sich Insulin spritzen müssen. In der Regel verläuft eine Therapie mit Biologika über mehrere Jahre, die aber auch pausiert werden kann, um zu sehen, ob sich die Erkrankung in einem neuen Stadium befindet und man vielleicht gar keine Medikamente mehr braucht“, fasst Prof. Dr. Ehehalt zusammen.

Eine chirurgische Behandlung bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa kann in jeder Krankheitsphase möglicherweise sinnvoll sein wird aber oft erst dann in Erwägung gezogen, wenn medikamentöse Therapien nicht mehr ausreichend sind, um die Krankheitssymptome zu kontrollieren oder wenn Komplikationen auftreten. 

Zu den spezifischen Indikationen für eine chirurgische Intervention gehören therapieresistente Krankheitsverläufe, obstruktive Darmstenosen, Fisteln, Abszesse, schwere Blutungen, das toxische Megakolon und ein erhöhtes Risiko oder das Vorhandensein von Darmkrebs. „Auch der Chirurg ist Teil der Therapie von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Dieser muss nicht zwangsläufig erst am Ende zu Rate gezogen werden, wenn medikamentöse Therapien ausgeschöpft sind, sondern muss im Zweifelsfall auch in einem früheren Stadium intervenieren, etwa wenn es zu einer Fistelbildung oder einer Verengung gekommen ist. Dann muss zum Beispiel ein bestimmtes Darmsegment entfernt oder eine Fistel gespalten werden. Bei der Colitis ulcerosa kommt der Chirurg meist dann ins Spiel, wenn man merkt, dass eine medikamentöse Therapie nicht greift oder wenn ein erhöhtes Krebsrisiko, vor allem im Dickdarm, besteht. Hier können sich Vorstufen von Darmkrebs, sogenannte Dysplasien, oder auch tatsächlich Darmkrebs entwickeln. Auch Morbus Crohn führt zu einem erhöhten Krebsrisiko, so dass diese Patienten regelmäßig endoskopisch überwacht werden (je nach Krankheitszustand alle 1-4 Jahre)“, führt Prof. Dr. Ehehalt aus.

Da Morbus Crohn den gesamten Verdauungstrakt betreffen kann, variiert die Art der chirurgischen Eingriffe je nach betroffener Region. Häufige Operationen bei Morbus Crohn umfassen die Strikturoplastik, bei der verengte Darmabschnitte erweitert werden, und die Resektion, bei der stark geschädigte Darmabschnitte entfernt und die gesunden Enden miteinander verbunden werden (Darmanastomose). Manchmal ist eine Proktokolektomie notwendig, bei der der gesamte Dickdarm und das Rektum entfernt werden, was oft die vorrübergehende Anlage eines Stomas (künstlicher Darmausgang) erfordert. Bei Colitis ulcerosa ist eine Operation in der Regel angezeigt, wenn medikamentöse Behandlungen nicht wirksam sind oder schwere Komplikationen wie das toxische Megakolon oder das Vorhandensein von Krebs oder Krebsvorstufen auftreten. Die häufigste chirurgische Option ist dann die Proktokolektomie mit ileoanaler Pouch-Anastomose (IPAA), bei der der Dickdarm und das Rektum entfernt werden und ein Beutel (Pouch) aus dem Dünndarm gebildet wird, der dann an den Anus angeschlossen wird, um die Kontinenz zu erhalten. In einigen Fällen ist die Anlage eines permanenten Ileostomas notwendig, bei dem der Dünndarm durch die Bauchdecke nach außen geleitet wird.

Prof. Dr. Ehehalt rät zu regelmäßiger Vorsorge.

Grundsätzlich ist es zu empfehlen, regelmäßig zur Darmkrebsvorsorge zu gehen! Wenn jemand eine Entzündung hat, muss diese regelmäßig überwacht werden, und hier spielt die Darmkrebsvorsorge wegen des erhöhten Risikos eine noch größere Rolle. Dann sollte man je nach Risikoabschätzung alle 1-4 Jahre zur Darmspiegelung gehen. Gut ist es, wenn man als betroffener Patient einen Gastroenterologen in der Nähe hat, den man bei einem Aufkommen einer Entzündung schnell aufsuchen kann. Ist dieser geografisch zu weit entfernt, so ist hier eine gute Zusammenarbeit mit dem Hausarzt wichtig und sinnvoll. Grundsätzlich ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Patienten und den behandelnden Ärzten das A und O, um Herr der Lage zu bleiben. Es gibt auch gute Selbsthilfegruppen wie DCCV e.V. (Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung), die größte Selbsthilfegruppe Deutschlands, wo sich Patienten auch Tipps von anderen Betroffenen holen und sich austauschen können“, rät Prof. Dr. Ehehalt, und damit beenden wir unser Gespräch.

Herzlichen Dank, Professor Dr. Ehehalt, für dieses äußerst informative und sympathische Gespräch!

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