Revisionschirurgie – eine besondere Herausforderung: Experteninterview mit Prof. Gautschi

03.09.2024

Prof. Dr. med. Oliver P. Gautschi ist ein herausragender Experte auf dem Gebiet der Wirbelsäulenchirurgie mit einer beeindruckenden Laufbahn und umfangreicher Erfahrung in der Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen. Seine medizinische Karriere begann er nach dem Studium der Medizin an der Universität Basel, wo er auch promovierte. Als Facharzt für Neurochirurgie hat er sich frühzeitig auf die Wirbelsäulenchirurgie spezialisiert und dabei sein Fachwissen kontinuierlich erweitert.

Seine Fachkenntnisse umfassen das gesamte Spektrum der Wirbelsäulenchirurgie, angefangen von minimal-invasiven Eingriffen bis hin zu komplexen Operationen bei Tumoren und Traumata der Wirbelsäule. Dabei legt Prof. Dr. Gautschi besonderen Wert auf bewegungserhaltende Verfahren (falls immer möglich) und minimal-invasive Techniken, um den Patienten eine optimale Genesung zu ermöglichen. Seine Expertise erstreckt sich auch auf die Navigation bei Wirbelsäuleneingriffen, wodurch er eine außergewöhnliche Präzision und Sicherheit in der Behandlung gewährleisten kann.

Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt zudem auf der klinischen Forschung im Bereich der Wirbelsäulenchirurgie. Als Mitglied der Klinik für Neuro- und Wirbelsäulenchirurgie der Zentralschweiz an der Hirslanden Klinik St. Anna in Luzern arbeitet Prof. Dr. Gautschi in einem interdisziplinären Team von hochqualifizierten Ärzten und Pflegekräften zusammen, um den Patienten eine umfassende und individuelle Versorgung zu bieten. Die Klinik ist mit modernster Technologie und erstklassiger Ausstattung ausgestattet, um eine präzise Diagnostik und Behandlung sicherzustellen.

Prof. Dr. Gautschi trägt mit seiner einfühlsamen Betreuung und seinem persönlichen Einsatz maßgeblich dazu bei, dass die Patienten sich gut aufgehoben fühlen und optimale Behandlungsergebnisse erzielt werden. Sein Ziel ist es, den Patienten durch eine hochwertige medizinische Versorgung eine verbesserte Lebensqualität zu ermöglichen, die Aktivitäten des täglichen Lebens zu erleichtern, die Schmerzsituation zu verbessern und ihre Gesundheit nachhaltig zu fördern.

Besonders anspruchsvoll sind Revisionsoperationen, die in der Regel eine extrem hohe Expertise bedürfen. Hierzu sprach die Redaktion des Leading Medicine Guide mit dem Spezialisten Prof. Dr. Oliver Gautschi.

Gautschi

Die Wirbelsäule ist ein komplexes und stark beanspruchtes System, das täglich den Belastungen der Schwerkraft ausgesetzt ist. Im Laufe der Zeit können verschiedene Faktoren wie Implantatversagen, Infektionen oder Osteoporose zu Komplikationen führen, die eine erneute Operation erforderlich machen. Diese sogenannten Revisionseingriffe stellen eine Herausforderung dar und erfordern erfahrene Chirurgen sowie spezialisierte Einrichtungen. Vor einer Operation an der Wirbelsäule gehen oft lange Phasen intensiver Beschwerden voraus. Die Patienten haben dabei hohe Erwartungen an den Eingriff, und dank modernster Verfahren und hochspezialisierter Chirurgie sind die Behandlungsergebnisse heutzutage in der Regel überdurchschnittlich gut. Die Durchführung einer Revisionsoperation ist anspruchsvoller als der erste Eingriff, da Narbengewebe oder Veränderungen durch den vorherigen Eingriff häufig vorhanden sind und auch die Anatomie in der Regel verändert ist. Je nach Ursache der Probleme können verschiedene Techniken angewendet werden, um Nerven zu entlasten, Wirbelkörper mit Schrauben zu stabilisieren oder den Heilungsprozess des Knochens zu fördern.

Nach einer Erstoperation an der Wirbelsäule können verschiedene Komplikationen auftreten, die eine Revisionsoperation erforderlich machen können. 

Prinzipiell können nach einer erfolgten Wirbelsäulenoperation die gleichen Symptome auftreten wie vor der Operation. Dies sind Schmerzen, motorische und sensible Ausfälle. Diese Symptome (insbesondere die Schmerzen) können normalerweise zunächst medikamentös behandelt werden. Je nach Ausmaß der Beschwerden muss aber über eine Revisionsoperation nachgedacht werden. Eine der häufigsten Ursachen ist das Versagen der Fusion, bei dem die Versteifung von zwei oder mehr Wirbeln nicht vollständig heilt, was zu Schmerzen und Instabilität führt. Implantatprobleme wie sich lockernde, brechende oder verschiebende Schrauben, Platten oder Stäbe, können ebenfalls eine erneute Operation erforderlich machen. Darüber hinaus kann übermäßiges Narbengewebe um die Nervenwurzeln Schmerzen oder neurologische Symptome verursachen. Erkrankungen wie Bandscheibenvorfälle oder Spinalkanalstenosen können nach einer erfolgreichen ersten Operation erneut auftreten. Eine unzureichende Stabilisierung der Wirbelsäule kann zu Beweglichkeit und Instabilität im operierten Bereich führen, was weitere Beschwerden verursachen kann. Infektionen kommen heute an sich durch die etablierten Behandlungspfade wie Sterilisation der Instrumente und einer perioperativen Antibiotikaprophylaxe und zeitiger Vorbereitung der Haut und der Nasenschleimhäute (Stichwort: Dekolonisation) nicht mehr so häufig vor“, schildert Prof. Dr. Gautschi am Anfang unseres Gesprächs.

Die diagnostischen Verfahren für eine Revisionsoperation nach einer vorherigen Operation an der Wirbelsäule sind von entscheidender Bedeutung, um die genaue Ursache der anhaltenden Beschwerden oder Komplikationen zu identifizieren. 

Im Vergleich zu den Untersuchungen vor der Erstoperation können diese Verfahren spezifischer auf die vorliegenden Symptome und potenziellen Probleme zugeschnitten sein. „Der Patient wird meistens vom Hausarzt wieder zugewiesen mit der Erklärung, dass eine neue oder zunehmend therapierefraktäre Schmerzsituation vorliegt. Was die dann nötige Bildgebung betrifft, wird im Regelfall als Bildgebung der Wahl ein MRT gemacht, da man zum Beispiel bei einem Bandscheibenvorfall im normalen Röntgenbild außer einem Verlust der Bandscheibenhöhe nichts erkennen würde. Eine Nervenkompensation lässt sich nicht sichtbar machen. Auch im CT sieht man die einzelnen Segmente weniger gut. Wenn der Patient allerdings bereits eine Versteifungsoperation hatte, kann man auch ein SPECT-CT (Single Photon Emission Computed Tomography-Computed Tomography) machen, eine hybride Bildgebungstechnik, die zwei unterschiedliche Technologien kombiniert: die SPECT und die CT. Hier werden radioaktive Tracer in den Körper injiziert. Diese Tracer emittieren Gammastrahlen, die von einer speziellen Kamera erfasst werden, um dreidimensionale Bilder der Organfunktion zu erstellen. So erhält man Informationen, wo es einen Hypermetabolismus, eine Überaktivität, gibt, was den Hinweis auf eine aktive Spondylarthrose oder Osteochondrose geben kann – ein degenerativer Prozess mit einem aktiven Entzündungsprozess im Facettengelenk oder in der Bandscheibe. Es werden zwei Aufnahmen innerhalb von drei Stunden gemacht. Je nach Intensität der Farben im Ergebnis der Aufnahme, lässt sich das Ausmaß der Aktivität erkennen“, so Prof. Dr. Gautschi zu den besonderen Möglichkeiten innerhalb der Diagnostik.

Durch den Vergleich mit den Bildern vor der Erstoperation können Ärzte Veränderungen wie Implantatversagen, Lockerungen, Wirbelgleiten, Infektionen, Blutungen, Narbenbildung oder Kompressionserscheinungen erkennen. Eine neurologische Untersuchung ist ebenfalls von großer Bedeutung, um das Ausmaß von neurologischen Symptomen zu bewerten, die nach der Operation aufgetreten sein könnten. Hierbei werden Reflexe, Sensibilität, Muskelkraft und Koordination überprüft, um mögliche Nervenschäden oder Funktionsstörungen zu erkennen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Symptomen wie Taubheit, Kribbeln, Schwäche oder Lähmungen, die auf eine Nervenkompression oder Schädigung hinweisen könnten. Funktionsuntersuchungen wie Flexions-Extensions-Röntgenaufnahmen können Informationen darüber liefern, wie sich die Wirbelsäule unter Belastung verhält. Diese dynamischen Aufnahmen zeigen, ob es zu einer Instabilität oder Bewegungseinschränkung im operierten Bereich kommt, was auf ein Versagen der Fusion oder eine Lockerung der Implantate hinweisen könnte.

Revisionsoperationen in der Wirbelsäulenchirurgie stellen eine komplexe Herausforderung dar, die mit einer Vielzahl von Risiken und Herausforderungen verbunden ist, insbesondere im Vergleich zu Ersteingriffen. 

Eine der zentralen Schwierigkeiten liegt in der veränderten Anatomie und Gewebequalität nach vorangegangenen Operationen. Es ist unbedingt eine hohe Expertise erforderlich, um eine Revisionsoperation erfolgreich und sicher durchzuführen. „Jede Revisionsoperation ist ein größeres Risiko für den Patienten und für das gesamte Team im Operationsaal eine extrem hohe Herausforderung. Narbenbildung und Veränderungen der Gewebebeschaffenheit können die operative Vorgehensweise erschweren und die Identifikation von Strukturen behindern. Ein weiteres Risiko betrifft die gesteigerte Komplexität der Operation selbst. Durch bereits erfolgte Eingriffe kann die operative Sicht beeinträchtigt sein, was die Navigation im Operationsfeld erschwert. So sind die Landmarken oft nicht mehr da, das heißt, die natürliche Anatomie, die wir von der Ausbildung kennen, ist nicht mehr erkennbar. Es kann daher sein, dass der Patient nur noch eine riesige Narbenplatte hat, so dass es schwierig ist, Grenzen zu finden, so dass das Risiko einer Muskel- und/oder Nervenverletzung durch die scharfen Instrumente, die verwendet werden, groß ist“, verdeutlicht Prof. Dr. Gautschi und ergänzt: „Wenn die Anatomie durch Voroperationen nicht mehr normal ist und die Knochenstrukturen nicht mehr wirklich sichtbar sind, dann braucht man meistens eine computergestützte Navigationstechnik bzw. eine 3D-bildgestützte Operationstechnik, um eine bessere Sicht auf das Operationsgebiet zu haben und gegebenenfalls präzise korrigieren kann. Das sollte meiner Meinung nach bei Revisionsoperationen Standard sein, auch zur Sicherheit des Patienten“, äußert Prof. Dr. Gautschi.

Eine häufig angewendete Technik ist die Entfernung von Narbengewebe und Adhäsionen, um die Sicht auf die relevanten anatomischen Strukturen zu verbessern. Dies ermöglicht eine präzisere Platzierung von Implantaten und eine effektivere Behandlung von Nervenkompressionen. Zusätzlich kann die Stabilität der Wirbelsäule durch die Korrektur von Fehlstellungen und die Verwendung zusätzlicher Instrumentation verbessert werden. Um die Knochensubstanz zu stärken und die Fusion zu fördern, können Knochenersatzmaterialien, Wachstumsfaktoren oder biologische Substanzen wie Knochenmorphogenetische Proteine (BMP) eingesetzt werden. Diese helfen, den Heilungsprozess zu beschleunigen und die Integration von Implantaten zu verbessern. 

Eine Revisionsoperation dauert immer etwas länger, weil sich eben die anatomischen Strukturen verändert haben und man es mit Narbengewebe zu tun hat. Wir haben hier zum Teil Patienten, die schon viele Male operiert wurden, die Infektionen, Hämatome, rezidivierende Bandscheibenvorfälle haben. Je öfter ein Patient operiert wurde, desto mehr Narben hat er auch (in der Regel), was jede Operation zeitlich verlängert. Die Dauer des Krankenhausaufenthaltes hängt vom Ausmaß der Revisionsoperation ab. In der Regel kann der Patient nach 1-3 Nächten nach Hause. Wurde eine Versteifung vorgenommen, bleibt er etwas länger im Krankenhaus, vor allem wenn der Patient schon älter ist“, erklärt Prof. Dr. Gautschi.

Die Erholungszeit und Rehabilitationsphase nach einer Revisionsoperation an der Wirbelsäule unterscheiden sich in mehreren Aspekten von denen nach einem Ersteingriff. 

Patienten, die eine Revisionsoperation benötigen, haben oft eine komplexere Krankengeschichte und ein höheres Risiko für postoperative Komplikationen wie Infektionen oder Blutungen. Die Behandlung dieser Komplikationen kann die Rehabilitationsphase gegebenenfalls verlängern. Darüber hinaus kann es notwendig sein, bereits geschwächte Muskeln und Gewebe erneut zu manipulieren, was zu einem längeren Heilungsprozess führt. Dies erfordert möglicherweise mehr Zeit für die Stärkung der Muskeln und die Wiederherstellung der Mobilität.

Was der Patient während der Zeit der Rehabilitation darf und was nicht, hängt auch wieder vom Grund und vom Ausmaß der Revisionsoperation ab. Wer zum Beispiel nach einer rezidivierenden Bandscheibenoperation zu früh zu schwere Lasten hebt, der riskiert einen Frührezidiv-Vorfall. Sportliche Aktivitäten und speziell eine Überbelastung des Rückens sollten in den ersten Wochen strikt vermieden werden. Die Muskulatur muss sich längerfristig rehabilitieren, was mit Physiotherapie aber gut funktioniert. Eine schnelle Mobilität ist in jedem Fall, anders als früher, erwünscht, so dass der jüngere Patient noch am selben Tag der Operation auf die Füße gestellt wird, der ältere manchmal auch erst am zweiten Tag. Eine gute Schmerztherapie wird begonnen, damit der Patient sich möglichst viel bewegen kann. Ich habe sehr viele Revisionsoperationen und bekomme auch viele Patienten aus anderen Kantonen und auch aus dem Ausland zugewiesen. Im Schnitt kann man sagen, dass 10-20% aller Patienten, welche schon einmal am Rücken operiert wurden, im Laufe ihres Lebens mindestens eine Revisionsoperation haben. Das hängt nun nicht unbedingt mit schief gelaufenen Erstoperationen zusammen, denn schließlich altert die Wirbelsäule auch mit, und eine Degeneration schreitet voran. Ein paar Patienten brauchen sogar manchmal mehr als eine Revisionsoperation – das ist die Natur und ist teilweise auch genetisch bedingt. In der Schweiz ist das Gesundheitssystem glücklicherweise so aufgebaut, dass jeder Patient innert nützlicher Frist und Distanz Zugang zu Wirbelsäulenchirurgie bekommt. Allerdings ist oftmals in kleineren Zentren oder in Einzelpraxen die lokale Infrastruktur und die postoperativen Überwachungsmöglichkeiten zu limitiert, um z.B. langstreckigen und komplexe Revisionsoperationen sicher und sinnvoll durchzuführen zu können“, konstatiert Prof. Dr. Gautschi.

Psychologisch kann eine Revisionsoperation eine größere Belastung für den Patienten darstellen. Die Enttäuschung darüber, dass die erste Operation nicht erfolgreich war, und die Unsicherheit über den Ausgang der Revision können sich auf die Motivation und den Verlauf der Rehabilitation auswirken. Daher ist es wichtig, dass Patienten und ihre Ärzte realistische Erwartungen setzen und einen individuellen Rehabilitationsplan erstellen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Insgesamt erfordert eine Revisionsoperation an der Wirbelsäule oft eine längere Erholungszeit und eine intensivere Rehabilitation im Vergleich zu einem Ersteingriff, da sie mit zusätzlichen Herausforderungen verbunden ist.

Die Erfolgsrate nach Revisionsoperationen hängt nicht nur von der Operation selber ab. Wenn die Operation gut verlaufen und das Knochensubstrat fest ist, die Schrauben fest verankert sind, das Bild gut aussieht, die Wirbelsäule im Lot ist und es dem Patienten nach 3-6 Monaten gutgeht, dann ist die Chance sehr hoch, dass die Wirbelsäule hält. Wenn es aber beispielsweise zu einem Sturzereignis kommt und die Wirbelsäule dekompensiert, oder der Patient entwickelt eine zunehmende Osteoporose oder einen Muskelschwund und ein Wirbel bricht ein, dann kann alles wieder von vorne losgehen. Ich empfehle meinen Patienten immer alle 1-2 Jahre zur Kontrolle zu kommen. Und wenn Patienten neue Probleme bemerken, sollten sie sich immer rechtzeitig melden, was sie auch tun, wenn sie sich gut angebunden fühlen“, spricht Prof. Dr. Gautschi aus seiner Erfahrung heraus. 

Eine Zweitmeinung vor einer Revisionsoperation, insbesondere bei instrumentieren Eingriffen, ist unter bestimmten Aspekten wichtig und sinnvoll.

Zunächst einmal ermöglicht sie es dem Patienten, eine fundierte Entscheidung über seinen Behandlungsplan zu treffen, indem er verschiedene medizinische Meinungen und Optionen berücksichtigt. Dies fördert die Patientenautonomie und das Vertrauen in den medizinischen Prozess. Darüber hinaus kann eine Zweitmeinung helfen, möglicherweise unnötige Eingriffe zu vermeiden. In manchen Fällen kann eine alternative Behandlungsmethode oder ein konservativerer Ansatz eine ebenso wirksame Lösung bieten, ohne die Risiken und Belastungen einer erneuten Operation einzugehen. Eine Zweitmeinung kann auch dazu beitragen, diagnostische Unsicherheiten zu klären und sicherzustellen, dass der geplante Eingriff wirklich die beste Option für den Patienten ist. Trotz dieser Vorteile gibt es auch einige Herausforderungen im Zusammenhang mit der Einholung einer Zweitmeinung. 

Zum Thema Zweitmeinung äußert Prof. Dr. Gautschi deutlich: „Eine Zweitmeinung macht bei Revisionsoperationen meistens Sinn. Denn wenn zwei Kollegen einen Behandlungsverlauf bestätigen, dann ist der Patient sozusagen `versichert´. Problematisch ist es dann, wenn der Patient in einer Schmerzsituation ist, und es ist nicht ganz klar, warum. Und wenn der Patient nun von Arzt zu Arzt geht, und jeder etwas anderes sagt, dann hilft das dem Patienten nicht, und es führt eher zu einer noch größeren Verunsicherung. Auf der anderen Seite bin ich der Meinung, dass jeder Chirurg offen sein sollte, wenn der Patient eine zweite Meinung einholen möchte. Denn natürlich ist nicht jede Meinung immer zu 100% richtig oder zu 100% falsch. Da gibt es gerade in der Wirbelsäulenchirurgie ganz viele Optionen, die zu einem guten Gesamtergebnis führen können. Am Ende geht es immer darum, für den Patienten eine sinnvolle Lösung zu finden. Es ist hierbei eine Herausforderung, den richtigen Konsens zu finden. Manchmal hilft es auch, den Hausarzt als Mediator zu Rate zu ziehen, wenn es zwei völlig konträre Meinungen gibt. Dann macht oft auch eine dritte Meinung Sinn“.

Gut beraten im Neuro- und Wirbelsäulenzentrum Klinik St. Anna – Hirslanden Klinik!

Es sollte immer ein klares Ziel geben: Wir wollen, dass der Patient durch unsere Behandlungen und Therapie eine deutliche oder gänzliche Schmerzreduktion erfährt, eine Verbesserung der Alltagsaktivitäten mit verbesserter Mobilität und eine insgesamt höhere Lebensqualität erreicht. All dies geht natürlich nur, wenn die klinisch-radiologischen Voraussetzungen vorhanden sind. Gleichzeitig sollte die Behandlung so gewählt werden, dass möglichst wenig Risiken und Komplikationen bestehen mit möglichst wenig Blutfluss. Das heißt, man sollte mit möglichst kleinen Schnitten operieren, und man muss die Infrastruktur mit 3D-Navigation, Monitoring, intraoperativer Bildgebung und adaptierter Schmerztherapie voll nutzen und nur operieren, wenn alle konservativen Therapien ausgeschöpft sind. Denn es werden leider viele Patienten unnötig operiert. Es geht darum, beim richtigen Patienten die richtige Operation zum richtigen Zeitpunkt zu machen. Und dann hat man eine große Chance, dass der Patient ein gutes Outcome hat“, motiviert Prof. Dr. Gautschi, und damit beenden wir unser interessantes Gespräch.

Vielen Dank, Professor Dr. Gautschi, für den spannenden Einblick in die Wirbelsäulenchirurgie!

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