Zertifizierung als Hypertoniezentrum durch die DHL

06.08.2024
Leading Medicine Guide Redaktion
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Leading Medicine Guide Redaktion

Zertifiziertes Hypertoniezentrum LogoWas ist ein zertifiziertes Hypertoniezentrum?

Ein zertifiziertes Hypertoniezentrum ist eine auf die Versorgung von Bluthochdruck-Patienten spezialisierte medizinische Einrichtung, die von der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® im Rahmen eines Zertifizierungsverfahrens die Auszeichnung als Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum DHL® verliehen bekommen hat. Diese Auszeichnung erhalten ausschließlich Kliniken, Praxen oder Versorgungszentren, die nachweislich über besondere Fachkenntnisse auf dem Gebiet der Diagnose und Therapie von Bluthochdruck verfügen und zudem die hohen Qualitätsstandards und strengen Zertifizierungskriterien erfüllen, die die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention anhand von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Studien der Hypertonieforschung definiert hat.

Mit der Zertifizierung als „Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum DHL®“, die seit September 2012 vergeben wird, möchte die Deutsche Hochdruckliga einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung und Gewährleistung der Versorgungsqualität von Bluthochdruck-Patienten leisten. Kliniken oder Praxen, die sich als Hypertoniezentrum zertifizieren lassen möchten, müssen zunächst in einem Antrags- und Erhebungsbogen darlegen, inwieweit sie die von der DHL definierten Qualitätsstandards und Zertifizierungskriterien erfüllen. Diese Kriterien für zertifizierte Hypertoniezentren umfassen unter anderem

  • fachlich-personelle und räumliche Anforderungen,
  • diagnostische und therapeutische Voraussetzungen sowie
  • regelmäßige Fortbildungen und Schulungen.

Zudem müssen zertifizierte Hypertoniezentren Kooperationen mit allen an der Betreuung von Bluthochdruck-Patienten beteiligten medizinischen Fachdisziplinen nachweisen. Die Verleihung des Zertifikats erfolgt erst, wenn ein Hypertoniezentrum im Rahmen eines mehrwöchigen Zertifizierungsverfahrens die Erfüllung aller geforderten Qualitätsstandards und Anforderungskriterien nachgewiesen hat.

Welche Fachbereiche sind an einem Hypertoniezentrum beteiligt?

Die Diagnose und Therapie von Bluthochdruck erfordert in der Regel die fachübergreifende Zusammenarbeit von Experten aus verschiedenen medizinischen Fachbereichen. Interdisziplinäre Kooperationen aller medizinischen Fachabteilungen, die an der Betreuung von Bluthochdruck-Patienten beteiligt sind, stellen deshalb eines der wichtigsten Kriterien für die Zertifizierung als Hypertoniezentrum dar. Zu den medizinischen Fachdisziplinen, die in zertifizierten Hypertoniezentren gemäß Anforderungskatalog der DHL nachweislich miteinander kooperieren müssen, gehören dabei

  • die Kardiologie,
  • die Endokrinologie,
  • die Nephrologie,
  • die Neurologie,
  • die Radiologie,
  • die Labormedizin,
  • die Pädiatrie und
  • die Gynäkologie.

Hintergrundinformationen zu Bluthochdruck (Hypertonie)

Unter Bluthochdruck versteht man eine Erkrankung des arteriellen Gefäßsystems, bei der der Blutdruck im Körperkreislauf dauerhaft erhöht ist. Mediziner sprechen dabei auch von Hypertonie bzw. arterieller Hypertonie. Schätzungen zufolge leiden in Deutschland zwischen 20 und 30 Millionen Menschen unter Bluthochdruck. Bei Menschen über 65 Jahre soll etwa jeder zweite betroffen sein. Bluthochdruck zählt damit zu den Volkskrankheiten. Dabei weiß nur jeder zweite von seiner Erkrankung. Von den Betroffenen, die wissen, dass sie unter Bluthochdruck leiden, werden nur etwa 40 Prozent behandelt.

Bleibt Bluthochdruck unbehandelt, kann er im Verlauf der Zeit wichtige Organe wie den Herzmuskel, die Herzkrankgefäße, das Gehirn, die Nieren oder die peripheren Blutgefäße schädigen. Lebensbedrohliche Krankheiten wie ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall können die Folge sein. Um dem vorzubeugen, ist eine effektive Behandlung von Bluthochdruck immens wichtig. Hierfür stehen verschiedene Therapieverfahren zur Verfügung, darunter beispielsweise die medikamentöse Therapie mit Diuretika, ACE-Hemmern oder Calciumantagonisten.

Bluthochdruck-Patienten benötigen eine fachgerechte Versorgung, die besondere Fachkenntnisse voraussetzt und hohe medizinische Qualitätsstandards erfüllt. Da zertifizierte Hypertoniezentren eine solche Versorgung am besten gewährleisten können, sollten sich Betroffene im Idealfall in einer solchen medizinischen Einrichtung, die nachweislich über große Erfahrung und fachliche Expertise auf dem Gebiet der Bluthochdruck-Therapie verfügt, behandeln lassen.

Ziele von zertifizierten Hypertoniezentren

Mit der Zertifizierung von Hypertoniezentren verfolgt die Deutsche Hochdruckliga zum einen das Ziel, die Versorgungsqualität von Bluthochdruck-Patienten zu gewährleisten und zu verbessern. Aus diesem Grund hat die DHL anhand von Erkenntnissen aus der hypertensiologischen Wissenschaft und Versorgungsforschung hohe Qualitätsstandards und Anforderungskriterien definiert, die medizinische Einrichtungen für eine erfolgreiche Zertifizierung als Hypertoniezentrum erfüllen müssen. Somit erhalten nur jene Kliniken und Praxen die Auszeichnung als „Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum DHL®“, die im Rahmen einer umfassenden Prüfung ihre Eignung und ihr hohes Qualitätsniveau bewiesen haben.

Darüber hinaus möchte die Deutsche Hochdruckliga mit der Zertifizierung von Hypertoniezentren die Qualität auf dem Gebiet der Bluthochdruck-Behandlung für Patienten transparent machen und Betroffene bei der Suche nach einer geeigneten medizinischen Einrichtung für ihre Behandlung unterstützen. Da es vielfältige Angebote im Bereich der Diagnose und Therapie von Bluthochdruck gibt und deren Qualität und Wirksamkeit von medizinischen Laien nicht richtig beurteilt werden kann, sind Patienten nämlich bei der Wahl einer geeigneten Einrichtung häufig überfordert. Trägt eine Klinik oder Praxis aber das Zertifikat als zertifiziertes Hypertoniezentrum, können sich Patienten sicher sein, dass sie dort auf hohem medizinischem Niveau und auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse behandelt werden.

Kliniken und Praxen sollen ebenfalls von der Auszeichnung als zertifiziertes Hypertoniezentrum profitieren können. Diese beweist nämlich, dass sie nach externen Qualitätsstandards überprüft worden sind und diese auch erfüllt haben. Dies soll das Vertrauen der Patienten in zertifizierte Hypertoniezentren stärken und diesen dabei helfen, neue Patienten zu gewinnen.

Zertifizierung von Hypertoniezentren

Kliniken und Praxen, die sich als Hypertoniezentrum zertifizieren lassen möchten, müssen ein mehrwöchiges Zertifizierungsverfahren durchlaufen. Den ersten Schritt dieses Verfahrens stellt das Ausfüllen des Antrags- und Erhebungsbogens dar. In diesem Bogen müssen die zu zertifizierenden Hypertoniezentren darlegen, inwieweit sie die von der DHL geforderten Anforderungen und Qualitätsstandards erfüllen. Darüber hinaus müssen sie die erforderlichen Nachweise erbringen und sich vor Ort einer Überprüfung unterziehen. Erst nach dem erfolgreichen Abschluss dieses Zertifizierungsverfahrens für Hypertoniezentren wird der Klinik bzw. Praxis schließlich die Auszeichnung als „Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum DHL®“ verliehen. Diese Auszeichnung ist drei Jahre lang gültig. Nach Ablauf dieser drei Jahre muss sich ein zertifiziertes Hypertoniezentrum einem Re-Zertifizierungsverfahren unterziehen.

Kriterien für eine Zertifizierung als Hypertoniezentrum

Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention hat eine Reihe von Qualitätsanforderungen und Kriterien definiert, die zertifizierte Hypertoniezentren zu erfüllen haben. Diese Anforderungen basieren auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen und Studien der Hypertonieforschung und betreffen unter anderem die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller beteiligten medizinischen Fachabteilungen, die fachlich-personelle, räumliche und apparative Ausstattung, das therapeutische und diagnostische Angebot und die regelmäßige Fortbildung auf dem Gebiet der Bluthochdruck-Behandlung:

  • Fachlich-personelle Anforderungen: In zertifizierten Hypertoniezentren müssen mindestens zwei Hypertensiologen DHL® beschäftigt sein. Darüber hinaus ist ein Hypertonieassistent DHL® wünschenswert.
  • Interdisziplinäre Kooperationen: In zertifizierten Hypertoniezentren müssen Kooperationen mit den medizinischen Fachdisziplinen Endokrinologie, Kardiologie, Nephrologie, Neurologie, Radiologie, Labormedizin, Pädiatrie und Gynäkologie gewährleistet sein. Diese Fachdisziplinen müssen sich nicht im gleichen Krankenhaus bzw. Praxisgebäude befinden, aber für die Untersuchung und Behandlung von Bluthochdruck-Patienten der Einrichtung verfügbar und erreichbar sein.
  • Räumliche Voraussetzungen: In zertifizierten Hypertoniezentren müssen Räumlichkeiten für die ambulante bzw. stationäre Diagnostik und Behandlung von Bluthochdruck sowie eine Hypertonieambulanz vorhanden sein.
  • Diagnostische Verfahren: Zertifizierte Hypertoniezentren müssen grundsätzlich die folgenden diagnostischen Verfahren durchführen können – entweder im eigenen Haus oder im Rahmen von Kooperationen mit anderen Einrichtungen:
    • Basisdiagnostik inklusive EKG, Langzeit-Blutdruckmessung und Langzeit-EKG
    • allgemeine Röntgendiagnostik
    • Ultraschallverfahren: Sonographie der Nieren mit farbcodierter Duplexsonographie (FKDS) der Nierengefäße, FKDS der abdominellen Gefäße, der hirnversorgenden Gefäße und der peripheren Arterien
    • Echokardiographie
    • Computertomographie (CT), Kernspintomographie (MRT), Angiographie
    • nuklearmedizinische Diagnostik
    • Labormedizin: leitliniengerechte Labordiagnostik, einschl. endokrinologischer Spezialdiagnostik und Labordiagnostik bei Nierenerkrankungen
    • Screening auf schlafbezogene Atemstörungen
    • Herzkatheterlabor
    • Interventionelle Angiologie
  • Therapeutische Voraussetzungen: Kliniken müssen für eine Zertifizierung als Hypertoniezentrum die folgenden therapeutischen Voraussetzungen erfüllen (Praxen müssen eine Kooperation mit einer entsprechenden klinischen Einrichtung nachweisen):
    • Gewährleistung einer therapeutische Notfallversorgung durch internistische Intensivstation, 24-Stunden-Notaufnahmestation und 24-Stunden-Akutneurologie
    • Vorhandensein einer Einrichtung zur nicht-medikamentösen Intervention (Diätberatung, Sportmedizin)
  • Regelmäßige Fortbildungen und Schulungen: Zertifizierte Hypertoniezentren müssen regelmäßige Fortbildungen und Schulungen für Ärzten und Patienten anbieten
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