Zertifizierung als Kontinenz- und Beckenbodenzentrum

07.08.2024
Leading Medicine Guide Redaktion
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Leading Medicine Guide Redaktion

Kontinenz- und BeckenbodenzentrumDie Zertifizierung als Kontinenz- und Beckenbodenzentrum ist ein bedeutender Schritt zur Verbesserung der Versorgung von Patienten jeden Geschlechts und jeden Alters mit Blasen-, Darm- und Beckenbodenfunktionsstörungen. Diese Zertifizierung stellt sicher, dass die betreffenden Zentren über die notwendigen Strukturen, Qualifikationen und Standards verfügen, um eine qualitativ hochwertige und spezialisierte Versorgung auf diesem Gebiet anzubieten. Angeboten wird die Zertifizierung als Kontinenz- und Beckenbodenzentrum von der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e.V. (DKG) in Kooperation mit den folgenden Fachgesellschaften:

Welche Aufgaben haben interdisziplinäre Kontinenz- und Beckenboden-Zentren?

Interdisziplinäre Kontinenz- und Beckenboden-Zentren sollen als Anlaufstelle für alle Patienten dienen, die unter Blasen-, Darm- und Beckenbodenfunktionsstörungen leiden, und diese umfassend beraten, betreuen, untersuchen und behandeln. Das Leistungsangebot von Kontinenz- und Beckenboden-Zentren sollte zu diesem Zweck neben interdisziplinär durchgeführten Therapien und Operationen auch öffentliche Aufklärungsarbeit und Informationsveranstaltungen beinhalten. Wichtig ist hierbei insbesondere die Zusammenarbeit mit anderen ärztlichen und nicht-ärztlichen Fachbereichen. Zudem gehören die Fort- und Weiterbildung auf dem Gebiet der Kontinenz- und Beckenbodenstörungen sowie die Beteiligung an Forschungsvorhaben zu den Aufgaben interdisziplinärer Kontinenz- und Beckenboden-Zentren.

Welche Fachbereiche sind an Kontinenz- und Beckenboden-Zentren beteiligt?

Die Diagnose und Therapie von Funktionsstörungen der Blase, des Darms und des Beckenbodens erfordert in der Regel die interdisziplinäre Zusammenarbeit und Mitwirkung von Experten aus verschiedenen ärztlichen und nicht-ärztlichen Fachbereichen. Die medizinischen Fachbereiche

  • Urologie,
  • Gynäkologie und
  • Chirurgie

stellen dabei die drei Kernbereiche interdisziplinärer Kontinenz- und Beckenboden-Zentren dar. Zusätzlich zur Urologie, Gynäkologie und Chirurgie sind oftmals noch weitere medizinische Fachbereiche an interdisziplinären Kontinenz- und Beckenboden-Zentren beteiligt. Hierzu gehören beispielsweise

  • die Geriatrie,
  • die Neurologie,
  • die Innere Medizin bzw. die Gastroenterologie,
  • die Kinder- und Jugendmedizin,
  • die Proktologie und
  • die Physikalische und Rehabilitative Medizin.

Um eine umfassende und optimale Versorgung der betroffenen Patienten gewährleisten zu können, bestehen in Kontinenz- und Beckenboden-Zentren zudem Kooperationen mit nicht-ärztlichen Fachbereichen wie stationären und ambulanten Pflegediensten, Physiotherapeuten, Tageskliniken, Reha-Einrichtungen, Sanitätshäusern und Selbsthilfegruppen.

Hintergrundinformationen zu Inkontinenzleiden und Beckenbodenstörungen

Unter dem Begriff Inkontinenz wird die Unfähigkeit, den Blaseninhalt (Harninkontinenz) bzw. den Darminhalt (Stuhlinkontinenz) willentlich zurückzuhalten, verstanden. Häufige Ursache für Inkontinenzleiden sind Beckenbodenstörungen wie die Beckenbodensenkung. Inkontinenzleiden und/oder Beckenbodenstörungen stellen noch immer ein Tabu-Thema dar. Dabei gehören sie mit zu den häufigsten Erkrankungen. So leiden schätzungsweise 25 bis 45 Prozent der Bevölkerung an einer Harn- oder Stuhlinkontinenz bzw. einer Beckenbodensenkung. Vor allem Frauen sind häufig betroffen.

Die Ursachen der Inkontinenz sind individuell unterschiedlich. So können beispielsweise muskuläre, neurogene oder sensorische Störungen zugrunde liegen. Es sollte daher eine möglichst frühzeitige und differenzierte Diagnostik erfolgen. Zudem sollte für jeden Patienten ein individuelles und auf seine Bedürfnisse und Probleme zugeschnittenes Behandlungskonzept entwickelt werden. Am besten kann dies in interdisziplinären Kontinenz- und Beckenboden-Zentren erfolgen. Dort stehen dank der fachübergreifenden Zusammenarbeit der beteiligten Fachdisziplinen die unterschiedlichsten diagnostischen und therapeutischen Verfahren zur Verfügung.

Ziele der Zertifizierung von Kontinenz- und Beckenboden-Zentren

Die Zertifizierung zielt auf die Optimierung der interdisziplinären Zusammenarbeit aller beteiligten ärztlichen und nicht-ärztlichen Fachbereiche zum Wohle der betroffenen Patienten ab. Durch diese Förderung und Intensivierung der fachübergreifenden Zusammenarbeit in interdisziplinären Kontinenz- und Beckenboden-Zentren soll die Versorgungs- und Behandlungsqualität für Patienten sichergestellt und verbessert werden. Zudem sollen Subspezialisierungen in den beteiligten Fachbereichen, Fort- und Weiterbildungen, die Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Kontinenz- und Beckenbodenstörungen sowie die öffentliche Aufklärungsarbeit gefördert werden.

Anforderungen an die Zertifizierung

Um als Kontinenz- und Beckenbodenzentrum zertifiziert zu werden, müssen Einrichtungen strenge Kriterien erfüllen. Diese umfassen unter anderem:

  1. Multidisziplinäres Team: Die Zentren müssen über ein Team aus verschiedenen Fachdisziplinen verfügen, darunter Urologen, Gynäkologen, Chirurgen, Neurologen, Physiotherapeuten und Pflegekräfte, die alle auf die Behandlung von Kontinenz- und Beckenbodenstörungen spezialisiert sind.

  2. Qualifizierte Fachkräfte: Alle im Zentrum tätigen Fachkräfte müssen eine spezielle Weiterbildung und Qualifikation im Bereich Kontinenz- und Beckenbodenstörungen nachweisen.

  3. Diagnostik und Therapie: Es müssen umfassende diagnostische Möglichkeiten sowie ein breites Spektrum an konservativen und operativen Therapiemethoden zur Verfügung stehen. Dazu gehören beispielsweise urodynamische Untersuchungen, Beckenbodentraining und verschiedene chirurgische Eingriffe.

  4. Patientenbetreuung und -beratung: Die Zentren müssen eine kontinuierliche und umfassende Betreuung der Patienten sicherstellen. Dies umfasst auch eine ausführliche Beratung und Aufklärung über die Erkrankung, die Therapiemöglichkeiten und die notwendigen Nachsorgemaßnahmen.

  5. Qualitätsmanagement: Ein zertifiziertes Kontinenz- und Beckenbodenzentrum muss ein etabliertes Qualitätsmanagementsystem vorweisen können. Dies beinhaltet regelmäßige Fortbildungen des Personals, interne und externe Qualitätssicherungsmaßnahmen sowie die Teilnahme an wissenschaftlichen Studien und Projekten.

Ablauf der Zertifizierung

Der Prozess der Zertifizierung erfolgt in mehreren Schritten:

  1. Antragstellung: Interessierte Einrichtungen müssen einen Antrag bei der Deutschen Kontinenz Gesellschaft einreichen, in dem sie ihre Strukturen und Leistungen detailliert darstellen.

  2. Prüfung der Unterlagen: Die eingereichten Unterlagen werden von einer Expertenkommission der Deutschen Kontinenz Gesellschaft geprüft. Diese Bewertung umfasst die Überprüfung der personellen und strukturellen Voraussetzungen sowie der vorhandenen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten.

  3. Vor-Ort-Begehung: Nach erfolgreicher Prüfung der Unterlagen erfolgt eine Vor-Ort-Begehung durch die Expertenkommission. Dabei werden die tatsächlichen Bedingungen vor Ort begutachtet und Gespräche mit den beteiligten Fachkräften geführt.

  4. Zertifikatserteilung: Erfüllt die Einrichtung alle Anforderungen, wird das Zertifikat als Kontinenz- und Beckenbodenzentrum erteilt. Dieses Zertifikat ist in der Regel für drei Jahre gültig und kann danach durch eine erneute Prüfung verlängert werden.

Fazit

Die Zertifizierung als Kontinenz- und Beckenbodenzentrum ist ein Qualitätsmerkmal und bietet Patienten die Gewissheit, in einer spezialisierten und qualifizierten Einrichtung behandelt zu werden. Dies trägt maßgeblich zur Verbesserung der Versorgungsqualität und zur Förderung der Gesundheit der Patienten bei.

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