Hormonstörungen - Informationen und Spezialisten

12.08.2024
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Hormonstörungen betreffen viele Menschen und können vielfältige Beschwerden verursachen. Sie treten auf, wenn das empfindliche Gleichgewicht der Hormone im Körper gestört ist. Diese Störungen können unterschiedliche Erkrankungen nach sich ziehen und bedürfen oft einer umfassenden Diagnose und Behandlung durch spezialisierte Ärzte.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen zu Hormonstörungen sowie ausgewählte Spezialisten für die Behandlung von Hormonstörungen.

ICD-Codes für diese Krankheit: E34.9

Artikelübersicht

Was sind Hormone?

Unter Hormonen versteht man chemische Botenstoffe des Körpers, die von Hormondrüsen produziert und freigesetzt werden. Sie werden mit dem Blut in ihre Zielorgane transportiert. Dort steuern sie letztlich sämtliche Stoffwechselprozesse des Körpers, die unbewusst und ohne unter aktives Zutun ablaufen. Zu den hormonell beeinflussten Vorgängen gehören beispielsweise

  • der Energiestoffwechsel,
  • der Wasserhaushalt,
  • Wachstumsprozesse,
  • der Wach-Schlaf-Rhythmus oder
  • die Sexualfunktionen. 

Welche Hormone gibt es?

Es gibt eine Vielzahl von Hormonen und etliche sind vermutlich noch garnicht bekannt. Die wichtigsten und am häufigsten mit Störung in einhergehenden Hormone sind beispielsweise:

  1. das wichtigste Stoffwechselhormon Insulin, welches in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird
  2. die Schilddrüsenhormone Thyroxin (Tetrajodthyronin (Thyroxin), kurz T4) und Thyronin (Trijodthyronin, kurz T3 genannt)
  3. die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron, die in den Eierstöcken produziert werden 
  4. das Stresshormon Kortison aus der Nebenniere

Was sind häufige Hormonstörungen?

Bei dem Begriff Hormonstörungen denken die meisten wahrscheinlich an Störungen des Hormonhaushalts bei Frauen, welche zyklusbedingt, im Rahmen der Schwangerschaft oder den Wechseljahren auftreten können. Es gibt allerdings eine Vielzahl an Hormonstörungen, die auch das männliche Geschlecht, Kinder und Senioren betreffend können.

Hormonstörungen entstehen immer dann, wenn Hormone, die chemischen Botenstoffe des Körpers, nicht richtig produziert, freigesetzt oder verarbeitet werden. Diese Störungen können sich auf verschiedene Systeme des Körpers auswirken und eine Vielzahl von Beschwerden verursachen. Für Betroffene bedeutet dies oft eine erhebliche Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität.

Zu den häufigsten Hormonerkrankungen und -störungen gehören:

  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), welche durch erhöhte oder erniedrigte Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist und infolgedessen zu Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Bewusstlosigkeit und unstillbarem Durst führen kann. Die Zuckerkrankheit ist mittlerweile eine Volkskrankheit und häufig im Laufe des Lebens erworben und mit Übergewicht sowie Bewegungsmangel verbunden (sogenannter Diabetes mellitus Typ II). Hier produziert die Bauchspeicheldrüse zwar ausreichend Insulin, aber die Zielgewebe reagieren nicht mehr richtig auf Insulin. Durch eine Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion kann die Erkrankung oft bereits gut beeinflusst und teilweise sogar geheilt werden.
    Bei der angeborenen Form, dem Diabetes mellitus Typ I, produzieren die für die Insulinproduktion verantwortlichen sogenannten Inselzellen nicht mehr genügend Insulin und die Zielzellen (vor allem Fett-, Muskel- und Leberzellen) können Zuckermoleküle nicht mehr aufnehmen. Die Zellen „verhungern“ daher, weshalb die künstliche Zufuhr von Insulin über Spritzen lebensrettend ist.
  • Schilddrüsenfunktionsstörungen im Sinne von Über- und Unterfunktionen. Bei der Unterfunktion (medizinisch Hypothyreose), oft durch Jodmangel oder Entzündungen verursacht, produziert die Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone und betroffene klagen über Müdigkeit, Depressionen oder Gewichtszunahme. Durch den Mangel an Schilddrüsenhormonen kommt es letztlich zu einer Verlangsamung des Stoffwechsels.
    Bei der Überfunktion (medizinisch Hyperthyreose) liegt ein Überschuss an Schilddrüsenhormonen vor, was häufig durch Autoimmunerkrankungen oder Tumore verursacht wird. Auch Erkrankungen der Hirnanhangsdrüse können zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen. Die Überdosierung von Schilddrüsenhormonen, unbeabsichtigt oder bewusst, um eine Gewichtsabnahme zu erreichen, sollte der Vollständigkeit halber, ebenfalls als Ursache einer Hyperthyreose genannt werden. Kennzeichnend für die Schilddrüsenüberfunktion ist eine Aktivierung des gesamten Stoffwechsels, was typischerweise zu Nervosität, vermehrtem Schwitzen, Heisshunger und, trotz vermehrter Nahrungszufuhr, dennoch häufig zu einer Gewichtsabnahme führt.
  • Auf Hormonstörungen bei Frauen einzugehen, würde den Umfang dieses Textes sprengen, da hier eine Vielzahl an Hormonen und Zuständen wie Pubertät, Wechseljahre, Einnahme von Kontrazeptiva, Schwangerschaft und Stillzeit etc. eine Rolle spielen. Vereinfacht ausgedrückt sind die wichtigsten Hormone zur Regulierung der Fortpflanzungsfähigkeit bei Frauen Östrogen und Progesteron. Selbst kleinste Veränderungen und Unregelmäßigkeiten können zu Zyklusstörungen bis hin zur Unfruchtbarkeit führen.
  • Das Stresshormon Kortison wird hauptsächlich in der Nebenniere produziert und steuert sämtliche Stressreaktionen des Körpers. Das Cushing Syndrom beschreibt ein Krankheitsbild, bei dem es zu typischen Symptomen wie Stammfettsucht, Vollmondgesicht und Hautveränderungen (Akne, vermehrte Behaarung etc) kommen kann. Erkrankungen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), der Nebennieren (Nebennierentumore = Nebennierenadenome) sowie der Lungen (Bronchialkarzinom) können zu einer übermäßigen Kortisonproduktion führen.

Bei welchen Symptomen sollte man (auch) an Hormonstörungen denken?

Die Symptome von Hormonstörungen sind vielfältig und hängen davon ab, welche Hormone betroffen sind. Viele hormonelle Störungen gehen mit unterschiedlichen Symptomen einher, welche auch andere Ursachen haben können. Daher empfiehlt es sich, bei typischen Symptomen an Hormonstörungen zu denken, welche durch einfache Blutuntersuchungen meist schon ausgeschlossen oder bestätigt werden können.

Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Gewichtsveränderungen (zu- oder abnehmen)
  • Stimmungsschwankungen oder Depressionen
  • Zyklusstörungen bei Frauen, wie unregelmäßige Menstruation
  • Hautprobleme wie Akne oder trockene Haut
  • Schlafstörungen 
  • Haarausfall

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren von Hormonstörungen?

Da es eine Vielzahl an unterschiedlichen Hormonstörungen gibt, können von Patient zu Patient verschiedene Ursachen und Risikofaktoren ursächlich sein. Nachfolgend sind einige wichtige Beispiele aufgezählt: 

  • Genetische Veranlagung, beispielsweise beim Diabetes mellitus Typ I 
  • Übergewicht und Bewegungsmangel beim Diabetes mellitus Typ II 
  • Mangelernährung bei Schilddrüsenunterfunktion, am häufigsten in Deutschland ist der Jodmangel (Ausnahme sind Küstenregionen)
  • Stress und psychische Belastungen bei Nebennierenerkrankungen und Zyklusunregelmäßigkeiten
  • Medikamente und hormonelle Verhütungsmittel
  • Alter und hormonelle Veränderungen, wie in der Pubertät oder den Wechseljahren

Wie werden Hormonstörungen diagnostiziert?

Um Hormonstörungen zu diagnostizieren, werden verschiedene Untersuchungsmethoden eingesetzt:

  • Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese): Die Anamnese gehört sicherlich zu den wichtigsten Untersuchungsmaßnahmen, die am Anfang jeder ärztlichen Vorstellung steht bzw. stehen sollte. Hier werden Fragen zur Entwicklung der Symptome, spezielle Operationen oder Medikamenteneinnahmen erfragt. 
  • Bluttest: Als Nächstes kommt die Blutuntersuchung, die ebenfalls bereits sehr wichtige Hinweise für das Vorliegen einer Hormonstörung liefert. Andererseits kann die Blutuntersuchung auch Hormonstörungen ausschließen, wobei dann weitere Diagnosen für die geschilderten Probleme in Betracht gezogen werden müssen
  • Speicheltests für bestimmte Hormone können ebenfalls einen ersten Überblick über den Hormonstatus und eventuelle Störungen geben. Dies gilt insbesondere für weibliche Sexualhormone, wo Speicheltests regelmäßig angewendet werden
  • Urinanalysen zur Bestimmung der Hormonmetaboliten
  • Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT, um Hormondrüsen zu untersuchen. Dies ist beispielsweise bei der Untersuchung der Schilddrüse oder den Eierstöcken sinnvoll und wird oft durchgeführt, um die Diagnose einer Hormonstörungen zu bestätigen 

Wie werden Hormonstörungen behandelt?

Die Therapie von Hormonstörungen hängt von der Ursache und den individuellen Beschwerden ab. Häufige Behandlungsansätze sind:

  • Medikamentöse Behandlung mit Hormonersatzpräparaten oder Hormonblockern
  • Lebensstiländerungen wie Ernährungsumstellungen und regelmäßige Bewegung
  • Stressmanagement und psychologische Unterstützung
  • Spezielle Therapien bei Frauen, wie die Behandlung von Zyklusstörungen oder Wechseljahresbeschwerden

Spezialisten für die Behandlung von Hormonstörungen sind Endokrinologen. Diese Ärzte sind auf Hormonerkrankungen und Stoffwechselstörungen spezialisiert und bieten eine umfassende Diagnostik und Therapie an.

Wie ist die Prognose von Hormonstörungen?

Der Verlauf von Hormonstörungen hängt stark von der Ursache und der rechtzeitigen und geeigneten Behandlung ab. Viele Hormonstörungen können durch gezielte Therapien gut kontrolliert werden, sodass die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessert wird. Es ist jedoch wichtig, regelmäßig ärztliche Kontrollen wahrzunehmen und die Behandlung konsequent durchzuführen.

Zusammenfassend läßt sich feststellen, dass Hormonstörungen eine Vielzahl von Symptomen und Beschwerden verursachen können und eine umfassende Diagnose und Behandlung erfordern. Durch die richtige Therapie und die Unterstützung spezialisierter Ärzte kann die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessert werden. Achten Sie auf Ihren Körper und suchen Sie bei anhaltenden Beschwerden einen Endokrinologen auf, um mögliche Hormonstörungen frühzeitig erkennen und behandeln zu können.

Quellen

Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Berufsverband der Frauenärzte (BVF)
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
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