Charcot-Fuß - Informationen und Spezialisten

12.08.2024
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Der Charcot-Fuß ist eine schwerwiegende Erkrankung, die vor allem Menschen mit Diabetes mellitus betrifft. Diese Erkrankung führt zu einer Schädigung der Nerven und Knochen im Fuß, was unbehandelt zu schweren Deformationen und im schlimmsten Fall zu Amputationen führen kann. Der Charcot-Fuß erfordert deshalb eine frühzeitige Diagnose und Behandlung.

In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige über den Charcot-Fuß: von den Ursachen über die Symptome bis hin zu den Behandlungsmöglichkeiten. Außerdem finden Sie hier ausgewiesene Spezialisten für die Behandlung des Charcot-Fußes.

ICD-Codes für diese Krankheit: M14.6

Artikelübersicht

Was ist der Charcot-Fuß?

Der sogenannte Charcot-Fuß ist eine spezielle Form des diabetischen Fußsyndroms. Diese Erkrankung tritt auf, wenn durch die Polyneuropathie die Schmerzempfindlichkeit im Fuß reduziert. Unter einer Polyneuropathie versteht man die Erkrankung (-pathie) einer Vielzahl (Poly-) von Nerven (neuro), die sehr oft durch den Diabetes mellitus verursacht wird. Man spricht diesem Fall auch von der diabetischen Polyneuropathie.

Da sämtliche Nerven des Beines, sozusagen von oben bis unten in die Zehenspitzen, betroffen sind, spüren die Patienten den Fuß immer weniger. Diese Schmerzunempfindlichkeit fällt den meisten Patienten allerdings erst spät oder gar nicht auf, da dieser Prozess schleichend und über viele Jahre hinweg abläuft. Dadurch können kleine Verletzungen oder Frakturen unbemerkt bleiben und sich verschlimmern.

Der Begriff "Charcot-Fuß" geht auf den französischen Neurologen Jean-Martin Charcot zurück, der diese Erkrankung erstmals beschrieben hat.

Charcot-Fuß

Der Charcot-Fuß ist eine seltene Spätfolge bei Diabetes mellitus, bei der es zu Knochenbrüchen im Fuß kommt @ Pepermpron /AdobeStock

Welche Probleme entstehen durch einen Charcot-Fuß?

Die Symptome eines Charcot-Fußes können vielfältig sein und entwickeln sich oft schleichend. Typische Anzeichen sind:

Eine Rötung und Schwellung des Fußes:

Diese entsteht vor allem durch die Entzündung und chronische Überbelastung des Fußes. Es entsteht sozusagen ein Reizzustand der Gelenke, da die Gelenkflächen nicht mehr richtig zueinanderstehen und sich auch zunehmend verschieben.

Eine erhöhte Temperatur der Haut:

Auch dies ist ein Zeichen der chronischen Entzündung und wird häufig beobachtet. Allerdings wird dieses typische Zeichen teilweise aufgrund der im Vordergrund stehenden Deformität (Fehlstellung) des Fußes nicht oder zu spät erkannt.

Deformationen und Instabilität des Fußes:

Die Fehlstellung des Fußes und seine verminderte Stabilität sind sicherlich eines der Hauptkennzeichen des Charcot-Fußes. Durch den chronischen Entzündungsprozess und die Nervenerkrankung werden die Gelenke des Fußes zunehmend umgebildet und umstrukturiert, so dass schließlich bei einem fortgeschrittenen Charcot-Fuß eine schon äußerlich leicht erkennbare Fehlstellung des Fußes zu beobachten ist.

Oft entstehen auch Knochenbrüche, welche aufgrund der bereits oben beschriebenen Polyneuropathie vom Patienten oft nicht bemerkt werden. Diese unbemerkten und daher unbehandelten Knochenbrüche sind eine weitere Ursache für die oft beobachtete Fehlstellung des Fußes beim fortgeschrittenen Charcot-Fuß.

Schmerzen:

Trotz der fast ausnahmslos vorhandenen Polyneuropathie und die dadurch resultierende verminderte Schmerzempfindlichkeit berichten manche Patienten auch über chronische Schmerzen im Fuß oder Sprunggelenk, teilweise auch am Unterschenkel. Außerdem werden dumpfe Schmerzen beim Laufen beschrieben, was alles allerdings häufig zu Beginn der Erkrankung beschrieben wird. Da die Diagnose der Polyneuropathie zu dem Zeitpunkt meist noch nicht gestellt ist, werden diese Schmerzen vielfach nicht erkannt bzw. fehlinterpretiert. Daher ist es umso wichtiger, insbesondere für Diabetiker, bei ungewöhnlichen Veränderungen des Fußes sofort einen Arzt aufzusuchen.

Wodurch entsteht ein Charcot-Fuß?

Der Charcot-Fuß entsteht hauptsächlich durch eine Kombination aus Diabetes mellitus und Polyneuropathie. Diese Nervenschädigung führt zu einer verminderten Schmerzempfindung, sodass Verletzungen und Druckstellen unbemerkt bleiben. Weitere Risikofaktoren sind:

  • Schlecht eingestellter Blutzucker
  • Langjährige Diabetes-Erkrankung
  • Übergewicht
  • Vorherige Fußverletzungen
  • Alkoholabhängigkeit

Wie wird ein Charcot-Fuß festgestellt?

Die Diagnose eines Charcot-Fußes erfolgt durch eine gründliche körperliche Untersuchung und bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen oder MRT. Wichtige diagnostische Schritte sind:

Anamnese:

Das bedeutet, dass eine Erhebung der Krankengeschichte durchgeführt wird. Hierbei wird insbesondere auf Vorerkrankungen, nicht nur den Diabetes mellitus, geachtet. Auch die Medikamenteneinnahme ist von Interesse, ebenso wie Voroperationen am Fuß.

Klinische Untersuchung

Hierbei erfolgt eine Untersuchung des Fußes auf sichtbare Anzeichen einer Charcot-Erkrankung. Besonderes Augenmerk wird auf Fehlstellungen, aber auch Wunden und sonstige Auffälligkeiten gelegt. Zudem werden auch die Schmerzempfindlichkeit und Gefühlsstörungen überprüft. Außerdem wird auf Druckstellen als mögliche Gefahr für die Ausbildung von Wunden und auf Narben als Hinweis für chronische Wunden und Wundheilungsstörungen geachtet.

Blutuntersuchungen

Die Überprüfung von Laborwerten hilft insbesondere dann, wenn Entzündungen vorliegen und das Ausmaß der Eiteransammlungen sowie entzündlichen Gewebeveränderungen genauer untersucht werden soll. Hierfür gibt es spezielle Entzündungswerte, die bestimmt werden und auch zur Verlaufskontrolle verwendet werden sollten.

Bildgebende Verfahren

Bildgebende Verfahren sind immer dann notwendig und sinnvoll, wenn die Diagnose durch die klinische Untersuchung allein noch nicht ausreichend gestellt werden kann. Außerdem sind bildgebende Untersuchungsverfahren als Verlaufskontrollen beziehungsweise vor operativen Maßnahmen in den meisten Fällen indiziert.

Zu den bildgebenden Verfahren gehört zunächst die Röntgenuntersuchung. Hiermit können Verletzungen des Knochens sowie der Gelenke inklusive von Fehlstellungen (medizinisch auch als Luxation bezeichnet) orientierend dargestellt werden. 

Da mit der Röntgenuntersuchung allerdings nur der Knochen und verkalkte Strukturen dargestellt werden können, kann in in manchen Fällen auch eine Kernspinuntersuchung notwendig sein. Hiermit können Weichteilstrukturen genauer untersucht werden, was insbesondere bei Verdacht auf Entzündungen oder Eiteransammlungen sowie tiefgreifende Wunden notwendig ist.

Diagnose Charcot-FußUm zu einer Diagnose zu gelangen, untersucht der Arzt den Fuß und das Sprunggelenk @ memorisz /AdobeStock

Wie wird ein Charcot-Fuß behandelt?

Die Behandlung des Charcot-Fußes ist komplex und erfordert eine interdisziplinäre Vorgehensweise. Wichtige Therapien umfassen:

  • Ruhigstellung des Fußes durch spezielle Orthesen oder Gipsverbände. Diese Maßnahme ist sicherlich die Wichtigste, um den Krankheitsprozess aufzuhalten und schwere Folgeschäden zuvermeiden. Vielfach ist eine längere Ruhigstellung notwendig, welche durchaus viele Wochen oder gar Monate betragen kann. Einerseits ist es verständlich, dass die Sinnhaftigkeit dieser konsequenten Ruhigstellung von vielen Patienten angezweifelt wird. Dennoch liegt hier das größte Potential in der Behandlungsmöglichkeit zur Vermeidung von schwerwiegenden Folgen und einer möglichen Amputation des Beines. Daher sollte der Empfehlung einer konsequenten Ruhigstellung zuverlässig nachgekommen werden.
  • Blutzuckerkontrolle zur Vermeidung weiterer Nervenschäden
  • Krankengymnastik (Physiotherapie) zur Stabilisierung und Verbesserung der Fußfunktion
  • Operative = chirurgische Eingriffe zur Korrektur von Deformationen, was allerdings erst in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung oder Eiteransammlungen notwendig ist

Physiotherapie bei Charcot-FußPhysiotherapie und Fußgymnastik ist bei einem Charcot-Fuß besonders wichtig, da ein erhöhtes Sturzrisiko durch verminderte sensomotorische Kontrolle besteht @ Olga Miltsova /AdobeStock

Wer ist spezialisiert auf die Behandlung des Charcot-Fußes?

Spezialisten für die Behandlung des Charcot-Fußes sind DiabetologenOrthopäden und Podologen. Diese spezialisierten Mediziner arbeiten oft in speziellen Fußzentren zusammen, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.

Wie ist die Prognose eines Charcot-Fußes?

Der Verlauf des Charcot-Fußes kann sehr unterschiedlich sein und hängt stark von der frühzeitigen Diagnose und der konsequenten Behandlung ab. Mit der richtigen Therapie lässt sich der Krankheitsverlauf oft positiv beeinflussen. Wichtig ist dabei:

  • Regelmäßige klinische und ggf. bildgebende Kontrollen
  • Konsequente Fußpflege und -kontrolle durch den Patienten und eventuell zusätzlich einen Podologen (im Volksmund auch Fußpfleger genannt)
  • Anpassung des Lebensstils zur Blutzuckerkontrolle und Vermeidung von Übergewicht

Durch eine konsequente Therapie und Nachsorge kann in den meisten Fällen eine Amputation vermieden werden. Bei schweren Verläufen kann jedoch trotz aller Bemühungen eine Operation notwendig werden.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Charcot-Fuß ist eine ernsthafte Komplikation des diabetischen Fußsyndroms ist, die eine frühzeitige Diagnose und intensive Behandlung erfordert. Durch eine enge Zusammenarbeit mit Spezialisten und konsequente Blutzuckerkontrollen können betroffene Patienten den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen und ihre Lebensqualität erhalten. Achten Sie daher auf die ersten Anzeichen und suchen Sie bei Verdacht umgehend medizinischen Rat, um schwere Folgen zu vermeiden.

Quellen

  • Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
  • International Working Group on the Diabetic Foot (IWGDF)
  • American Diabetes Association (ADA)
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